Essen. Aber weil die indivuelle Qualität beim 5:1-Sieg der Münchner bei Borussia Dortmund den Unterschied ausgemacht hat, war es der falsche Mann, der gehüpft ist. Trainer Louis van Gaal hätte Franck Ribery in die Arme springen müssen. Nicht umgekehrt.

Nachdem Franck Ribery in der 65. Minute der Partie bei Borussia Dortmund einen Freistoß zum 3:1 für die Bayern ins Tor gezirkelt hatte, ist er mit einer Vehemenz auf seinen Trainer Louis van Gaal zugestürmt, die eindeutig Auskunft gab über seinen Fitnessstand. Top in Form, der Franzose, offensichtlich, entgegen der Bedenken, die es gab bei, na ja, bei seinem Trainer Louis van Gaal. Und wie steht es nun um Riberys Beziehung zu diesem strengen Niederländer, der darüber entscheidet, ob er schöne Freistöße in Tore verwandeln darf? Klasse, ganz eindeutig. Wunderbare Freundschaft, mindestens. Wäre es nicht so, wäre der Künstler doch nach seiner tollen Laufleistung van Gaal nicht in die Arme gesprungen.

Bayern München ist also wieder da

Es sollte wohl eine Demonstration sein, eine Demonstration, die allen Kritikern den Wind aus den Segeln raubt und den Fans, den eigenen, die Tränen der Rührung in die Augen treibt. Der FC Bayern München ist also wieder da. Dissonanzen gab es gar keine, da haben die Medien wohl mal wieder böswillig von ganz weit außen etwas in den Klub hineininterpretiert, während drinnen, im Vereinsheim, gekuschelt wurde. Und ein 5:1-Sieg in Dortmund, der setzt doch ein mächtiges Signal gegen die von ganz weit außen herbeigeschwätzte Krise, eines von diesen Bayern-Signalen, das auf die Bundesliga gefälligst zu wirken hat wie einst die gehisste Totenkopfflagge auf hoher See.

Wer diesem FCB nicht wirklich in Liebe zugetan ist, der darf aber immerhin noch anmerken, dass die süßliche Ribery-Demonstration mit Realität so eng verbunden sein dürfte wie ein Lore-Roman. Und den Erfolg bei der Borussia, den wollte ja selbst van Gaal nicht auf eine überzeugende Mannschaftsleistung zurückführen, darauf, dass alle Zahnrädchen reibungslos ineinander gegriffen hätten. Selbst er, der doch von der unbedingten Wahrheit seiner eigenen Lehre so erfüllt ist, hatte eine „individuelle Qualität” bei den Bayern beobachtet, die am Ende den Unterschied herausarbeitete.

Was bedeutet das nun? Dass ein Ribery ein bisschen lieb zu seinem Trainer ist (Tore plus Demo), wenn der Trainer ein bisschen lieb zu ihm ist (immer hübsch aufstellen, den Franck). Dass Bayern das Geld hatte und hat, sich Qualität zu leisten. Dass der Fußball nicht so geheimnisvoll ist, wie es ein selbstbewusster Herr wie van Gaal gerne glauben machen möchte. Als bestes Beispiel dafür muss aktuell Hertha BSC Berlin herhalten. Wie war es doch noch in der vergangenen Saison? Hatte da nicht der Trainer und Systemweise Lucien Favre quasi allein für ein irres Hurra gesorgt? Und jetzt stecken die Hauptstädter, die 2008/2009 noch von der Meisterschaft träumen durften, nach einer 1:2-Niederlage beim Aufsteiger Mainz 05 im Tabellenkeller fest. Möglicherweise ja, weil sie keinen Marko Pantelic und keinen Andrej Woronin mehr haben. So, wie Borussia Dortmund keinen Mladen Petric mehr hat. Dann spielt man eben am Samstagnachmittag ziemlich stark (erste Halbzeit!) gegen die Bayern und verliert am Ende doch haushoch. Und am Abend kann man sich dann vor den Fernseher setzen und bewundern, wie der Ex mit dem Hamburger SV den VfB Stuttgart wegräumt.