Washington. Früher war der Verwaltungsrat von General Motors eher ein schläfriges Abnick-Gremium, das Entscheidungen des Managements einfach durchwinkte.

Doch das hat sich kräftig geändert, seit Amerikas Steuerzahler den taumelnden Detroiter Autoriesen mit 50 Milliarden Dollar aus öffentlichen Kassen vor der Pleite bewahrte. Vor allem Vorstandschef Edward Whitacre (67), der nach eigenen Worten von Autos nichts versteht. In der Telefonbranche machte er eine steile Karriere und erst nach langem Drängen der Obama-Regierung tauschte Whitacre den gut gepolsterten Ruhestand mit dem Aufseherjob bei GM. Angesichts der Milliarden-Stützungen für ihn ein „Dienst an der Gesellschaft”.

Whitacre soll die frühere GM-Konsenskultur, die das Unternehmen entscheidend mit in die Pleite führte, ausfegen und dabei auch ein wachsames Auge auf GM-Chef Jim Henderson haben. Angeblich war Whitacre, einst ehrenamtlicher Präsident der US-Pfadfinder und bekennender Computer-Hasser, auch die treibende Kraft bei der letzten Sitzung des 13-köpfigen Verwaltungsrats. Dabei hatten sich einige Mitglieder geweigert, Hendersons Wunsch nachzukommen, Opel an Magna, den Favoriten der Bundesregierung, zu verkaufen.

Faktisch freilich kontrolliert Washington das höchste Aufsehergremium des US-Autoriesen. Gleich zehn Vertreter hat das US-Finanzministerium nominiert. Dazu zählen etwa die Top-Managerin Patricia Russo, die 2008 als Chefin des fusionierten Telekommunikationskonzerns Alcatel-Lucent noch geschasst worden war. Auch die beiden Vertreter privater Investmentgesellschaften im Verwaltungsrat werden sich bei ihren Überlegungen wohl kaum für den Erhalt von Arbeitsplätzen im fernen Deutschland leiten lassen. Hinzu kommen Vorstand Whitacre, ein Vertreter Kanadas, das an GM beteiligt ist, sowie ein Gewerkschafter für die Arbeitnehmerseite.

Weltweit mitspielen

So liegt auf der Hand, dass der Verwaltungsrat ungeachtet des deutschen Drängens keine Lösung absegnet, die nicht eng mit der US-Regierung abgesprochen ist. Beide ziehen am gleichen Strang. GM will weiter weltweit mitspielen. Und Washington hält eine nationale Autoindustrie für unverzichtbar. Die Interessen der deutschen Politik und der Wahlkampf spielen in Detroit keine Rolle, werden allenfalls am Rande wahrgenommen. Und unter Zeitdruck lässt sich der Verwaltungsrat nicht setzen. Die nächste Sitzung ist Anfang September.