Essen. Trotz vieler Neuinfektion in NRW hält der Virologe Ulf Dittmer „Panik und Angst“ für nicht angebracht. Eine Entwarnung sei dies aber nicht.

In vielen Städten Nordrhein-Westfalens steigt die Zahl der Corona-Fälle in diesen Tagen rapide an. Dennoch spricht der leitende Virologe am Essener Uni-Klinikum von einer durchaus stabilen Infektions-Lage in Deutschland und NRW. In unserer wöchentlichen Video-Sprechstunde sagt der Essener Mediziner Prof. Ulf Dittmer: „Es ist keine Panik angebracht, auch keine Angst.“

Das liegt daran, dass der R-Wert, der aussagt, wie viele Menschen sich bei einem Infizierten anstecken, bei ungefähr Eins liegt. Dittmer: „Die Infektionszahlen sind so, dass sie noch geringer sind, als wir das bei anderen Virusinfektionen kennen.“ Auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, in denen sich das Virus wieder exponentiell ausbreitet, stünde Deutschland aktuell noch gut dar.

Infektionsketten: Je höher die Zahl, umso schwieriger ist die Nachverfolgung

Eine Entwarnung ist dies trotzdem nicht, denn vor uns liegen Herbst und Winter. Und das Virus kann sich bei nasskaltem Wetter, bei dem wir uns auf wieder mehr in Räumen aufhalten, besser ausbreiten.

Aus Sicht des Essener Virologen ist die Strategie, mit der das Land NRW auf die Pandemie reagiert, die richtige: „Aus virologischer Sicht macht es absolut Sinn, dort anders zu reagieren, wo wir viele Virusinfektion haben, als an anderen Stellen.“

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Auch der Grenzwert von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner, bei dem die Corona-Ampel in einer Stadt oder einem Landkreis dann auf Rot springt, nennt Virologe Dittmer durchaus sinnvoll.

„Wenn wir in einen Bereich von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner kommen, wird es wirklich sehr schwer für die Gesundheitsämter, die Infektketten zu verfolgen und diese zu unterbrechen.“ Alles darüber hinaus ließe sich, so Dittmer weiter, „eigentlich gar nicht mehr nachverfolgen und nicht mehr gegensteuern.“ (red)