Essen. Ein Blitz schlägt nie zweimal an derselben Stelle ein? Wer sich auf Bauernweisheiten rund ums Wetter verlässt, liegt oft falsch. Wir klären auf!

Wenn es ums Wetter geht, verstehen die Deutschen keinen Spaß. Vor allem nicht, wenn der versprochene Sonnenschein auf sich warten lässt. Aber ein Patentrezept für eine 100-prozentige Wettervorhersage gibt es nicht. Auch weit verbreitete Bauernregeln sollte man nicht all zu ernst nehmen. Aber egal, wie sich der Sommer noch entwickelt - so schlimm wie im legendär verregnetem England wird es hier schon nicht werden, oder doch? Wetterexperte Malte Witt vom Deutschen Wetterdienst in Essen räumt mit zehn Mythen rund um das Thema Wetter auf.

Eichen sollst du weichen – Buchen sollst du suchen“

"Bei Gewittern gilt immer: weg vom Baum!" Bäume sind in der Regel höher als die Umgebung und stellen laut Witt immer ein gutes Ziel für Blitze dar, egal um welche Baumart es sich handelt. Eine mögliche Erklärung für diese "Pseudo-Weisheit" bestehe darin, dass "Bucken" eine Beschreibung für flache Sträucher waren und dem Blitz somit ein schlechtes Ziel boten. Durch Lautverschiebung wurde aus "ck" ein "ch". Andere Erklärungen gingen hingegen davon aus, dass man Schäden an Buchen weniger stark wahrnimmt als an Eichen. Oder aber, dass Eichen häufig als sogenannte "Solitärbäume" auftreten, die ein besonders hervorgehobenes Ziel bieten, so der Experte.

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Der Frosch im Glas sagt das Wetter voraus

Der Mythos vom grünen Frosch im Glas, der eine Leiter auf- und ab klettert, stimmt ebenfalls nicht. Der Frosch reagiere wie die meisten Tiere lediglich auf seine äußeren Umstände. "Bei schönem Wetter fliegt sein Futter ein wenig höher als bei schlechtem Wetter. Also klettert der Frosch nach oben. Bei schlechtem Wetter fliegen Insekten tiefer, der Frosch geht nach unten." Um herauszufinden, wie das Wetter ist, könne man also genauso gut einfach aus dem Fenster schauen, anstatt einen Frosch in ein Glas zu sperren.

"Regnet’s am Siebenschläfertag, es noch sieben Wochen regnen mag"

"Dieser Lostag (feststehende Tage, mit denen man Prognosen über einen längeren Zeitraum anstellen können soll)", sagt Malte Witt, "hat tatsächlich eine relativ gute Trefferquote." Ein Gesetz ist dieser Aberglaube aber nicht. Vielmehr sollte nicht nur am eigentlichen Tag das Wetter betrachtet werden, sondern die Großwetterlage über einen Zeitraum vom ungefähr 27. Juni bis zum 7. Juli. Die Wetterlagen, die sich dann etablieren, seien oftmals langanhaltend, zumindest, wenn es sich um wechselhaftes Schauerwetter handelt. "Die Trefferquote liegt dann bei 60 bis 80 Prozent, wobei sie im Süden Deutschlands höher ist als im Norden."

Ein Blitz schlägt nie zweimal an derselben Stelle ein

Oh doch, das tut so ein Blitz tatsächlich gerne. Das Empire State Building zum Beispiel wird laut Witt im Jahr im Schnitt von 25 Blitzen getroffen – "elektrischer Strom verfolgt in der Regel den Weg des geringsten Widerstands". Ein einmal getroffenes Ziel kann für Blitze also auch nachfolgend attraktiv sein.

Bei Gewitter wird die Milch sauer

Gewitter entwickeln sich häufig in feuchtwarmer, schwüler Luft, in der würden sich auch Bakterien bevorzugt vermehren. Dann werde aber nicht nur die Milch sauer, sondern auch Suppen und Eintöpfe würden dazu neigen, zu verderben. Das Problem lässt sich heute aber relativ leicht lösen: Man stellt die Milch in den Kühlschrank - den gab’s früher nämlich noch nicht, ebenso wenig wie Konservierungsstoffe.

Wolken sind leicht

Auch wenn Wolken zwar in der Schwebe gehalten werden, leicht seien sie trotzdem nicht. "Wolken bestehen aus kleinsten Wassertröpfchen. Schönwetter, aber auch Gewitterwolken werden durch Aufwinde in der Schwebe gehalten." Dennoch könnten Gewitterwolken 20.000.000 bis 100.000.000 Tonnen Wasser enthalten.

"Abendrot: Schönwetterbot – Morgenrot: schlecht Wetter droht"

Komplett falsch ist diese Bauernregel nicht, nein. "Bei Abendrot ist der Blick in der Regel frei nach Westen, man sieht keine Wolken, die Regen bringen können." Von dort ziehe meistens das Wetter auf. Bei Morgenrot sei die Sicht jedoch frei nach Osten (also keine abgezogenen Wolken); manchmal würden auch bereits erste hohe Wolkenfelder im Westen Rot angestrahlt werden, die im Tagesverlauf Regen bringen könnten. "Das Ganze funktioniert allerdings nur bei Westwind…"

Im Sommer ist es mittags am wärmsten

Im Sommer sei zwar die Einstrahlung am Mittag am wärmsten, die Höchsttemperatur werde jedoch in der Regel erst im Laufe des Nachmittags nach dem Sonnenhöchststand erreicht. Denn Luftschichten und Erdboden geben Hitze nur zögerlich ab. "Denselben umgekehrten Effekt sieht man übrigens auch bei Tiefsttemperaturen." Diese werden laut Wetterexperte Witt nicht um Mitternacht erreicht, sondern erst kurz nach Sonnenaufgang – bis dahin würden Boden, Gebäude und Luftschichten noch Wärme abgeben.

In England regnet es ständig

"Wenn man die klimatologischen Mittelwerte von Hamburg mit denen von London vergleicht, fällt auf, dass es in Norddeutschland an 133 Tagen im Jahr insgesamt 770 Liter pro Quadratmeter regnet, in England aber nur an 110 Tagen, mit nur 601 Liter pro Quadratmeter." Ab und an käme es auch vor, dass sich das Azorenhoch nach Norden verschiebt. Dann herrsche in England bestes Wetter. Was jedoch stimmt: Die Britischen Inseln liegen mitten im Atlantik und werden häufig von Tiefdruckgebieten überquert, die feuchte Luftmassen und Regen mit sich bringen.

Bei heißem Wetter hilft Dauerlüften

Bei heißem Wetter fühle sich ein bewegter Luftstrom zwar angenehmer an als eine stehende Luftmasse, kühler wird es dadurch jedoch nicht, weiß der Experte. Im Gegenteil: "Die Wände und Möbel nehmen Energie auf und geben diese dann in der Nacht allmählich ab." In der Regel sollte man also abends bzw. bis in die frühen Morgenstunden lüften. Dann käme tatsächlich kühlere Luft in die Wohnung. Tagsüber sollte, wenn möglich, die Sonne durch Rollläden oder ähnliches abgeschirmt werden. Ohne Rollläden funktioniere ein geschlossener Raum wie ein Gewächshaus: Es wird warm – dann schade Dauerlüften zumindest nicht.