Essen. 2012 hatte im August eine Bruthitze die Rhein-Ruhr-Region im Griff. Das scheint ganz lange her. Jetzt haben wir Regen, Wind und neun Grad Celsius. Und nicht jeder traut sich zu hoffen, dass es noch einmal besser wird: Handel, Gartenfreunde und Bäder stellen sich auf den Herbst ein.

Regen, Wind, gefühlte Kälte: Wer vor die Tür muss, wähnt sich im falschen Film, zumindest in der falschen Jahreszeit. Bescheidene neun Grad Celsius sagen Meteorologen für Großstädte wie Düsseldorf und Duisburg voraus. „Auf dem Land am Niederrhein können es auch ein, zwei Grad weniger sein“, erklärt Fabian Ruhnau vom Wetterdienst Meteogroup. Geht’s noch, August?! Mit Sommer hat das nichts mehr zu tun.

Wer Sommer erleben will, muss weit reisen (Meteorologen-Tipp: südliches Spanien), an Rhein und Ruhr übt das Wetter für den Herbst. „Tagsüber werden wir kaum die 20-Grad-Marke-knacken“, so Fabian Ruhnau. Die nächsten sieben bis zehn Tage – das ist der Zeitraum, den man seriös überblicken kann - ändere sich kaum etwas. Tja.

Ist jetzt immer Sommer-Schluss im Juli? Laut Experte Ruhnau können noch warme Tage kommen, versprechen kann er sie nicht: „Knappe 30 Grad sind am Niederrhein auch noch im September möglich.“Nur, sie fühlen sich dann schon anders an, weil die Sonne dann schon anders steht und die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Vor zwei Jahren habe man Ende August sogar noch eine regelrechte Hitzewelle erlebt mit Temperaturen von 38 Grad in Duisburg und Marl. Die Entscheidung fällt am Wochenende: Dreht der Wind und pustet dann aus Südwest (Spanien!), dann werden sogar die letzten Augusttage noch warm.

Countdown im Freibad

Am 31. August werden viele Freibäder in der Region schließen, wohl auch das am Wolfssee im Duisburger Süden. „Wir haben 35 000 Besucher in diesem Sommer gehabt, viele kommen da wohl nicht mehr zu“, meint Frank Skrube vom Betreiberverein DJK Poseidon. Er lässt aber noch eine Hintertüre offen: „Wenn es im September warm sein sollte, werden wir reagieren.“ Im Weseler Rheinbad (beheizt) fällt die Bilanz nicht schlecht aus: „Normal“ nennt Teamleiter Tim Rütter die zurückliegenden Monate. Auf Frühschwimmer ist weiter Verlass, trotzdem trudelt der Betrieb nun langsam aus. Saisonschluss: wohl auch am 31. August.

Ernüchterung im Biergarten 

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Thomas Kolaric vom Gaststättenverband Dehoga Niederrhein-Ruhr. Noch bleiben Stühle und Tische stehen. Der Draußen-Betrieb ist das Sahnehäubchen für die Gastronomen, durchschnittlich 10 bis 15 Prozent des Geldes werden dort verdient, sagt Kolaric. Viel Sahne war in diesem Sommer nicht, dafür sind drinnen Speisen besser gelaufen („bei 30 Grad haben die Leute ja sonst nicht so richtig Appetit“).

„Wir richten uns langsam auf den Herbst ein“, sagt aber Volker Pillekamp. Drei Wochen hat sein Lokal „Zur Arche“, ein beliebter Ausflüglertreff direkt am Rhein bei Voerde noch offen, dann geht es in die Betriebsferien. Der Sommer war durchschnittlich, sagt Pillekamp. Etwas schwierig: die vielen plötzlichen Regenfälle. Rein ins Lokal, dann wieder raus auf die Terrasse, wieder Regen, wieder rein...

Handel räumt um - schon eher mit dem Schlussverkauf begonnen

Vom Wetter verrückt machen lassen sich die Textilhändler schon lange nicht mehr. „Die feste Einteilung des Jahres in vier Kollektionen ist vorbei“, erklärt Anne Linnenbrügger-Schauer vom Handelsverband NRW. Stattdessen können die Händler heute fast monatlich auf neue Kollektionen zurückgreifen – und werden so flexibler. Zudem können die Unternehmen Termine für Schlussverkäufe frei festlegen, auch wenn im Sommer grob der letzte Montag im Juli als Startdatum gilt. „In diesem Jahr haben wir aber schon eher mit dem Schlussverkauf begonnen“, verrät ein Sprecher des Düsseldorfer C&A-Konzerns. Sommerware sei gut abverkauft wurden. Nun, da es kühler wird, habe man die Herbstkollektion in den Regalen.

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Aufräumen im Garten

Die Obsternte begann früher, erste Gartenfreunde fangen sogar schon mit dem Aufräumen an. „Es könnte gut schon Herbst sein“, sagt Jochen Langen vom Kleingartenverein Hartmannstraße in Oberhausen. Dem Sommer ist man dort gar nicht gram. Das feuchte und warme Wetter hat für eine üppige Ernte gesorgt; auch die Nacktschnecken hatten die Oberhausener im Griff (Tipp: Stroh unter die Pflanzen, bindet die morgendliche Taufeuchtigkeit). Ein paar warme Tage sollten aber noch kommen, meint Langen – „damit die Natur sich noch etwas ausleben kann.“