Essen. Auf NRW kommt ungemütliches Wetter zu. Mit diesen Tricks und Routinen bereiten Sie Ihr Haus auf Unwetter, Stürme und Gewitter vor.

  • Für Hausbesitzer wird es umso wichtiger, dass ihr Heim wettersicher ist.
  • Sie müssen nicht nur eigene Schäden verhindern, sondern auch Haftpflichtschäden an Leib und Gut Dritter.
  • Tipps zu den wichtigsten Absicherungen und Vorbereitungen, wenn ein Sturm naht.

Die Zahl der starken Stürme verdoppelt sich bis zum Jahr 2100 – davon gehen Forscher aus. Eine Klimastudie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Freien Universität Berlin und der Universität Köln prognostiziert zudem, dass sich die Zahl der extremen Überschwemmungen verdoppelt. Heißt: Für Hausbesitzer wird es umso wichtiger, dass ihr Heim wettersicher ist.

Sie müssen nicht nur eigene Schäden verhindern, sondern auch Haftpflichtschäden an Leib und Gut Dritter, zum Beispiel durch abbrechende Äste. Schließlich gilt auch für sie die Verkehrssicherungspflicht – sie müssen dafür sorgen, dass vom Grundstück keine Gefahr für Dritte ausgeht.

Sturm und Unwetter in NRW: So sollten sich Hausbesitzer vorbereiten

Diese Tipps gibt der Verband Privater Bauherren (VPB) zu den wichtigsten Absicherungen und Vorbereitungen, wenn ein Sturm naht oder einfach ein Kontrollgang rund ums Haus fällig ist.

Auch interessant

Grundsätzlich: Für jährliche Kontrollen und Wartungen (zum Beispiel Dichtungsfugen am Balkon kontrollieren, Drainaige durchspülen oder Ablaufrinne reinigen) sollte man sich eine "Jahresliste" schreiben und einen festen Tag freihalten. Die Experten betonen auch: Vieles kann man selbst machen – aber nicht alles. Gerade bei Wasser ist die Expertise und Garantie eines Fachbetriebs wichtig. Einige Arbeiten, etwa auf dem Dach, sind zudem gefährlich.

Akute Vorbereitungen auf einen herannahenden starken Sturm sollten sein:

  • Strom im Keller abstellen
  • Rückstauklappe kontrollieren, damit kein Kanalwasser ins Haus drückt
  • Elektrogeräte vom Netz nehmen, um Überspannungsschäden bei Blitzeinschlag zu verhindern
  • Fenster schließen
  • Rollläden komplett öffnen oder komplett schließen, damit sich dahinter der Wind nicht fängt
  • lose Gegenstände sichern (Blumentöpfe, Fahrräder, Gartenmöbel, Trampolins, Schwimmbecken), sie verursachen häufiger Schäden als etwa umstürzende Bäume
  • Mülltonnen sichern
  • leicht erreichbare Abflüsse kontrollieren (Balkon, Innenhof, Kellertreppe)
  • Auto unterstellen

Hierauf sollten Sie achten, um Ihr Haus auf Dauer wetterfest zu halten:

Dachziegel: Hausbesitzer sollten regelmäßig kontrollieren lassen, ob die Dachpfannen noch richtig sitzen. Sonst kommt nicht nur Wasser dahinter, sondern auch Windböen. Lassen Sie das den Fachmann machen – der sieht verrutschte Schindeln sofort. Denn selbst kleinste Lücken im Dach lassen Wasser rein. Nach dem Sturm sollte man erstmal selbst nachschauen, entweder aus dem Dachfenster oder mit dem Fernglas vom Nachbarhaus aus. Auch innen zeigen sich Wasserschäden schnell. Aber nicht immer sieht man die Ursache von außen: Der Sturm kann, bei sehr ungünstigem Wind, auch von unten Wasser hinter perfekt liegende Schindeln drücken.

  • Selbst kontrollieren? Nach einem Unwetter ja, die regelmäßige Kontrolle sollte der Fachmann erledigen.
  • Schäden? Wasserschäden, Haftpflichtschäden.

Vo einem Sturm zerstörte Dachpfannen liegen vor einem Haus in Witten (Symbolbild). Hausbesitzer sollten regelmäßig kontrollieren lassen, ob die Dachpfannen noch richtig sitzen.
Vo einem Sturm zerstörte Dachpfannen liegen vor einem Haus in Witten (Symbolbild). Hausbesitzer sollten regelmäßig kontrollieren lassen, ob die Dachpfannen noch richtig sitzen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Schornstein: Sitzen Schieferplatten und Schornsteinabdeckung noch fest? Beim Sturm reißt sich beides schnell los. Für den Kamin selbst ist das nicht schlimm. Es geht bei aktiven Kaminen auch ohne Abdeckung. Aber die schweren Teile können Fenster, Autos oder Passanten treffen und die Dachrinne verstopfen. Auch die Fugen rund um den Schornstein müssen dicht sein, damit Wasser nicht tröpfchenweise den Kamin herunterläuft..

  • Selbst kontrollieren? Zu gefährlich. Bitten Sie den Schornsteinfeger, kurz dran zu rütteln, wenn er oben ist!
  • Schäden? Wasserschäden, Haftpflichtschäden.

Antenne/Solarmodul: Hier sollten Hausbesitzer wirklich den Experten ranlassen – nicht nur, weil das Hantieren auf dem Dach zu gefährlich ist, sondern auch wegen der Technik. Ansonsten gilt das gleiche wie bei allen Aufbauten: Was nicht fest ist, kann wegwehen. Vor allem beim Solarpanel wird das teuer. Allerdings sei eine nachträgliche Montage von Solarmodulen immer problematisch. Die Gefahr, durch den Einbau eine undichte Stelle zu produzieren, sei groß.

  • Selbst kontrollieren? Nur, wenn man gut dran kommt, sonst zu gefährlich.
  • Schäden? Hohe Kosten, Unannehmlichkeiten im Alltag, Haftpflichtschäden.

Blitzableiter: Ein Blitzableiter ("äußere Blitzschutzanlage") ist zwar nicht immer Pflicht, aber man sollte ihn dennoch haben – schon allein wegen der Versicherung. Empfehlung: Die Anlage sollte alle zwei Jahre kontrolliert werden. Dabei können die Experten auch sehen, ob bereits ein Blitz eingeschlagen hat. Um Überspannungsschäden komplett zu verhindern, braucht es neben dem äußeren Blitzableiter auch einen inneren Blitzschutz. Auch der muss gewartet werden.

  • Selbst kontrollieren? Nein.
  • Folgen? Feuer, defekte technische Geräte, hoher Schaden, geringere Versicherungsleistung.

Dachterrasse und Flachdach: Jede horizontale Fläche ist ein Risiko, weil sich dort schnell Wasser sammelt und lange steht. Die Fläche ist mit einer Folie gedeckt, die am Rand hochgezogen und mit einer Leiste fixiert wird. So entsteht ein "Pool" mit Ablauf an einer Seite. Aber mit der Zeit schrumpft diese Folie. Dann spannt sie und wird anfällig für Risse und Macken. Durch das Schrumpfen zieht sich die Folie auch unter der Seitenleiste weg. Dann kommt Wasser dahinter. Hausbesitzer sollten regelmäßig kontrollieren, ob die Folie intakt ist. Dafür müsse man auch mal den kompletten Aufbau (Holzfliesen o.ä.) von der Terrasse nehmen.

  • Selbst kontrollieren? Ja, reparieren lieber nicht.
  • Schäden? Erhebliche Wasserschäden.

Dachfenster: Der schlimmste Feind des Dachfensters ist Moos. Wenn sich Dreck unterhalb des Fensters (also in der handbreiten Lücke zwischen Außenrahmen und Dachpfannen) sammelt und Moos darauf wächst, saugt sich die Masse voll wie ein Schwamm. Entsprechend lange hält sich die Nässe. Und irgendwann wird's innen nass.

  • Selbst kontrollieren und säubern? Ja.
  • Schäden? Kleinere Wasserschäden.

Regenrinne/Fallrohr: Ist der Ablauf frei? Sind Rinne und Rohr dicht? Hier lohnen ein Blick aus dem Dachfenster und ein Rundgang, wenn es gerade stark regnet. Aber auch, wenn akut nichts überläuft, sollte man Rinne und Laubfang regelmäßig reinigen. Je nach Höhe reicht eine Leiter oder eine Kantbürste mit Teleskopstiel. Geht's höher hinaus sollte ein Fachmann ran. Echte Prävention gegen Feuchtigkeit sei: Bäume weg! Direkt am Haus haben sie nichts zu suchen, schon allein wegen des Drecks in der Rinne.

Ist die Rinne undicht, muss man sie abdichten (lassen), zum Beispiel mit Bitumenband. Silikon sollte nur eine Zwischenlösung sein. Wer löten oder schweißen muss aufpassen, dass die Dachkonstruktion nicht unentdeckt Feuer fängt. Vor einem Sturm sollte man zudem sicherstellen, dass am Fallrohr alle Wandverankerungen fest sind.

  • Selbst kontrollieren, säubern und flicken? Ja, je nach Höhe und Größe des Lecks.
  • Schäden? Wasserschäden, große Wasseransammlungen am Boden, Wasser in Wohnung/Keller.

Fassade: Selbst schmalste Risse müssen weg. Wasser sucht sich seinen Weg in den engsten Spalt – nicht nur bei Starkregen und Sturm. Wenn das Wasser im Winter gefriert und sich ausdehnt, wird der Riss breiter. Dann wird der Spalt zur Kältebrücke. Hausbesitzer sollten regelmäßig einen Rundgang wagen. Kleine Risse in nicht tragenden Wänden kann man selbst zukitten – breitere Risse sollte man zusätzlich mit Hinterfüllschnur stopfen. Werden es zu viele Risse oder sind tragende Gebäudeteile betroffen muss dringend der Statiker ran.

  • Selbst kontrollieren und ausbessern? Erstmal ja (je nach Schaden).
  • Schäden? Wasserschäden, höhere Heizkosten.

Balkon: Ist der Ablauf frei? Balkone werden bei Schlagregen schnell zum Schwimmbecken. Der Ablauf ins Fallrohr ist meist leicht zu reinigen. Aber sind auch die Fugen dicht? Falls sich Wasser staut, darf nichts in die Wand oder Wohnung laufen. Fugen zur Wand hin müssen genauso gewartet werden wie der Anschluss an die Balkontür. Hausbesitzer können Silikonfugen mit etwas Übung selbst neu ziehen. Aber sie müssen auch sauber bleiben: Dreck und Staub machen das Material brüchig, und Moos drückt stehende Nässe in die Wand. Undichte Fugen mahnt die Versicherung im Schadensfall an: "Wartungsfugen" müssen (wie in der Dusche) regelmäßig ausgebessert werden.

  • Selbst machen und ausbessern? Ja.
  • Schäden? Feuchte Wände, Wasser in der Wohnung, geringere Versicherungsleistung.

Fenster: Auch die Fenster müssen dicht sein – vor allem, wenn Sturm droht oder der Winter kommt. Die Dichtungsgummis sollte man regelmäßig säubern und kontrollieren. Gegebenenfalls müssen sie raus, aber das kann man (sofern man die richtige Größe kennt) leicht selbst machen. Griffe und Beschläge sollte man ölen oder nachziehen, damit alles leicht, aber fest schließt. Greifen die Gegenstücke nicht fest genug ineinander, kann eine starke Böe das Fenster aufdrücken. Auch hier darf die Dichtungsfuge nicht zustauben, damit sie schön elastisch bleibt. Sonst sammelt sich Feuchtigkeit. Der Kerzen-Test ist nicht aussagekräftig, denn die Flamme bewegt sich immer. Es gibt kaum ein Fenster, durch das nicht etwas Luft kommt. Und das für einen geregelten Luftaustausch auch gut so. Heißt: Wo es nicht zieht, schimmelt es eher.

  • Selbst kontrollieren und ausbessern? Ja.
  • Folgen? Schimmel, höhere Heizkosten, Straßenlärm.

Kellertüren: Die Außentür zum Keller wird oft vernachlässigt. Damit bei Starkregen möglichst alles ablaufen kann, muss die Ablaufrinne freigehalten werden – auch die im (Wasch-)Keller selbst. Deshalb raten Bauexperten dringend zu einem Vordach. Die Mindestlösung: Damit Regenwasser nicht an der Tür herunterläuft und drinnen abtropft, hilft ein Wetterschenkel, also ein kleiner bodennaher Überstand am Türblatt.

  • Selbst kontrollieren und anbringen? Ja.
  • Folgen? Wasser im Keller (Rinnsal bis Überschwemmung).

Kellerfenster und Lichtschächte: Hier regnet es oft rein – daher müssen die Schächte an Abfluss oder Drainage angeschlossen sein und regelmäßig gesäubert werden. Gegebenenfalls ist eine Abdeckplatte ratsam, sofern sie nicht die Belüftung stört. Dass die Fenster bei drohendem Unwetter geschlossen werden müssen sollte klar sein. Und auch nach einem Gewitter sollten die Fenster zu bleiben, vor allem im Sommer, wenn die Luft viel wärmer und feuchter ist als drinnen. Sonst schlägt sich die Feuchtigkeit da ab, wo es kalt ist – an der Kellerwand. Deshalb sollten Kellerfenster im Sommer grundsätzlich zu bleiben. Auch in der Waschküche sollte man möglichst nur stoßlüften.

  • Selbst machen? Ja.
  • Folgen? Feuchter Keller, Rinnsal bis Überschwemmung.

Drainage: Ums Haus herum ist meist eine Drainage verlegt, die das Grundstück entwässert. Sie muss regelmäßig durchgespült werden, damit sie nicht verschlammt. Das könne der Hausbesitzer selbst machen, solange er Bescheid weiß. Selbermacher müssen aber auf den richtigen Wasserdruck achten – zu wenig ist wirkungslos, zu viel schädigt die Drainage. Spätestens bei eingewachsenen Wurzeln muss ein Fachmann ran.

  • Selbst reinigen? Erstmal ja.
  • Folgen? Überschwemmung auf dem Grundstück, nasser Keller, Wasserschaden im Haus.

Gartenhaus, Carport: Sind Holzhaus oder Carport schwer und standfest genug? Was nicht ordentlich verankert ist fliegt weg. Was oft vergessen wird: Bei drohendem Sturm müssen Türen und Fenster fest verschlossen sein! Zudem muss das Flachdach hoher Schneelast standhalten.

  • Selbst machen? Ja, aber Fachleute können die Sturmsicherheit besser einschätzen.
  • Folgen? Haftpflichtschäden durch umherfliegende Teile.

Bäume und Wurzeln: Der Grundstücksbesitzer hat die "Verkehrssicherungspflicht", muss also dafür sorgen, dass auch von Bäumen keine Gefahr für andere ausgeht. Er muss aber nur für Schäden zahlen, die er hätte verhindern können – etwa, wenn ein morscher Ast auf ein Auto fällt oder ein kranker Baum aufs Nachbarhaus kippt. Wenn er beweisen kann, dass ein Baumsachverständiger den Baum als sicher bewertet hat, ist er aus dem Schneider – auch, wenn ein Sturm den Baum entwurzelt. Er kann seine Bäume auch regelmäßig selbst auf Sicherheit und Krankheiten prüfen, schneiden und sichern, muss das im Zweifel aber beweisen. Bäume sind bei Umwetter aber auch ein unterirdisches Problem, denn die Wurzeln durchlöchern oder verschieben Rohre, Abflüsse und Drainagen.

  • Selbst kontrollieren und sichern? Zum Teil, aber zur Sicherheit sollte der Fachmann ran.
  • Folgen? Haftpflichtschäden, Wasserschäden, Überschwemmung.

Abflüsse/Ablaufrinnen: Fast jedes Haus hat irgendwo eine Rinne oder einen Abfluss – an der Terrasse, im Hof, vor der Garage, an der Einfahrt. Vor allem bei Starkregen ist es wichtig, dass das Wasser schnell in den Kanal abfließt. Mindestens einmal im Jahr müssen die Rinnen und Abläufe gereinigt werden. Damit keine Blätter hineinfallen, dürfen Hausbesitzer das Rost abdecken. Grober Hasendraht hält nur Blätter ab – sicherer ist feines Alugewebe. Dann fließt aber auch Wasser nicht so schnell ab.

  • Selbst machen? Ja.
  • Folgen? Überschwemmung, geringere Versicherungsleistung.