Essen. . Eifersucht gehört zur Liebe? Wer verliebt ist, streitet nicht? Gegensätze ziehen sich an oder war es doch Gleich und Gleich gesellt sich gern? Um die Liebe ranken sich seit eh und je viele Mythen, Legenden und Irrtümer. Zum Valentinstag räumen wir mit den größten und verbreitetsten Märchen auf.
Der Himmel voller Geigen. Alles ist rosarot. Das Lächeln will nicht aus dem Gesicht verschwinden und im Bauch tänzeln Schmetterlinge auf und ab. Hach, wie schön ist doch die Liebe. Und doch gibt es rund um das Thema so viele Vorurteile, Halbwahrheiten und Legenden. Hier klären wir Sie über die häufigsten Irrtümer im feenstaubig glitzernden Liebesdschungel auf.
1. Es gibt nur die eine wahre Liebe
Wenn die erste intensive, innige Beziehung zu Ende geht, geht für viele auch gleich die Hoffnung auf ein neues Glück über Bord. "Es ist natürlich eine nachvollziehbare, nette Idee, dass es nur die eine große Liebe gibt", sagt Paartherapeut Rüdiger Wacker. "Es ist zwar immer traurig, wenn eine Partnerschaft auseinander geht, und in der akuten Situation ist es übel. Aber es kann etwas Neues geben. Nach einer gewissen Zeit ist man wieder offen für die Liebe."
2. Die rosarote Phase muss bleiben, sonst stimmt etwas nicht
Gerade war noch alles harmonisch, alles einfach und gut. Doch plötzlich kommt der Alltag und der Partner bringt nicht mehr so freiwillig den Müll raus, wie noch vor einer Weile? "Ich habe viele Klienten, die von Verliebtheit zu Verliebtheit springen, weil sie glauben, dass dieser Zustand der 'hormonellen Verseuchung' die Liebe ist.
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Doch wenn diese Verseuchung nachlässt, dann wandelt sich Verliebtheit in Liebe. Diese Schnittstelle ist ein Umbruch. Man muss dann lernen, den Menschen zu lieben und dessen Bedürfnisse zu schützen", so Wacker.
3. Wenn es ein Problem gibt, gibt es auch einen Schuldigen
Das ist in den seltensten Fällen so. Ein ganz großer Bereich der Konflikte entsteht durch das gemeinsame Zusammenspiel und nicht, weil einer alleine etwas falsch gemacht hat. Dazu sagt der Paartherapeut: "Man kann die Beziehung als eigene Organisation verstehen. es heißt nicht 'Du hast das getan' oder 'Ich habe das getan', sondern es geht um das Zusammenwirken. Man sollte sich nicht verbeißen."
4. Liebe braucht keine Worte
Falsch. Ein tiefer Blick in die Augen des Anderen und schon ist klar, was er will, wo ihm der Schuh drückt und was er morgen zum Abendessen will? Der Idee vom wortlosen Verständnis können sich Paare höchstens annähern. Denn, wer sich länger kennt, kann sich in die Gefühle des anderen hineindenken. "Auch in einer langjährigen Beziehung ist es wichtig, das Gespräch zu suchen. Denn nur so kommen Probleme auf den Tisch und können aus der Welt geschafft werden", so Wacker. "Man kann leicht in die Harmoniefalle geraten. Wenn nie über Konflikte geredet wird, kann das nicht gut sein." Und genauso wichtig sind ja auch die Pläne, Wünsche und Gefühle, die unausgesprochen vielleicht niemals erfüllt werden.
5. Jede freie Minute muss gemeinsam verbracht werden
Zeit miteinander zu verbringen ist schön. Keine Frage. Doch das ständige Aneinanderkleben birgt auch Gefahren: Schnell wird man sich langweilig. Es gibt nichts Neues, man hat nur noch dasselbe zu erzählen, weil man dasselbe erlebt hat. Lieber auch mal einen Ausflug alleine machen, ein eigenes Hobby suchen und schon werden die "Wie war dein Tag heute?"-Gespräche gleich viel spannender.
Gegensätze ziehen sich an?
6. Wer verliebt ist, streitet nicht
Friede, Freude, Eierkuchen? Das Leben in völlig harmonischer und diskussionsloser Zweisamkeit ist wohl einer der größten Irrtümer rund um die Liebe. Klar, Harmonie ist klasse, aber wenn der Wunsch danach zum Zwang wird und dazu führt, dass Probleme und die eigene Meinung verschwiegen werden, dann ist das für keine Partnerschaft gesund. Liebe braucht auch den Streit - wenn er als konstruktive Diskussion geführt wird. Ich-Botschaften sind das Stichwort.
7. Gegensätze ziehen sich an vs. Gleich und Gleich gesellt sich gern
In ihrer Aussage sind beide Aussagen völlig irrsinnig. Zu wenig Gemeinsamkeiten sind vielleicht in einer Affäre oder einer kurzen Beziehung spannend. Doch langfristig können völlig unterschiedliche Einstellungen belastend für eine Partnerschaft sein. Studien zufolge sind ähnliches Bildungsniveau und passende Zukunftsvorstellungen wichtig für eine funktionierende Beziehung.
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Genauso sind zu viele Gemeinsamkeiten auf die Dauer eine Gefahr für die Partnerschaft. "So ganz ohne Unterschiede wird es schnell langweilig", so Wacker. "Das beste ist die Mischung. Eine funktionierende Beziehung braucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Und die Balance zwischen ihnen."
8. Die große Liebe passiert auf den ersten Blick
Irrtum. Gefühle, die entstehen, wenn man eine Person zum allerersten Mal sieht kann natürlich auch ein Kribbeln und auch ein Hin-und-Weg mit Schmetterlingen im Bauch sein, doch die wahre und langfristige Liebe muss wachsen. "Was habe ich denn, wenn ich jemanden zu allerersten Mal sehe? Nur ein Bild. Und das kann sich natürlich auch zur Liebe entwickeln, aber die Begeisterung kann auch nach den ersten Worten des anderen verfliegen", erklärt der Paartherapeut. Tiefe Gefühle und die vielbesungene große Liebe muss auch dem zweiten, dritten, vierten, ... Blick standhalten.
9. Liebe ist, wenn man immer treu ist
Treue ist für jeden etwas anderes. Wo fängt der Betrug an? Beim Fremd-Flirten, beim Küssen oder erst beim Ausflug in ein fremdes Bett? Und reicht es da schon, wenn der einmalig war oder zählt erst die länger andauernde Affäre? Wenn die Beziehung einen Knacks hat, kann ein Seitensprung natürlich das Ende bedeuten. Doch so ein Fehltritt kann auch eine Chance bedeuten: über Probleme zu sprechen, Auswege zu finden und gemeinsam an der Partnerschaft und für eine gemeinsame Zukunft zu arbeiten. Dennoch: "In meiner Praxis habe ich bisher offenen Beziehungsversuche als Quelle gegenseitiger Verletzungen kennen gelernt. Das muss natürlich nicht heißen, dass das grundsätzlich nicht funktioniert." sagt Wacker.
10. Wer liebt, ist nicht eifersüchtig
Eifersucht kommt von der inneren Angst, den Partner zu verlieren und ihn nicht an sich binden zu können. Dabei können die Auswüchse bizarre Formen annehmen. Vom Kontrollieren des Handys bis zum Hinterherspionieren - der Eifersüchtige nutzt viele Möglichkeiten, um den Partner festzuhalten. Der fühlt sich oft eingeschränkt. Also lieber keine Regung zeigen, wenn der übertrieben nette Kollege die Freundin ständig in Beschlag nimmt? So einfach ist es dann auch nicht. Völlig fehlende Eifersucht kann vom Partner auch als fehlendes Interesse verstanden werden. "In ihren extremen Formen ist es immer ungünstig. Beides, übertriebene Eifersucht und vollständig fehlende Eifersucht haben gefährliche Wirkungen auf die Beziehung", sagt Wacker.
Machen Geheimnisse geheimnisvoller?
11. In der Liebe darf man keine Geheimnisse voreinander haben
Gut, Ehrlichkeit ist wichtig und Lügen sollten Sie ihrem Partner nicht erzählen. Doch er muss auch nicht über alles und jede Kleinigkeit Bescheid wissen. Zu zählen zum Beispiel die Abenteuer mit dem heißen Spanier/der Spanierin im Urlaub vor seiner/ihrer Zeit, die Erlebnisse mit dem/r Ex oder aber auch so banales wie Ihre Lieblings-Gesichtscreme und die ganz eigene Zehennägelschneide-Taktik. "Große Geheimnisse sollte es nicht geben, aber absolute Offenheit bedeutet ja auch, dass man sich Weihnachtsgeschenke verrät", so Wacker.
12. Je mehr Sex, desto größer die Liebe
Am Anfang einer neuen Beziehung fällt es schwer, die Finger überhaupt voneinander zu lassen. Doch die pure Leidenschaft ist nicht alles in der Partnerschaft. Bei Paaren, die länger zusammen sind, rückt das Körperliche immer weiter in den Hintergrund. Laut einer Allensbach-Umfrage ist für zwei Drittel der Deutschen die Harmonie wichtiger als Sex. "Ich erlebe bei meinen Klienten so viele Unterschiede.
Zwischen einmal alle drei Wochen und viermal pro Tag, ist alles dabei. Auch heißt guter Sex nicht gleich, dass die Beziehung gut ist und umgekehrt. Bei gutem Sex kann auch die Innigkeit und Nähe zwischen den Menschen fehlen", so Wacker. Wem jedoch der Sex im ewigen Alltagstrott fehlt, dem helfen einfache Tricks, wie Verabredungen mit dem Partner im Bett oder gegenseitige Massagen.
13. Mein Partner wird sich für mich ändern
Verabschieden Sie sich ganz schnell von dieser Illusion. Kleine Marotten wie das Essen mit offenem Mund, ist änderbar. Doch der Workaholik, der auch Daheim noch ständig seine Mails checkt, wird sicher nicht zum großen Feierabendgenießer und die tendenziell leicht eifersüchtige Frau nicht zur entspannten Partnerin, die den eigenen Mann völlig ohne Bauchgegrummel alleine auf die Piste schickt.
14. Freundschaft zwischen Männern und Frauen gibt es nicht
Doch, es kann funktionieren. Jedoch haben Befragungen gezeigt, dass Männer ihre platonischen Freundinnen häufig trotzdem auch anziehend finden. Frauen hingegen tun das seltener. Sie entscheiden sich oft schon recht schnell zwischen der Kategorisierung "potentieller Partner" und "platonischer Freund".
15. Mein Partner ist dafür verantwortlich, dass ich glücklich bin
Schön wäre es doch, wenn da der Ritter kommt und allein durch seine Anwesenheit all das Nervige, alle Probleme und Unsicherheiten aus dem eigenen Leben wegwischen würde. Natürlich soll man sich gemeinsam glücklich fühlen, doch den Partner dafür verantwortlich zu erklären ist zu viel des Guten. Psychologe Rüdiger Wacker sieht das so: "Die Idee: Ich muss meinen Partner glücklich machen oder er muss mich glücklich machen, ist falsch. Die Gefahr besteht, dass man die eigenen Bedürfnisse darüber hinaus vergisst und sich in eine Art Sklaverei begibt. Nur noch versucht, den Partner zufrieden zu stellen." Deshalb lieber die Fixierung auf den Partner lösen und auch mal wieder die Dinge tun, mit denen man sich selbst eine Freude machen kann.
Aufmerksamkeiten halten die Liebe frisch?
16. Nur wer sich selbst liebt, wird auch geliebt
Quatsch. Gerade als unsicherer Mensch, ist es besonders wichtig, geliebt zu werden - mit allen Fehlern und Schwächen. Wenn Menschen sich erst selbst lieben sollen, kann es gut bis ins hohe Alter dauern, bis man sich an eine Beziehung wagt, denn erst dann ist bei den meisten dieses Maß an Selbstakzeptanz erreicht. "Ein bisschen Wahres ist aber dran. Kleinere Selbstwert-Probleme kann ein Partner lösen. Andererseits kann ein Partner, der sich zu sehr selbst liebt, keinen anderen lieben. Der sucht dann keinen Partner, sondern einen Fan, einen Beleuchter. Da wird dann der andere instrumentalisiert und ist nur zur eigenen Selbsterhöhung da", erklärt Wacker.
17. Wer wirklich liebt, tut dies bedingungslos
Liebe völlig ohne Ansprüche? Das ist illusorisch. Natürlich ist ein "Ich liebe dich, egal was du machst" schön zu hören, doch diese Haltung ist ähnlich wie die Harmoniesucht, letztlich zerstörerisch für eine Partnerschaft, weil die Bereitschaft zur Diskussion fehlt.
18. Wenn man den Partner erst einmal hat, muss man sich keine Mühe mehr geben
So offensichtlich dieser Irrtum auch ist, viele Menschen verfallen in einer Beziehung genau in dieses Verhaltensmuster. Brachte man anfangs noch Blumen vorbei, kochte für die/den Liebsten, so ist später schon das Warten an der Wohnungstür oft zu viel verlangt. Schade, denn es sind oft genau die kleinen Gesten und Aufmerksamkeiten, die das Herz immer wieder aufs neue zum Hüpfen bringen können.