Essen. Stoßlüften, Wohlfühltemperatur und Heizen im Sommer: Am 1. Oktober beginnt die klassische Heizsaison. Wir räumen mit zwölf Heiz-Irrtümern auf.
Wenn es kalt ist, macht man die Heizung an und es wird warm. Doch so einfach ist es nicht. Denn schon stellen sich viele Fragen: Stellt man die Heizung besser auf eine niedrige Stufe oder lässt man sie voll heizen? Heizt man auch nachts oder nur tagsüber? Was ist, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist?
Damit Sie es kuschelig warm haben und trotzdem umweltbewusst durch den Winter kommen, decken wir mit Hilfe eines Experten der Wuppertaler Energieagentur die größten Irrtümer rund um das Thema Heizen auf.
Irrtum 1: Nicht zu Hause - Heizung aus?
Falsch, sagt der Umweltexperte Ulrich Goedecke. Wer seine Wohnung verläßt, sollte nicht gleich die Heizung ausschalten, denn gleichmäßiges Heizen ist wichtig, sonst kühlen die Räume aus. Gerade bei Häusern mit Ziegelmauerwerk verbraucht die Heizung dann unnötig viel Zeit und mehr Energie, um alle Räume wieder aufzuheizen.
Irrtum 2: Beim Lüften das Fenster lieber auf Kippe stellen
Unsinn. Der Energieberater empfiehlt das fünfminütige Stoßlüften. Richtig Lüften ist ganz einfach: Thermostat auf Null drehen, Fenster zehn Minuten aufreißen und nach dem Stoßlüften die Heizung wieder hochdrehen, sonst heizt man die Straße gleich mit.
Wohlfühltemperatur – Heizen im Schlafzimmer
Irrtum 3: Die Wohlfühltemperatur liegt bei 23 Grad.
Stimmt so nicht. Tropische Wärme in Wohnräumen ist teuer und überflüssig. Um es in Wohn- und Schlafräumen angenehm warm zu haben, reichen 20-22 Grad, in Küchen 18 Grad. Wer meint, im Winter mit kurzen Ärmeln durch die Wohnung laufen zu müssen hat Pech - ein Pullover ist durchaus angebracht. Laut dem Energieexperten gilt: Jedes Grad weniger spart um die 6 Prozent Heizkosten.
Irrtum 4: Ein warmer Raum heizt einen kalten Raum mit, wenn die Tür offen steht.
Ein weit verbreiteter Irrtum: Das kalte Schlafzimmer wird durch die Warmluft der restlichen Wohnung mitgeheizt. Hier besteht sogar die Gefahr der Schimmelbildung, warnt der Experte Ulrich Goedecke, denn die wärmere Luft enthält mehr Feuchtigkeit. Übrigens: Die Temperatur im Schlafzimmer sollte nicht 16 Grad unterschreiten. Auf diese Weise kühlen Räume zu sehr aus, Tauwasser kann sich an den Wänden bilden und es entstehen die Stockflecken durch Schimmelpilze.
Wäsche auf der Heizung – Rollläden und Gardinen
Irrtum 5: Die Wäsche kann ruhig auf der Heizung getrocknet werden.
Völlig falsch. Wäsche sollte grundsätzlich nicht auf dem Heizkörper oder in der Wohnung getrocknet werden. Die nasse Wäsche erfüllt die Luft mit zusätzlicher Feuchtigkeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Schimmelpilze bilden, steigt laut dem Berater um ein Vielfaches.
Irrtum 6: Geschlossene Rollläden und Vorhänge halten die Wände warm.
Richtig, wenn die Vorhänge nicht gleichzeitig einen Heizkörper verdecken. Fenster und Türen sind laut Goedecke sogenannte transparente Bauteile und damit energiedurchlässig. Wer die Rolläden herunterlässt, kann in einer Wohnung bis zu 12 Prozent sparen.
Gurgelnde Leitungen – Wartung der Heizung
Irrtum 7: Heizungen müssen einmal im Jahr gelüftet werden.
Blödsinn. Übliche Heizungen müssen nach dem Energieberater nicht mehr gelüftet werden. Hierbei handelt es sich um geschlossene Systeme. Jedes Lüften wäre kontraproduktiv.
Irrtum 8: Wenn die Heizung gurgelt, muss die Luft entfernt werden.
Der Experte Ulrich Goedecke der NRW-Energieagentur rät Hausbesitzern zu einer regelmäßigen Konrolle des Heizkessels. Ein Heizkessel sollte zudem ein bis zweimal im Jahr gereinigt werden.
Fenster isolieren – Heizen im Badezimmer
Irrtum 9: Fenster sind Schwachstellen beim Heizen
Gerade in Altbauten mit Einfachverglasung oder alten Rahmen können Fenster in der Tat zum Problem werden. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Südfenster können laut dem Energieberater Sonnenwärme sammeln: Solche „Wärmegewinne durch solare Sonneneinstrahlung“ heizen die Raumluft durch die Scheiben auf - und das kostenlos.
Irrtum 10: Das Bad immer nur kurz heizen.
Ganz falsch. Denn so erwärmt sich die Raumtemperatur schnell, doch die Wände bleiben weiterhin kühl. Die Konsequenz ist laut dem Experten ein feuchtes Bad. Besser sei es, das Bad gleichmäßig zu heizen und nach der Dusche das Fenster für gut 15 Minuten weit zu öffnen.
Ausgeschaltete Anlage im Sommer – Mietminderung beim Ausfall
Irrtum 11: Vermieter müssen die Heizungsanlage nur im Winter einschalten
Halb richtig. Die klassische Heizperiode beginnt zwar am 1. Oktober, aber das ist nur ein Richtwert. Meist steht es auch so im Mietvertrag Denn in erster Linie muss der Vermieter dafür sorgen, dass in seinen Wohnungen tagsüber auch ohne Heizen mindestens 20-22 Grad herrschen, nachts nicht weniger als 18 Grad. Wenn es also (wie 2013 der Fall) schon im August die Wohnungen stark auskühlen, muss der Vermieter die Heizung einschalten.
Irrtum 12: Mieter dürfen beim Heizungsausfall nicht selbst den Notdienst rufen.
Im Prinzip richtig. Eigentlich ist es die Pflicht des Vermieters, bei einem Defekt den Reparaturdienst zu rufen – und zwar in angemessener Eile. Tut er das nicht, dann (und nur dann!) darf es der Mieter selbst tun. Dass er vorher den Vermieter darüber informiert dürfte selbstverständlich sein. Sonst muss der Mieter den Einsatz am Ende selbst zahlen. Bei längerem Heizungsaufall ist auch eine heftige Mietminderung möglich. Sogar ein Sonderkündigungsrecht kann im Rahmen sein. Allerdings ist das immer vom Einzelfall abhängig.