Berlin. Führende Unionspolitiker haben den Grünen-Spitzenkandidaten Jürgen Trittin wegen der Pädophilie-Debatte zum Rückzug aus dem Wahlkampf aufgefordert. Trittins Verhalten sei “absolut indiskutabel und abscheulich“, sagte CDU-Präsidiumsmitglied Philipp Mißfelder. Katrin Göring-Eckardt nahm ihren Mitstreiter hingegen in Schutz.
Führende Unionspolitiker haben den Grünen-Spitzenkandidaten Jürgen Trittin wegen der Pädophilie-Debatte zum Rückzug aus dem Wahlkampf aufgefordert. "Trittin muss seine Spitzenkandidatur ruhen lassen", sagte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt am Montag zu "Focus Online". Trittin hatte zuvor eingeräumt, vor mehr als 30 Jahren ein Kommunalwahlprogramm in Göttingen presserechtlich verantwortet zu haben, das Sex zwischen Kindern und Erwachsenen unter bestimmten Bedingungen straffrei stellen sollte. Dies sei ein Fehler gewesen, erklärte Trittin.
"Die Grünen sollten darüber nachdenken, ob sie mit dieser Besetzung weiter den Wahlkampf in der letzten Woche fortsetzen", sagte CDU-Präsidiumsmitglied Philipp Mißfelder. Das Verhalten des Grünen-Politikers sei "absolut indiskutabel und abscheulich".
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Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Grosse-Brömer, äußerte sich zurückhaltender: "Beide Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, Herr Trittin und Frau Göring-Eckardt, müssen mehr tun als nur zu bedauern." Sie müssten sich vor allem um die Opfer von Kindesmissbrauch kümmern, zum Beispiel durch die Schaffung eines Opferfonds. (rtr)
Göring-Eckardt nimmt Trittin in Pädophilie-Debatte in Schutz
Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt nahm ihren Mitstreiter hingegen in Schutz. Trittin sei seinerzeit nicht bewusst gewesen, dass er 1981 als Verantwortlicher für die Veröffentlichung eines Kommunalwahlprogramms aufgeführt gewesen sei, sagte Göring-Eckardt am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". In das Wahlprogramm hatte die Alternativen-Grünen-Initiativen-Liste (AGIL) in Göttingen die Forderung von Pädophilen-Organisationen nach einer Straffreiheit für gewaltfreie sexuelle Handlungen mit Kindern aufgenommen. Entsprechende Angaben des Parteienforschers Franz Walter bestätigte Trittin inzwischen.
Göring-Eckardt sagte mit Blick auf die bei den Grünen seinerzeit mehrfach vertretene Forderung nach Straffreiheit für sexuelle Handlungen mit Kindern, es sei für sie eine "nach wie vor unvorstellbare Geschichte", dass so eine Diskussion stattgefunden habe. Sie sei "sehr froh darüber, dass die Grünen mit dieser Phase inzwischen abgeschlossen hätten. Inzwischen verhalte sich die Partei bei der Frage von Gewalt gegen Kindern und Kindesmissbrauch "wirklich ein-eindeutig".
Walter war im Mai von den Grünen mit der Aufklärung der Pädophilie-Verstrickungen in der Frühzeit der Partei beauftragt worden.