Berlin. Ein Forscher bringt Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin in Verbindung mit dem Pädophilie-Programm. Laut Politologe Franz Walter soll Trittin 1981 presserechtlich für ein entsprechendes Wahlprogramm in Göttingen verantwortlich gewesen sein. Trittin äußert Bedauern über das Vorgehen in den 80er Jahren.

In der Pädophilie-Debatte um die Vergangenheit der Grünen gerät Spitzenkandidat Jürgen Trittin unter Druck. Trittin habe 1981 presserechtlich das Kommunalwahlprogramm einer Liste in Göttingen verantwortet, das Sex zwischen Kindern und Erwachsenen unter bestimmten Bedingungen straffrei stellen wollte, schreibt der Politologe Franz Walter in einem Beitrag für die Berliner "tageszeitung". Trittin bestätigte Walters Angaben und äußerte sein Bedauern.

Walter war im Mai von den Grünen mit der Aufklärung der Pädophilie-Verstrickungen in der Frühzeit der Partei beauftragt worden. Nach seinen Erkenntnissen war Trittin unter dem damaligen Kommunalwahlprogramm der Alternativen-Grünen-Initiativen-Liste (AGIL) als eines von fünf Mitgliedern der Schlussredaktion aufgeführt. Nur hinter Trittins Namen stehe das Kürzel V.i.S.d.P. - die Abkürzung für "Verantwortlich im Sinne des Presserechts". Trittin war damals Student und Göttinger Stadtratskandidat.

Auch interessant

Die AGIL plädierte laut Walter in dem Wahlprogramm für eine strafrechtliche Freistellung von sexuellen Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen, die ohne Anwendung und Androhung von Gewalt zustande kamen.

"Franz Walter beschreibt die Sachlage zutreffend", sagte Trittin der "taz". Nicht nur die Grünen seien in ihrer Gründungsphase als Partei dem organisierten Druck von Interessensgruppen ausgesetzt gewesen, die den Missbrauch von Kindern legalisieren wollten. "Dies war in der Göttinger AGIL eher noch ausgeprägter. Es war gerade ihr Selbstverständnis, die Forderungen einzelner Initiativen - in diesem Fall der Homosexuellen Aktion Göttingen - eins-zu-eins zu übernehmen," sagte Trittin.

Auch interessant

Diesen falschen Forderungen sei die AGIL nicht energisch genug entgegengetreten: "Wir haben es nicht mal hinterfragt, als wir unser Programm zur Kommunalwahl 1981 erstellt haben," räumte Trittin ein. "Dies ist auch meine Verantwortung. Und dies sind auch meine Fehler, die ich bedauere." Es habe zu lange gedauert, bis diese Haltung korrigiert worden sei. Es könne keine Straffreiheit für Missbrauch geben, sagte Trittin. (afp)