Oslo. Das Nobelpreiskomitee in Oslo hat den Friedensnobelpreis an Vertreter der Europäischen Union überreicht. “Dieser Preis ist sowohl verdient als auch notwendig“, sagte der Vorsitzende des Preiskomitees, Thorbjörn Jagland.
Inmitten ihrer schwersten Krise ist die Europäische Union am Montag in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz nahmen den Preis vom Vorsitzenden des Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, entgegen. Die EU wird mit dem Preis für ihren Beitrag für ein friedliches und stabiles Europa geehrt.
"Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass wir nicht verlieren, was wir auf den Ruinen von zwei Weltkriegen aufgebaut haben", sagte Jagland bei der Verleihungszeremonie.
"Frieden darf nicht als selbstverständlich angesehen werden. Wir müssen jeden Tag dafür kämpfen." Europa müsse nach vorne schauen und das schützen, was bereits erreicht worden sei, sagte Jagland mit Blick auf die aktuelle Eurokrise.
Euro ist laut Barroso "stärkstes Symbol der Einheit"
Barroso bezeichnete in seiner Rede den Euro als stärkstes Symbol der Einheit des Staatenbundes. "Heute ist eines der sichtbarsten Symbole unserer Einheit in jedermanns Händen", sagte Barroso. "Es ist der Euro, die Währung unserer Europäischen Union. Wir werden ihn verteidigen", sagte Barroso bei der Zeremonie, an der die meisten der EU-Staats- und Regierungschefs teilnahmen, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Staatschef François Hollande.
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Angesichts des Konflikts in Syrien sagte Barroso, die Situation in dem Land sei "ein Fleck auf dem Gewissen der Welt". Die internationale Gemeinschaft habe die "moralische Verpflichtung", sich mit dem Konflikt zu befassen.
Nobelpreis für EU als Mahnung und Warnung
Schulz bezeichnete den Preis als Mahnung und Warnung. Der Staatenbund sei die Verwirklichung eines jahrhundertealten Traums, sagte Schulz im Deutschlandradio Kultur. Er warne aber davor, den Frieden als selbstverständlich zu nehmen und zu glauben, dass Rassismus und Hass in Europa auf ewig gebannt seien.
Die Entscheidung des Komitees stieß bei früheren Preisträgern und Menschenrechtsaktivisten auf Kritik. Sie warfen Brüssel vor, oft hinter eigenen Prinzipien zurückzubleiben. Auch der Zeitpunkt der Entscheidung für die EU als Preisträger wurde mit Blick auf die politischen Differenzen und gewaltsame Proteste gegen aktuelle Sparmaßnahmen kritisiert.
Nobelpreis als Appell
Jagland, der auch Generalsekretär des Europarats ist, wies die Kritik zurück und verwies darauf, dass die EU maßgeblich zur "unglaublichen Aussöhnung" in Europa nach zwei Weltkriegen beigetragen habe. Der Preis sei aber auch als Appell an die politisch Verantwortlichen in der EU gedacht, sagte Jagland. "Wir wollen an das erinnern, was mit der EU aufgebaut wurde und auf die Gefahr hinweisen, dass dies wieder verloren gehen könnte."
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Auch der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) verteidigte die Auszeichnung der EU. Die Preisvergabe würdige ihren Verdienst, Konflikte gemeinschaftlich und friedlich zu überwinden, sagte Genscher im rbb-Inforadio.
Kritik hatte es zuletzt auch am Umgang der EU mit Flüchtlingen gegeben. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der Gemeinschaft vor, "zum Teil selbst zu Menschenrechtsverletzungen beizutragen". Insbesondere ihre Asyl- und Flüchtlingspolitik sei "eines Nobelpreisträgers nicht würdig". Die Nobelpreisverleihung fand am Tag der Menschenrechte statt, der jedes Jahr am 10. Dezember begangen wird. (afp)