Balve. Das Traumpaar der deutschen Dressur macht sich rar, doch wenn Matthias Rath und Totilas auftreten, dann stimmt ihre Darbietung. So auch beim Sieg im Grand Prix zum Auftakt der deutschen Meisterschaften in Balve. Pferd und Reiter harmonierten miteinander in einer fehlerfreien Vorstellung.
Das Feld war bereitet für die nach Hagen am Teutoburger Wald erst zweite Station des Super-Hengstes in dieser Saison. Im Stadion und auf dem Abreiteplatz wurden Untergrund und Tretschicht erneuert, um selbst bei schlechtem Wetter optimale Verhältnisse zu garantieren.
Eine weise Entscheidung, denn im Sauerland regnete es mal wieder. So deutete man Nässe und Kühle diesmal sogar als gute Vorbereitung auf das zu erwartende britische Wetter bei den Olympischen Spielen in London.
Auf dem Weg dorthin boten der 27-jährige Reiter und sein Zehn-Millionen-Euro-Pferd vor überschaubarer Zuschauerkulisse eine Vorstellung ohne gravierenden Fehler. Wer jedoch geglaubt hatte, Totilas würde den Grand Prix als Qualifikation für den Grand Prix Special am Samstag und die Kür am Sonntag unaufgeregt angehen, den belehrte der Kronberger Rath später eines besseren: „Ich hatte den Eindruck, dass Toto etwas kribbelig war. Deswegen bin ich die Sache sehr verhalten angegangen.“ Diese zu vorsichtige Haltung will er Matthias Rath am Samstag aufgeben und mehr Risiko eingehen.
Kritik an umstrittenen Trainingsmethoden
Angesichts des Resultats ein Luxusproblem. Aber heil ist die Welt des vermeintlichen Wunderpferdes trotzdem nicht. Seit dem Aufwärmprogramm von Hagen vor einigen Wochen gibt es Kritik an einer umstrittenen Trainingsmethode, bei welcher der Kopf des Vierbeiners an dessen Hals gezogen wird, um ihn gefügig zu machen.
Der deutsche Verband distanziert sich von dieser Art der Vorbereitung, weil sie nicht seiner Vorstellung von der klassischen Reitweise entspricht. In den Niederlanden dagegen, wo Europas größter Pferdehändler Paul Schockemöhle im Herbst 2010 Totilas erworben hatte, praktiziert man die sogenannte „Rollkur“ seit langem erfolgreich.
Pferde, Promis, Partystimmung
Diskussionen keine Belastung für das Wunderpferd
Matthias Alexander Rath räumte ohne Umschweife ein, dass man das Training im Winter umgestellt habe. Die Diskussionen darum seien auf der schmucken Anlage am Schloss Wocklum keine Belastung gewesen. Lächelnd fügte er hinzu: „Es interessieren sich so viele Menschen für dieses Pferd, dass ich es nie allen Recht machen kann. In der letzten Saison wurden meine Leistungen bemängelt, jetzt ist es etwas anderes. Und in einem halben Jahr stimmt vielleicht etwas nicht mit der Musik oder mit meinem Frack.“
Langehanenberg und Sprehe auf den Podestplätzen
Fracksausen bekommt die Konkurrenz jedenfalls zurzeit noch nicht. Denn hinter Rath platzierten sich in Helen Langehanenberg (Münster) auf Damon Hill, Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados sowie Anabel Balkenhol (Münster) und Dablino weitere „junge Wilde“. Erst dahinter wurde Isabel Werth (Rheinberg) auf El Santo Fünfte und hatte zudem Pech, dass sich Don Johnson, der zweite von ihr gesattelte Vierbeiner, zu Beginn des Auftritts verletzte. In der Dressur ist viel in Bewegung geraten. Das meiste davon allerdings durch Totilas.
Spannender DM-Auftakt der Springreiter