Wer bei Google den Begriff „Wunderpferd“ in Verbindung mit dem Namen „Totilas“ eingibt, bekommt nahezu 300.000 Einträge angezeigt. Bei „Wunderreiter“ und „Rath“ muss die Internet-Suchmaschine dagegen passen. Was das Dilemma zeigt, in dem der in Balve gekürte neue deutsche Dressur-Meister Matthias-Alexander Rath steckt. Seit er den elfjährigen Hengst, der unter dem Niederländer Edward Gal drei WM-Titel gewann, reiten darf, muss er damit leben, dass seine Siege weniger ihm denn seinem Pferd zugeschrieben werden.


Eine Problematik, die alle Sportler betrifft, die nicht allein aus eigener Kraft Erfolge feiern (können). Michael Schumacher wäre in einem Minardi wohl ebenso wenig Weltmeister geworden wie heute Sebastian Vettel in einem Virgin-Cosworth. Die Frage, ob es im Erfolgsfall eher das Auto und das Pferd als der Fahrer bzw. der Reiter waren, wird sich nie beantworten lassen. Die wirklich Großen der Branche haben es freilich immer geschafft, sich ihren eigenen Platz in der Sportgeschichte zu verschaffen.

Obwohl der seinerzeit fast bewusstlos im Sattel sitzende Hans-Günther Winkler 1956 in Stockholm von der „Wunderstute“ Halla zum Olympiasieg getragen wurde, tat dies seinem Ruhm keinen Abbruch. War der doch der Mann, der Halla erst zu einem so großartigen Springpferd geformt hatte. Ähnlich verhielt es sich in den 1980-er Jahren mit Nicole Uphoff und ihrem bildschönen Rembrandt.

Goldene Aussichten für Olympia 2012

Matthias-Alexander Rath dagegen sieht sich unverhohlener Kritik der Konkurrenz ausgesetzt, die ihm vorwirft, sich ins gemachte Nest gelegt zu haben. Schließlich war Totilas von Raths Vorreiter Gal ausgebildet worden. Nachdem der Wunderhengst seinen niederländischen Besitzern vom früheren Springreiter Paul Schockemöhle für geschätzte zehn Millionen Euro abgekauft worden war, landete er schließlich bei dem jungen Deutschen – dank seiner vermögenden Stiefmutter Ann-Kathrin Linsenhoff, selbst Mannschafts-Olympiasiegerin in der Dressur. So golden die Aussichten für Rath und Totilas bei den Olympischen Spiele 2012 auch sind – bis zu einem echten „Traumpaar“ ist es ein weiter Weg.

Nebenbei: Um auf einen „Wunderreiter“ zu stoßen, benötigen viele ältere Zeitgenossen keine neuzeitliche Suchmaschine. War doch einer der Helden ihrer Jugendjahre der legendäre Westernstar Tom Mix. Der Hauptdarsteller unzähliger Cowboy-Filme aus den 1920er- und 30-er Jahren, die später auch in Deutschland ein großes Publikum fanden, ging der 1940 gestorbene Schauspieler als „The Miracle Rider“ in die Filmgeschichte ein. Ohne übrigens, dass ihm ein Pferd die Show stahl...