Rotterdam. . Auch das Wunderpferd konnte nicht mehr helfen. Die deutsche Equipe ist bei der Dressur-EM in Rotterdam an Gold vorbeigeritten. Das Team von Bundestrainer Holger Schmezer musste sich den starken Briten frühzeitig geschlagen geben.
Matthias Rath zuckte beim Ritt aus dem Stadion verlegen mit den Schultern, Bundestrainer Holger Schmezer schaute frustriert ins Leere. Für das Wunderpferd Totilas blieb die erste Gold-Mission bei der Dressur-EM in Rotterdam unerfüllt. Die Equipe musste sich frühzeitig den starken Briten geschlagen geben. Am Ende konnte auch Totilas das Gold nicht retten, obwohl der Millionenhengst bei seinem ersten Auftritt in der alten Heimat freundlich empfangen wurde.
„Natürlich hätten wir gerne Gold geholt. Doch wir müssen weiter an uns glauben und hart arbeiten“, sagte Rath. Die deutsche Equipe kam am Ende nur auf 226,220 Punkte und musste den Briten (238,678) klar geschlagen den Vortritt lassen. Damit blieb die deutsche Equipe nach 2007 und 2009 zum dritten Mal in Folge ohne Gold. „Wir haben alle Fehler gemacht, es war eine geschlossene Teamleistung“, scherzte Isabell Werth. Bundestrainer Holger Schmezer meinte: „Die Briten waren sehr stark. Das muss man auch mal sportlich akzeptieren.“
„Totilas ist eben auch nur ein Tier und keine Maschine“
Vor 3000 Zuschauern zeigte der deutsche Schlussreiter Rath und sein niederländischer Rapphengst eine zunächst starke Vorstellung. Dann allerdings folgten Fehler wieder bei den Einerwechseln und auf der Schlusslinie. „Die waren natürlich sehr teuer“, meinte Raths Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff. „Ich dachte, er käme ohne Schnitzer durch die Einerwechsel. Doch dann passierte es doch noch. Totilas ist eben auch nur ein Tier und keine Maschine“, sagte Mitbesitzer Paul Schockemöhle. Für das herausragende Ergebnis sorgte der Brite Carl Hesters, der mit Uthopia vor den Entscheidungen in der Kür und im Special am Wochenende auf 82,568 Punkte kam.
Die Niederlage gegen die starken Briten, die ein Jahr vor Olympia im eigenen Land zur neuen führenden Dressur-Nation aufstiegen, stand eigentlich schon vor Totilas“ Auftritt fest. Keines der drei deutschen Paare konnte bis dahin die Erwartungen erfüllen. Helen Langehanenberg (Havixbeck/71,079) mit Damon Hill, Christoph Koschel (Hagen a.T.W./71,444) mit Donnperignon und Werth (Rheinberg/75,213) mit El Santo erlaubten sich Patzer - der Gesamteindruck der deutschen Mannschaft fiel äußerst negativ aus.
Die fünfmalige Olympiasiegerin Werth hatte mit ihrem erst zehn Jahre alten „Ernie“ böse Fehler in den Piaffen. Werths junges Pferd wirkte bei seiner Championatspremiere angespannt. „Er war noch etwas schüchtern, beim nächsten Mal muss ich noch ein paar Kohlen drauflegen“, sagte dann auch die 42-Jährige. Schmezer erinnerte an das junge Alter des Pferdes: „Unterm Strich war es eine gute Runde. Natürlich gab es Fehler in der Piaffe, doch die Pirouetten und die Einer-Wechsel waren echte Höhepunkte.“
Negativer Gesamteindruck
Allerdings stand Werth wie alle deutschen Reiter klar im Schatten von Hester. Der 44 Jahre alte Routinier, seit Jahren eher mittelprächtig im Geschäft, präsentierte seinen in den Niederlanden gezogenen zehn Jahre alten Hengst Uthopia als große Entdeckung. Nicht so spektakulär wie Totilas, dafür locker und leicht glitt das Paar durch die Lektionen. Für den verstärkten Trab gaben alle fünf Punktrichter eine zehn - eine absolute Seltenheit.
„Ich bin happy. Es war heute ein Traum“, sagte Hester, um den sich im Anschluss die TV-Teams und Journalisten drängten. Zum Raunen im Stadion nach seinem Trab sagte er mit typisch britischem Humor. „Da dachte ich erst, es wäre ein Hund durchs Stadion gelaufen oder ein Vogel gelandet.“ Sein Pferd hat er vierjährig in den Niederlanden gefunden und dann ausgebildet. Jeden Tag melden sich Kaufinteressenten, doch bis Olympia will Hester das Pferd behalten. (sid)