London. .
Wikileaks-Gründer Julian Assange ist wegen eines Formfehlers angeblich einer Festnahme in Großbritannien entgangen. Unterdessen hat der Online-Händler Amazon auf Bitten der US-Regierung die Wikileaks-Seiten von seinen Servern entfernt.
Wikileaks-Gründer Julian Assange ist einem Zeitungsbericht zufolge nur wegen eines inkorrekten Haftbefehls einer Festnahme in Großbritannien entgangen. Die britische Polizei habe gewusst, wo sich der Australier aufhalte, berichtete am Donnerstag „The Times“. Die Beamten hätten aber nicht zugreifen können, weil der von den schwedischen Behörden ausgefüllte Haftbefehl nicht korrekt gewesen sei. „Es ist kein ordentlicher Haftbefehl, wir können auf seiner Grundlage nicht handeln“, zitierte die Zeitung aus Polizeikreisen.
Die schwedischen Behörden suchen den gebürtigen Australier wegen des Verdachts der Vergewaltigung. Assange weist die Vorwürfe zurück und spricht von einer Intrige.
Dem Bericht zufolge wird Assange im Südosten Englands vermutet. Sein Anwalt Mark Stephens sagte der „Times“, die Behörden wüssten den genauen Aufenthaltsort. Die internationale Polizeiorganisation Interpol hatte Assange wegen der gegen ihn in Schweden erhobenen Vergewaltigungsvorwürfe in der Nacht zum Mittwoch auf die Fahndungsliste gesetzt. Der Wikileaks-Gründer wurde seit Beginn der Veröffentlichung von 250.000 Dokumenten des US-Außenministeriums durch die Internetplattform am Sonntag nicht in der Öffentlichkeit gesehen.
Sprecher: Assange muss um sein Leben fürchten
Nach Ansicht eines Sprechers muss der Gründer der umstrittenen Internetplattform Wikileaks, Julian Assange, um sein Leben fürchten. Die Sicherheit des 39-Jährigen sei nach der Veröffentlichung von brisanten Dokumenten des US-Außenministeriums in Gefahr, sagte Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson am Mittwochabend in London. Es habe Drohungen von Regierungen und Kommentatoren gegeben. „Es gab sogar Rufe nach einer Ermordung von Julian Assange.“ Deshalb fürchte Assange zurecht um seine Sicherheit, sagte Hrafnsson. Der Wikileaks-Gründer werde sich deshalb weiter versteckt halten.
Hrafnsson reagierte offensichtlich auf Aussagen aus Nordamerika. In den USA hatte der frühere republikanische Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, Medienberichten zufolge gefordert, dass der Verantwortliche für die Wikileaks-Enthüllungen wegen Verrats angeklagt und hingerichtet werden solle. In Kanada sagte ein Berater von Regierungschef Stephen Harper - offensichtlich ironisch - im Fernsehen, Assange sollte „getötet werden“ und US-Präsident Barack Obama könnte „eine Drohne nutzen“.
Amazon sperrt Wikileaks-Seiten
Die US-Regierung versucht weiter, Wikileaks das Handwerk zu legen. Wie US-Senator Joe Lieberman mitteilte, läuft die Internetseite nicht mehr über die Server des Online-Händlers Amazon. Der Ausschuss für Heimatschutz, dem Lieberman vorsitzt, hatte den Händler am Dienstag untersuchen lassen. Amazon war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Wikileaks teilte mit, über den Schritt nicht informiert gewesen zu sein. Lieberman rief Firmen und Organisationen auf, nicht mit den Betreibern der Plattform zusammenzuarbeiten.Wikileaks hatte sich nach Hacker-Angriffen an den Händler gewandt. Die Amazon-Server gelten als besser geschützt. Neben dem Online-Handel bietet das Unternehmen das Webseiten-Hosting als Dienstleistung an.
US-Außenministerium bietet Hilfe an
Wikileaks und mehrere Medien hatten in den vergangenen Tagen etliche US-Geheimdokumente mit brisanten Details über die amerikanische Diplomatie veröffentlicht. Das US-Außenministerium erklärte, Personen, die durch die Veröffentlichung in Gefahr geraten könnten, sei Hilfe angeboten worden. „Wir glauben, dass die Veröffentlichung dieser Depeschen in der Tat Leben in Gefahr bringt“, sagte Außenamtssprecher P.J. Crowley am Mittwoch. (afp/rtr)