Witten. . Ein Unternehmen interessiert sich für die Übernahme von drei Standorten der Großgetriebe-Sparte von Bosch-Rexroth, darunter auch die Windgetriebe-Produktion in Witten. 1200 Mitarbeiter sind geschockt über diese „neue Option“. Die Belegschaft werde “im Ungewissen gelassen“, sagt die IG Metall.

Es ist die nächste Schocknachricht für die rund 1200 Beschäftigten des Wittener Bosch-Rexroth-Werkes: Es gibt einen Interessenten, der den hiesigen Standort kaufen will.

Dies teilte die Geschäftsführung der Belegschaft bei einer Versammlung mit, sagten Teilnehmer unserer Zeitung. Unternehmenssprecherin Jana Ullsperger bestätigte dies auf Anfrage. Die Firmenleitung habe dem Betriebsrat und den Beschäftigten mitgeteilt, dass ein Unternehmen Interesse an drei Standorten der Großgetriebesparte von Bosch-Rexroth habe: Peking, Lake Zurich (USA) und Witten, wo u.a. Windgetriebe hergestellt werden, die zu der „Groß-Sparte“ gehören. Man wolle das Angebot nun prüfen, in anstehende Gespräche gehe man „offen“. Der Betriebsrat gab keinen Kommentar.

Stellenabbau steht noch im Raum

Darüber, über wen es sich bei dem Interessenten handeln könne, „hat man die Belegschaft im Ungewissen gelassen“, kritisiert IG Metall-Sekretär Lars Beez, der an der Betriebsversammlung teilgenommen hatte. Bosch-Rexroth hält sich wegen kommender Gespräche noch bedeckt. Ein Angestellter bangt, „ob es ein Unternehmen ist, das sich in der Sparte auskennt, oder womöglich eines, das uns abstößt“.

Stellenabbau: Betriebsräte müssen zustimmen

Der Abbau der 120 Stellen ist noch nicht beschlossen: Erst müssen die Betriebsräte der Werke Witten und Nürnberg Sozialplan und Interessenausgleich des Unternehmens zustimmen.

Sozialplan und Interessenausgleich stehen noch nicht. Eine Entscheidung pro oder kontra trifft der Betriebsrat auf Grundlage von wirtschaftlichen Daten, die man bei Bosch-Rexroth einholen ließ.

Erst Anfang Februar hatte Bosch-Rexroth angekündigt, die Wittener Kleingetriebesparte nach Nürnberg zu verlagern. Im Gegenzug soll die Windgetriebe-Sparte aus Bayern nach Witten kommen, wo dadurch unterm Strich 120 Arbeitsplätze wegfallen. „Wir sind voll in der Umstrukturierung. Und dann der nächste Hammer“, sagt ein Belegschaftsmitglied über die Verkaufsoption. „Vielleicht wollen sie die gut laufende Sparte auslagern, um die schlecht laufende zu verkaufen“, mutmaßt er. Mit der schlecht laufenden ist die Windgetriebesparte gemeint, die in Witten gebündelt wird.

Angestellte besorgt und enttäuscht

Entsprechende Befürchtungen beantwortet das Unternehmen so: Der Verkauf der Großgetriebesparte, zu der auch die Windgetriebe gehören, sei eine „neue Option“, nachdem sich der Interessent gemeldet habe. Im Rennen sei aber auch, dass man die Probleme „aus eigener Kraft“ löst, indem man die „Produktpalette überarbeitet“.

Bei der Infoveranstaltung der Führung soll die Stimmung unter den Angestellten besorgt gewesen sein. „Auf Nachfragen, etwa wie es um die Arbeitsplätze bestellt ist, gab es keine Antworten“, so IG Metaller Lars Beez. Bei einem Treffen der Vertrauensleute im Betrieb wolle man „sehen, wie es weitergeht“.

Die Enttäuschung in der Belegschaft sei groß, sagt ein Arbeiter. Er zählt die Hiobsbotschaften der vergangenen Jahre auf: Abbau von 300 Stellen in 2009, Leiharbeiter, von denen man sich trennte, keine unbefristete Übernahme von Azubis. Und nun das. „Für mich steht schon fest, dass das Werk verkauft wird.“