Witten. . Den Beschäftigten bei Bosch-Rexroth in Witten bläst der Wind scharf ins Gesicht. Zwar will der Konzern die Großgetriebe-Herstellung für Windräder und andere Industrieanlagen in Witten konzentrieren. Dafür muss die Ruhrstadt die Kleingetriebe aber abgeben. Die Beschäftigten sind geschockt.

Die Nachricht traf am Montag viele Beschäftigte ins Mark: Der Windkraftgetriebe-Hersteller Bosch-Rexroth, mit 1150 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Stadt, baut am Standort Witten bis Mitte 2015 jede zehnte Stelle vor allem in seiner Kleingetriebeproduktion ab.

Das Unternehmen informierte die Mitarbeiter Nachmittag in einer Betriebsversammlung. Die Stimmung in der Belegschaft sei ruhig gewesen, sagte einer vor den Werkstoren an der Mannesmannstraße. „Die Nachricht müssen viele erst sacken lassen.“ Hintergrund der insgesamt geplanten 120 Stellenstreichungen ist die Verlagerung der Kleingetriebesparte von Witten nach Nürnberg, wo die Teile ab 2015 gebaut werden sollen.

Abbau soll sozialverträglich erfolgen

Die Fertigung von Großgetrieben für Windkraftanlagen – schon jetzt größter Bereich im Wittener Werk – soll im Gegenzug in Bayern wegfallen und bis Ende 2014 in Witten gebündelt werden. Das bringe weniger Arbeitsplätze, als durch die Auslagerung der anderen Sparte wegfielen, begründet Sprecherin Jana Ullsperger die Streichung von 120 Stellen.

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Der Abbau soll „sozialverträglich“ erfolgen, heißt: Kündigungen soll es nicht geben. Man wolle Mitarbeiter in anderen Bereichen und Standorten weiterbeschäftigen, bekräftigt das Unternehmen. Möglich seien auch Abfindungen oder Vorruhestandsregelungen. Ausschließen will Bosch-Rexroth betriebsbedingte Kündigungen aber nicht. In einer Presseerklärung heißt es vielsagend, diese seien „derzeit“ nicht geplant. Auch ein Verwaltungsmitarbeiter ist skeptisch. Wenn Rexroth nicht 120 Mitarbeiter finde, die sich „freiwillig“ verabschiedeten, „werden sie anders rausgekegelt“.

Mehr von Windkraft versprochen

Hintergrund der Umstrukturierung ist die maue Auftragslage, unter der besonders Witten leidet, wo man auf Großaufträge angewiesen ist. „Der Windkraftmarkt wächst nicht so wie geplant“, sagt Sprecherin Jana Ullsperger.

Durch die Finanzkrise sei der spanische Markt weggebrochen, die Nachfrage aus den USA lahme, weil Steuervergünstigungen gestrichen worden seien. Dadurch sei das Werk in Witten nicht ausgelastet. Durch Bündelung der Großgetriebesparte will man wettbewerbsfähiger werden. IG Metall-Sekretär Lars Beez weiß: „Man war mit dem Boom gegangen, das ist nicht aufgegangen.“

Beez, der auch im Aufsichtsrat von Bosch-Rexroth sitzt, will in seiner Doppelrolle für die Arbeitnehmer kämpfen. Man werde mit dem Betriebsrat zusammenarbeiten und die Entscheidungen des Vorstandes „auf den Prüfstand stellen“. Ein Servicemitarbeiter aus der betroffenen Kleingetriebesparte beschreibt seine jetzige Stimmung als „ungewiss“. „Man weiß ja nicht, wie viele freiwillig gehen.“