Witten. . Die 45-jährige Betriebsrätin Esther Engel kämpft für mehr Arbeitsstunden, doch ihr Arbeitgeber lehnt ab. Der beklagte Windgetriebehersteller Bosch-Rexroth gewinnt in erster Instanz. Esther Engel aber will nicht aufgeben und auch nicht kündigen: „Die Kollegen stehen hinter mir.“

„Diskriminierung“, „Unterdrückung“: Mit scharfen Worten hat Esther Engel am Arbeitsgericht Bochum ihren Arbeitgeber angegriffen, den Wittener Windgetriebehersteller Bosch-Rexroth. Dass das Unternehmen ihre Teilzeit-Stelle nicht aufstocke, sieht die Betriebsrätin politisch motiviert: Man wolle ihre Betriebsratsarbeit behindern. „Ich bin keine Ja-Sagerin.“

Unterstützt wurde Esther Engel von Freunden und Bekannten, Frauen vom Frauenverband „Courage“ haben sich kämpferisch Fahnen um den Hals gehängt. „Ohne die Unterstützung“, sagt die 45-Jährige, „kann man das nicht durchhalten.“ Bei so viel Emotion ging das vorläufige Urteil fast unter: Die engagierte Gewerkschafterin der IG Metall verlor vor dem Arbeitsgericht gegen den Industrie-Riesen. Die Begründung wurde noch nicht bekannt gemacht. Ihr Anwalt kündigte bereits kurz nach dem Urteil an, vor das Landesarbeitsgericht in Hamm zu ziehen.

Kurzarbeit als Begründung

Die Gelsenkirchenerin habe „einen Anspruch auf Aufstockung“, sagte er. Bosch-Rexroth beruft sich dagegen auf die Kurzarbeit, die bis zuletzt gefahren worden sei. „Diese betraf auch den Bereich, in dem Frau Engel tätig ist“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Eine Stellungnahme zu den Diskriminierungs-Vorwürfen seiner Mitarbeiterin und Betriebsrätin konnte oder wollte Bosch-Rexroth gestern nicht abgeben.

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1998 habe sie als Fräserin angefangen, sagt Esther Engel: in Vollzeit. Dann habe sie eine Teilzeit-Stelle gewollt, „aus familiären Gründen“. Das war 2002. Schon damals sei die Angelegenheit vors Arbeitsgericht gegangen, sagt die 45-Jährige. Sie habe auf eine Beschäftigung mit weniger Stunden geklagt. Mit Erfolg. Bis auf eine befristete Ausnahme sei es bei den 20 Stunden geblieben: In der Warenannahme, in der Qualitätsprüfung, im Logistikbereich, heute als Sachbearbeiterin. Seit vier Jahren bewerbe sie sich im Unternehmen auf verschiedene Stellen mit mehr Stunden, weil sich ihre private Situation geändert habe – immer hagele es Ablehnungen. Sie sei dafür nicht qualifiziert, heiße es. „Die Arbeit für mehr Stunden ist da“, kritisiert ihr Anwalt. Man müsse die Lebenssituation von Mitarbeitern berücksichtigen.

"Die Kollegen stehen hinter mir"

Für Esther Engel ist der Grund für die „Unterdrückung“, wie sie es nennt, klar: Sie sei unbequem. Sie ermutige Kollegen, „für ihre Rechte zu kämpfen“, habe sich aktiv für die unbefristete Übernahme von Azubis eingesetzt. „Ich glaube, sie sind wütend, dass ich bei dem Thema dranbleibe.“ Bosch-Rexroth, vermutet sie, wolle ihre Betriebsratsarbeit behindern. Mit den jetzigen 20 Stunden könne sie diese Tätigkeit nämlich nicht ausfüllen, etwa Kollegen zu betreuen. „Für die Rente reicht das Geld nicht, das ich verdiene.“ Ans Kündigen denkt sie aber nicht: „Ich glaube, die Kollegen stehen hinter mir.“