Witten. . Mit sechs Jahren Haft muss ein 38-Jähriger Bochumer für eine Bluttat in Witen bezahlen. Er habe die Absicht gehabt, den neuen Freund seiner Ex-Frau zu töten, ist das Gericht überzeugt, das am Montag das Urteil sprach und dabei sogar noch über das geforderte Strafmaß der Anklage hinausging.
Der 38-Jährige, der im Oktober in einer Wittener Werkstatt einen Mechaniker fast totgestochen hatte, muss für sechs Jahre hinter Gitter. Mit ihrem Urteil liegt die Siebte Strafkammer des Bochumer Landgerichts sogar anderthalb Jahre über der Forderung der Staatsanwaltschaft.
Der Bochumer hatte sich entschlossen den Wittener Mechaniker zu töten, zeigte sich Richter Josef Große Feldhaus überzeugt. „Er hatte Angst, dass er ihn als Vaterfigur verdrängen würde.“ Das Opfer war der neue Freund der Ex-Frau des Angeklagten und hatte die Sympathien dessen Kinder erobert.
Angreifer flüchtete ins Ausland
Am 26. Oktober war der 38-Jährige zur Werkstatt gefahren und „ging mit gezogenem Messer auf sein Opfer zu, entschlossen, es zu töten“, so der Richter. Vier Stiche gingen in den Oberkörper, einer in den Bauch. Der Angreifer verließ letztlich die Werkstatt, als der 45-Jährige noch am Leben war und lebensgefährlich verletzt Hilfe rufen konnte. Er flüchtete ins Ausland, stellte sich aber später der Polizei. Beides kam ihm beim Strafmaß entgegen.
„Seinen Tötungsplan weiter auszuführen, wäre ein Leichtes gewesen“, sagte Große Feldhaus. Zwar war die Messerklinge nach dem brutalen Einstechen abgebrochen, „aber er hätte Werkzeuge in der Werkstatt finden können, die zum Töten geeignet gewesen wäre“. Darum lautete das Urteil nicht wie angeklagt auf versuchten Totschlag, sondern „nur“ auf gefährliche Körperverletzung.
Notwehr-Version des Täters „weltfremd“
Der Version des Angeklagten, er sei seinerseits vom späteren Opfer mit einer Pistole angegriffen worden und habe sich mit einem zufällig gefundenen Messer verteidigt, schmetterte das Gericht als lebensfremd ab.
Der Mechaniker konnte aufgrund des schnellen Eintreffens des Notarztes im Krankenhaus notoperiert werden. Tagelang hatte er mit dem Tod gerungen, wurde ins künstliche Koma versetzt. Ein halbes Jahr litt der Annener unter Atemproblemen und Angstattacken. Der 26. Oktober werde ihn nicht mehr loslassen. „Jeden Tag, wenn ich vor dem Spiegel stehe, werde ich daran erinnert.“