Witten. . Wtten will seine Friedhofssatzung überarbeiten. Deshalb könnte sich in diesem Jahr einiges ändern. So sollen etwa Bestattungen nach muslimischem Brauch – also nicht im Sarg, sondern nur mit einem Leinentuch – möglich sein. Was damit nichts zu tun hat: Ab 2015 drohen höhere Friedhofsgebühren.
Weil die Bestattungskultur sich wandelt, will auch die Stadt Witten ihre Friedhofssatzung überarbeiten. Deshalb könnte sich in diesem Jahr einiges ändern. So sollen etwa Bestattungen nach muslimischem Brauch – also nicht im Sarg, sondern nur mit einem Leinentuch – möglich sein.
Auf dem Hauptfriedhof an der Pferdebachstraße gibt es bereits seit 1995 ein muslimisches Gräberfeld. Es liegt am Hauptweg in Richtung Trauerhalle gleich auf der rechten Seite. 1996 fand dort die erste Beerdigung statt, weiß Detlef Kottowski vom Friedhofsamt. Inzwischen gibt es 58 Gräber. Dass die Toten dort bislang in Särgen bestattet wurden, sei mit den muslimischen Gemeinden abgesprochen: „In Ausnahmefällen erlaubt die Religion das“, so Kottowski.
Nur aus religiösen Gründen
Inzwischen überlasse das Bestattungsgesetz es den Städten und Gemeinden, die Sargpflicht aufrechtzuerhalten. Dem Antrag der SPD im letzten Stadtentwicklungsausschuss, den muslimischen Mitbürgern die Möglichkeit zu bieten, Angehörige im Tuch zu bestatten, stehe die Stadt deshalb positiv gegenüber – „im Sinne der Vielfalt der Kulturen“, sagt Detlef Kottowski. Allerdings werde die Bestattung im Tuch nur aus religiösen Gründen erlaubt – und nicht etwa, um Kosten zu sparen.
Bestattungsgebühren im Vergleich
Im Vergleich zu umliegenden Großstädten seien die Bestattungsgebühren in Witten günstiger, so Detlef Kottowski vom Friedhofsamt. Die Kreisstädte lägen auf ähnlichem Niveau.
So kostet ein Reihengrab in Witten 1439 (Sarg) oder 1056 (Urne) €, in Bochum ca. 2480, bzw. 1500 €. In Hattingen liegt ein Reihengrab (Sarg) bei 1843, mit Urne aber nur bei ca. 600 €.
Edim Kadric, Vorsitzender des Moscheevereins, begrüßt die geplante Änderung: „Viele lassen ihre Angehörigen immer noch in der Heimat bestatten, aber das ist wegen der Überführung, die allein zwischen 2000 und 3000 Euro kostet, sehr teuer.“ Außerdem, so glaubt er, sehe die jüngere Generation ihren Platz hier – auch im Tod.
Grabstätten unberührt
„Die leben und arbeiten hier, warum also nicht“, überlegt die 74-jährige Annenerin, die gerade zum Kolumbarium will, wo ihr Mann beigesetzt ist. Wie unterschiedlich muslimische und christliche Traditionen sein können, zeigt auch die Gestaltung der Gräber. Viele der muslimischen sind ungepflegt, ohne Stein, Blumen oder anderen Schmuck. Das sei keine Nachlässigkeit, so Detlef Kottowski, „Hier gilt, dass die Grabstätte unberührt bleiben muss.“
Stichwort Kolumbarium: Fünf solcher Stelen, die es seit Mai 2010 gibt und in denen je 24 Urnen Platz finden, wurden auf dem Hauptfriedhof errichtet. In diesem Frühjahr soll das sechste Kolumbarium gebaut werden. „Und wir überlegen, das flächendeckend auch auf den Friedhöfen in Annen, Stockum und Heven anzubieten.“ Auch über weitere Bestattungsformen macht das Amt sich Gedanken, zum Beispiel die Baumbestattung. „Aber nicht im Wald, sondern unter alten oder neu gepflanzten Bäumen auf den bestehenden Friedhöfen.“
Gebühren anpassen
Und weil man schon mal dabei ist, die Satzung zu ändern, werde es auch Zeit, die Gebühren, die seit 2008 stabil sind, anzupassen. Das heißt: Bestattungen in Witten werden teurer. Zwar sei jede Prozentzahl Spekulation, sagt Kämmerer Matthias Kleinschmidt, allerdings bestehe laut Haushalt eine halbe Million Euro Unterdeckung im Friedhofsbereich. Im Herbst rechne er mit einer neuen Kalkulation für 2015.