Witten. . Eine Wittener Tierschützerin hat vier Hühnervögel ausgewildert. Doch jetzt gibt es keine Spur mehr von den Fasanen. Sie ist überzeugt, dass ihre Tiere geschossen worden sind. Fest steht: Der Bestand - auch von Hasen - schrumpft dramatisch. Doch die Jäger wehren sich gegen die Anschuldigungen.

Sie hoppeln nicht mehr über die Wiesen und fächern ihr Gefieder nicht mehr auf: Immer weniger Hasen und Fasane leben in Witten. Jäger sprechen angesichts des dramatisch ausgedünnten Bestandes von „katastrophalen Zahlen“ und machen die Landwirtschaft verantwortlich.

Die Tierschützerin Christa Griese sieht die Schuld dagegen auch bei den Jägern. Erst im Dezember seien vier von ihr ausgewilderte Tiere in Heven geschossen worden.

Fasane schlüpften dank brütender Tauben

Die Geschichte ist geradezu herzergreifend, wenn sie nicht so betrüblich enden würde, wie sie es – nach Christa Grieses Meinung – tat: Mit Hilfe von brütenden Tauben verhalf die 57-Jährige vier Fasanen aus verwaisten Eiern zum Schlüpfen. Was Experten für unmöglich hielten, klappte. In Heven, nahe der Menkenstraße, habe sie die Tiere ausgewildert. „Dort haben wir noch Ödland, optimale Biotope.“

Am Montag nach dem 1. Advent, da erinnert sich Christa Griese genau, habe sie an derselben Stelle Jäger beobachtet. Seitdem, sagt sie: „Null Fasane, keine Kaninchen, selbst Paul der Feldhase ist nicht mehr da.“ Sie geht von einer gezielten Jagd aus. Wurden Kurt, Herbert, Fred und Lissi, die vier Fasane, wirklich getötet?

Jäger wehren sich gegen Vorwürfe

Uwe Bremkamp, Vorsitzender der Jägerschaft Witten, wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Wir machen keine Treibjagd auf Fasane“, gerade bei dem dünnen Bestand nicht. Ziel seien Kaninchen und Hasen.

„Es kann ein Fuchs gewesen sein, ein Auto, vielleicht sieht man sie zurzeit einfach nicht“, nennt der 60-Jährige denkbare Gründe für das mögliche Verschwinden der Fasane. Man wolle sie ja erhalten. Christa Griese schimpft dagegen, die Jäger hätten „kein Schamgefühl, die Treibjagd zu eröffnen“.

Hunde verscheuchen die Jungtiere

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Wie dünn deren Bestand in Witten wirklich ist, kann Bernd-Dieter Epp (63), Geschäftsführer der Jägerschaft Witten, nicht sagen. Aber: „Die Zahlen sind katastrophal“, weiß der ehemalige Biologielehrer. „Wir versuchen schon, mit der Fuchsjagd die geringen Fasan-Bestände zu schützen.“

Denn Füchse wiederum haben es auf die schönen Hühnervögel abgesehen. Ein Grund für das langsame Aussterben der Tiere, so Bernd-Dieter Epp. Ein weiterer: „Wir haben ein Problem mit vermehrt freilaufenden Hunden. Sie verscheuchen viele Jungtiere oder fangen und beißen sie tot.“

Lebensraum wird knapp

Stadtförster Klaus Peter macht für die geringen Bestände an Hasen und Fasanen – wie auch die Jäger – zudem die weit verbreitete Landwirtschaft verantwortlich. „Dadurch, dass die Landwirtschaft intensiv betrieben wird, gibt es immer weniger Lebensraum.“ Hasen etwa bevorzugten ein steppenähnliches Gebiet.

Fasane hätten keine Hecken, keine kleinen Baumgruppen oder Bruträume mehr. Ihre Gehege würden zerstört, wenn die Wiesen gemäht werden. Nur im Raum Bommern, den Ruhrwiesen und rund um die Rauendahlstraße gebe es ab und zu mal ein Tier, so Klaus Peter.

Christa Griese, die selbst seit 38 Jahren einen Jagdschein hat, aber lange nicht mehr jagen geht und sich dem Tierschutz verschreibt, trat aus Wut auf die angebliche Fasanenjagd aus dem Landesverband aus. „Ich will, dass man Fasane für die Kinder erhält.“