Witten. . Kurz nicht aufgepasst – schon waren die Campingstühle einer Familie aus Witten weg. Die Bestohlenen hatten zunächst Sperrmülldiebe im Verdacht, doch auch illegale Metallsammler nehmen gern mal „Kleinkram“ mit. Ein Drama ist das zwar nicht – dennoch wundert sich Jeanette Pesara über den „dreisten und unsinnigen“ Diebstahl.

„Passt auf, dass euch in Spanien nichts geklaut wird“, hatte Jeanette Pesara ihre Tochter Penelope und deren Freund Maik gewarnt, als die beiden in den ersten gemeinsamen Camping-Urlaub aufbrachen. Den Rat nahmen sich die 19-Jährigen offenbar zu Herzen: Beklaut wurden sie erst nach ihrer Rückkehr – und zwar vor der eigenen Haustür.

Während die Abiturienten ihre Campingutensilien zurück in den Keller räumten, müssen die Diebe zugegriffen haben. Zwei neue Campingstühle, die neben dem Auto an der Hecke lehnten, waren plötzlich weg. Ein Drama ist das zwar nicht – zumal die Stühle nur etwa 18 Euro gekostet haben – dennoch wunderte sich Jeanette Pesara über den „dreisten und unsinnigen“ Diebstahl. Ob jemand die Stühle für Sperrmüll gehalten haben könnte?

Banden rücken mit Sprintern an

Polizeisprecher Volker Schütte hält es für unklug, dem Dieb derartige Ausreden in den Mund zu legen. Und Elisabeth Henne, die beim Kreis mit der „Entsorgungsarbeit“ betraut ist, hat einen ganz anderen Verdacht: „Das waren die Schrottis“, sagt sie, um dann gleich darauf einzuschränken: „Das können wir natürlich nicht beweisen, aber...“ Dann hebt sie an zu einem haarsträubenden Bericht über organisierten Sperrmüllklau.

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Wenn sie zu Kontrollen in den Kommunen unterwegs sei, erwische sie an einem Abend manchmal 15 Diebe auf frischer Tat.

Dabei ist nicht die Rede von Studenten, die einen alten Bilderrahmen oder Sessel für die WG mitnehmen, sondern von Gruppen, die mit Sprintern und 40-Tonnern anrücken und alles einsacken, was in die Fahrzeuge passt. Zwar ist laut Gesetz jeder „Sperrmüllfund“ erst einmal Diebesgut, doch die Qualität der Taten unterscheidet sich erheblich: „Die Banden sind gut organisiert und fahren systematisch ganze Gebiete ab“, sagt Elisabeth Henne.

Diebe suchen gezielt nach Metallscharnieren

Die Sperrmülldiebe, soviel verraten ihre Autokennzeichen, stammen erstaunlich oft aus „Poddebice“, einem polnischen Ort mit knapp 8000 Einwohnern. In Witten seien sie bisher nicht aktiv, dennoch nimmt Elisabeth Henne an, dass sich illegale Metallsammler – schon eher ein Problem in Witten – ganz ähnlich organisieren könnten.

Doch ist es nicht albern, anzunehmen, Metalldiebe interessierten sich für Campingstühle, die gerade mal ein paar Gramm Metall enthalten? „Keineswegs“, sagt Elisabeth Henne. Ihr sind schon Diebe untergekommen, die im Sperrmüll gezielt nach Metallscharnieren suchen und diese blitzschnell aus Schränken ausbauen.

Ob der Diebstahl bei den Pesaras tatsächlich Methode hatte, bleibt letztendlich Spekulation. Am liebsten wäre der Familie dann doch ein Dieb, der die Sperrmüllausrede zum Anlass nimmt, die beiden Stühle einfach zurückzubringen.