Bochum/Witten. . Bei der Zulassungsparty in der Bochumer Zeche waren auch Wittener Jugendliche in einer Schlange eingequetscht. Manche Gäste stürzten, einige kamen ins Krankenhaus. Die Polizei rückt mit mehreren Einsatzwagen an. Der Rest feierte fröhlich.
Die große Party vor dem letzten Schultag wurde fast zur Massenpanik und endete für manche im Krankenhaus. Über 1000 künftige Abiturienten, darunter viele Wittener, hatten am Donnerstagabend Einlass in die Bochumer Zeche gesucht. In der Schlange vor dem Eingang wird geschoben, gezogen und gebrüllt. Jugendliche stürzen, verletzen sich teilweise. Das anfänglich leichte und normale Gedränge wird zu einem „richtigen Drücken“, wie eine Bochumer Schülerin es nennt. Das Mädchen stürzt - und viele Freunde mit ihr. „Als ich wieder aufgestanden bin, hing mein ganzes Fleisch am Bein herunter“, sagt sie. Von Rettungswagen und Notarzt ins Krankenhaus gebracht, wird die Wunde mit zwölf Stichen genäht.
„Die Mitarbeiter haben sich nicht gekümmert“
Aus Sicht von Organisator Max Sollmann stellt sich die Sache so dar: „Sie stolperte über ein Bein und musste mit zwei Stichen genäht werden.“ Die Verletzte erhebt ihrerseits Vorwürfe gegen den Veranstalter: „Ich wurde auf einen Barhocker gesetzt. Meine Freunde haben Papiertücher geholt und den Notruf getätigt - die Mitarbeiter haben sich nicht gekümmert.“
Insgesamt unterscheidet sich die Sichtweise des Veranstalters, der Bochumer Ruhrpol GmbH, besser bekannt als „Abistars“, deutlich von der vieler Besucher. Wenn eine Situation eskaliere, meint Max Sollmann, dann auch deshalb, weil sich einige Gäste einfach nicht benehmen könnten, etwa weil sie betrunken seien. „Man konnte sich nicht bewegen und es wurde von allen Seiten gedrängelt“, sagt Schiller-Gymnasiastin Linda, eine von über 400 Besuchern aus Witten.
„Schock und Kreislaufkollaps“
Die 18-Jährige stand fast anderthalb Stunden in der Kälte, kam aber ohne Verletzungen in die Disco. Schlimmer erwischt es ihre Stufenkollegin Chiara. Sie habe um Hilfe geschrien und sei dann kollabiert. „Schock und Kreislaufkollaps“, stellen Ärzte im Krankenhaus fest. Freunde, die sich um sie kümmerten, hätten ebenfalls nur wenig Hilfe beim Personal gefunden, so Chiara.
Die Polizei rückt mit mehreren Einsatzwagen an. „Die Kollegen vor Ort haben aber keinen weiteren Handlungsbedarf gesehen“, erklärt Pressesprecher Marco Bischoff (35). Es hätten keine chaotischen Zustände geherrscht. Er könne aber nachvollziehen, dass es sehr unangenehm sein muss, wenn von hinten hunderte Jugendliche drücken.
Erst nach einiger Zeit wird ein zweiter Eingang am anderen Ende der Schlange geöffnet. Zu diesem Zeitpunkt ist es quasi unmöglich, sich zu bewegen. „Neben mir standen heulende Mädchen. Und ich habe noch nicht mal meinen Arm heben können“, sagt Arne vom Bochumer Goethe-Gymnasium später.
Gerüchte, es seien über 600 Karten zu viel verkauft worden, haben sich laut Polizei nicht bestätigt. Unklar bleibt aber, warum der Veranstalter vormittags noch eine Abendkasse ankündigt, obwohl die Veranstaltung seit Tagen als ausverkauft galt. „Sechs Karten haben wir noch an der Abendkasse verkauft“, so Organisator Max Sollmann.
Immerhin: Die Mehrzahl erreicht unbeschadet den Innenraum der Disco und feiert bis weit in die Nacht die Zulassung zum Abi.