Düsseldorf. Eigentlich sollen die Mottowochen für die Abiturienten der krönende Abschluss nach 13 Jahren Schule sein. In Düsseldorf eskalieren die Abi-Gags jedoch immer mehr, es kam zu Sachbeschädigung. In Köln lieferten sich Schüler eine Bengalo-Schlacht mit der Polizei. Drei Polizisten wurden verletzt.
Für den letzten regulären Freitag der Schulzeit planen die Abiturienten traditionell Abi-Scherze. Den Direktoren vieler Düsseldorfer Gymnasien ist das Lachen in dieser Woche allerdings vergangen, weil die Mottowochen immer mehr aus dem Ruder gelaufen sind. Längst wurde nicht mehr nur ein bisschen mit Wasserpistolen herumgespritzt, viele Abiturienten zogen zu den benachbarten Gymnasien und sorgten dort für Chaos.
Abiturienten des Düsseldorfer St.-Ursula-Gymnasiums liefen am Donnerstag zum Cecilien-Gymnasium, wo sie Knallkörper und sogar Bengalos zündeten. Die Schulleitung des Cecilien-Gymnasiums informierte die Polizei, wie Pressesprecherin Susanna Heusgen bestätigte. Michael Baltes, Schulleiter der Ursulinen, sieht das Zünden von Bengalos als eine Grenzüberschreitung. "Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht." Schon die ganze Woche hätten sich seine Schüler nicht an Absprachen gehalten.
Abi-Gag an Düsseldorfer Gymnasium wird als Konsequenz gestrichen
"Als Konsequenz wurde der Abi-Gag am Freitag deswegen gestrichen", bestätigte der Direktor im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe. "Das Ausmaß der sogenannten Scherze nimmt jedes Jahr erschreckendere Formen an." Jede Schule versuche "noch cooler" als die andere zu sein. Dass man jetzt aber schon im Bereich der Straftaten sei, gehe zu weit. "Ich denke darüber nach, die Mottowoche und den Abischerz komplett zu streichen", so Baltes.
Am Görres-Gymnasium auf der Düsseldorfer Königsallee kam es ebenfalls zu einem Vorfall mit Bengalos. Zwei Schüler fackelten die Stäbe, die in Fußballstadien häufig zum Einsatz kommen, ab. Nachdem die Schulleiterin mit der Polizei drohte, ließen die Schüler von dem gefährlichen Spiel ab.
"Man versucht sich gegenseitig zu übertrumpfen"
Auch im Stadtteil Kaiserswerth kam es zu Problemen. Etwa 20 bis 30 Abiturienten verschiedener Gymnasien zogen in weißen Overalls und maskiert durch die Straßen. Sie warfen nach Polizeiangaben Wasserbomben und verschmutzten ein Auto mit Mehl und Ketchup. Die Besitzerin erstattete Anzeige wegen Sachbeschädigung. Die Beamten nahmen die Personalien der beteiligten Personen auf.
Polizeisprecherin Heusgen bestätigte, dass die Abischerze immer öffentlichkeitswirksamer werden. "Man versucht, sich gegenseitig zu übertrumpfen." Auch Autokorsos seien in Düsseldorf üblich. "Aber aufgrund der Verkehrssituation in der Innenstadt macht das in diesem Jahr ohnehin keinen Spaß", so Heusgen.
In Köln bewarfen Schüler Polizeibeamte gezielt mit Bengalos
In Köln hatte die Polizei in dieser Woche alle Hände voll zu tun mit feierwütigen Abiturienten, die es zu weit trieben. "Das zieht sich quer durch die Stadt", berichtet Pressesprecher Andreas Frische. "Mittlerweile liegen uns 17 Anzeigen wegen Sachbeschädigung vor." Wände wurden beschmiert, Kuhmist und Eier geworfen. Die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln geht von einem Schaden von rund 50 000 Euro aus.
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In der Nacht zu Freitag eskalierte die Lage. Es hätten sich zunächst etwa 200 Abiturienten verschiedener Kölner Gymnasien im Volksgarten versammelt und einzelne Bengalos gezündet. Die Polizei beobachtete das Treffen aufgrund der Erfahrungen der vorherigen Tage. 400 bis 500 Personen zogen dann in Richtung Humboldt-Gymnasium, wo sie auf etwa 100 Schüler trafen. Wasser- und Müllbomben flogen in Richtung der Schule. Die Humboldt-Schüler gingen daraufhin hinein. Als draußen jedoch auch Bengalos gezündet wurden, befürchtete die Polizei eine Eskalation und sperrte das Gebiet ab.
Drei Beamte erlitten ein Knalltrauma
Gezielt warfen Schüler aus der größeren Gruppe dann Bengalos auf die Beamten. Drei von ihnen erlitten dabei ein Knalltrauma und mussten ambulant im Krankenhaus behandelt werden. "Mit Lautsprecheransagen haben wir ganz deutlich gemacht, dass der Spaß vorbei ist. Der gesamten Gruppe wurde ein Platzverbot ausgesprochen", so Frische.
Ebenfalls in der Nacht von Donnerstag auf Freitag musste die Polizei eine Schlägerei am Sachsenring auflösen, bei der erneut Abiturienten involviert waren. Pressesprecher Frische sagte, dass die Polizei selbstverständlich Verständnis für die Ausgelassenheit der Schüler habe, wenn damit aber Körperverletzungen und Sachbeschädigung einhergingen, sei die Grenze überschritten.
In Krefeld verlief Mottowoche eher ruhig
In Krefeld verlief die Mottowoche trotz anderslautender Berichte weitgehend friedlich. "Am Horkesgath-Gymnasium Schule hat es nicht wie berichtet einen vorgetäuschten Amoklauf einiger Vermummter gegeben", stellte Schulleiter Klemes Seth klar. Richtig sei, dass drei Abiturienten anderer Schulen am Dienstag in das Gymnasium gekommen seien und den Unterricht gestört hätten. "Sie waren vermummt, weil sie wahrscheinlich an diesem Tag das Motto "Inkognito" an ihrer Schule hatten", so Seth. Daraufhin habe man die Störenfriede vor die Türe befördert.
Polizeieinsätze wegen Abistreichen gab es in Krefeld jedoch bislang nicht. "Das war auch in den letzten Jahren auch so. Anscheinend haben die Schulen von Anfang an eine klare Linie herausgegeben, was geht und was nicht", so Polizeipressesprecher Wolfgang Weidner.