Witten. . Der verkommene Bahnhof in Witten-Annen ist nicht nur verdreckt und verschmiert. Auch wuchernde Pflanzen tragen ihren Teil zum traurigen Gesamtbild bei. Der Konzern will die Sträucher nicht schneiden. Zum Ärger der Familie Gassmann.

Das Gelände rund um den Bahnhof in Annen ist wahrlich kein Aushängeschild für den größten Stadtteil Wittens. Abgesehen davon, dass die Deutsche Bahn keine Veranlassung sieht, die Unterführung zu modernisieren, zeigt sie sich unbeweglich, was die Grünpflege auf dem Areal angeht. Dem Ziel, ein ansprechendes Geschäftsklima zu erzeugen, wird dadurch ein weiterer Knüppel zwischen die Beine geworfen.

Früheres Gassmann-Kaufhaus

Das vor dem Bahnhof befindliche Gebäude ist im Besitz der Gassmann-Familie. Früher war hier das familieneigene Kaufhaus ansässig. Nach dessen Schließung sind Takko und Rossmann mit jeweils einer Filiale eingezogen. Obwohl verkehrsgünstig am S-Bahnhof gelegen und mit einem Parkdeck für Kunden ausgestattet, will beim Besuch rund um die Geschäfte kaum Wohlfühlatmosphäre aufkommen. Egal, ob die Einkäufer mit der Bahn anreisen oder die Treppenstufen hinabsteigen. Im Durchgang zu den Bahngleisen stinkt es nach Urin. Hässliche Schmierereien, die nicht im entferntesten an Graffiti-Kunst erinnern, sorgen für optische Tristesse.

Offensichtlich aktiv ist die Bahn beim Entfernen von Graffiti im Tunnel. In regelmäßigen Abständen werden hier Bemalungen übergepinselt. So wirkt der im Grauton gehaltene Gang wenigstens optisch ordentlich.

Die Zuständigkeit der Bahn hört jedoch auf, wo die rot-braunen Klinkersteinwände des Kaufhauses anfangen. Ab hier ist das der Privatbesitz der Gassmanns. Die Farbverunstaltungen richten an den Steinen einen hohen Schaden an. Kompliziert und kostspielig ist es, die Steine zu säubern. „Dafür muss man mit harter Chemie rangehen“, meint Immobilienbesitzerin Susanne Gassmann und ergänzt: „Das ist wirklich eine teure Angelegenheit.“ Die Wittenerin hat versucht, über eine dritte Person Kontakt zu den Sprayern aufzunehmen. Vergeblich. Mit Anzeigen will sie es erst gar nicht probieren. „Zur Polizei zu gehen, kann man sich schenken“, erklärt die Geschäftsfrau. Den Schmierfinken kann man nur schwer beikommen.

Eigentümerin sauer auf die Deutsche Bahn

Ohnehin überwiegt bei Susanne Gassmann die Wut auf die Deutsche Bahn. Wegen der unmittelbaren Verbindung zum Bahnsteig fühlt sich die Wittenerin manchmal außerhalb ihres Privatbesitzes für ein sauberes Umfeld verantwortlich. So hat sie schon abgestellte Müllbeutel aus dem Treppenhaus entfernt und liegengelassene Schnapsflaschen aufgesammelt. Nur beim Gestrüpp am Schrankenwärterhäuschen, das seit Jahren vor sich hinwuchert, da hört es für die Wittenerin auf.

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Aus Richtung Bebelstraße oder der Stockumer Straße ist die Verwahrlosung auf der Bahn-Anlage offensichtlich. Falls es hier angelegte Beete gegeben haben sollte, sind sie nicht mehr zu identifizieren. Überall wuchert und wächst es. Kreuz und quer, hoch und breit. Nicht nur am Schrankenwärterhäuschen in Annen macht die Vegetation einen ungezähmten Eindruck. Auch parallel zu den Gleisen breiten sich die Pflanzen aus. Susanne Gassmann ist sauer auf die Bahn. Seit acht Jahren kämpfe sie darum, dass der Konzern sich um die Grünflächen rund ums Kaufhaus kümmert. Sie fühlt sich im Recht. „Das ist Eigentum der Bahn“, sagt sie. Doch nach etlichen Schriftwechseln hat sie noch immer keinen Erfolg. Stattdessen gab es ihren Angaben zufolge zuletzt nur noch patzige Antworten, wonach sie aufhören solle, Mails zu schreiben.

Was antwortet die Bahn unsere Anfrage? Der Konzern sieht sich am Freitag wegen eines Personalengpasses in der Pressestelle nicht dazu in der Lage, eine Stellungnahme abzugeben. Montag, heißt es.