Witten. .

Der Annener Geschäftskern rund um die S-Bahn-Station kommt nicht zur Ruhe: Nach Gassmann zum vergangenen Jahresende zieht am 8. Mai auch der Sportartikler Orkan Sports aus dem Gebäudekomplex.

Es habe Probleme gegeben, die auch mit dem Bahnhof zu tun haben, sagt Saim Orkan.

Die gute Nachricht an der Leerstands-Misere: Orkan Sport geht nicht aus Annen weg, sondern setzt sich an der Annenstraße auf 100 Quadratmetern deutlich kleiner. „Die Räumlichkeiten waren einfach zu groß für uns“, so Saim Orkan, der noch im März Schließungspläne vehement demtiert hatte.

Jetzt kleben die „Räumungsverkauf“-Schilder in allen Fenstern - BVB-Trikots gibt es nun zum Sonderpreis. Außerdem Kappen, Bälle, Schals und was der Fan noch alle so braucht. Von Schalke übrigens auch. Und, es muss der Wahrheit halber gesagt werden, ja, sogar von Bayern.

500 Quadratmeter haben die Geschäftsräume, in denen vor Orkan eine Zeitlang nichts und davor ein Lebensmittel-Discounter und Bäcker untergebracht waren. Lange soll die Gebäudehälfte aber nicht leer bleiben, sagt Christine Gassmann-Berger. „Wir sind in Verhandlungen mit mehreren Interessenten aus unterschiedlichen Branchen“, erklärt sie aus Anfrage unserer Zeitung.

Mit etwas mehr Werbung hätte vielleicht der Umzug nicht sein müssen, so die Geschäftsfrau, die an Gebäude und Lage nichts auszusetzen hat: „Wir müssen einfach feststellen, dass Rossmann und Ernsting mehr Kunden anziehen, als es uns zuvor dort gelungen ist.“

Nun weiß jeder Annener, dass der S-Bahn-Haltepunkt Witten-Annen-Nord vom Begriff „Schmuckstück“ weit entfernt ist. Aber immerhin: „Im letzten Jahr hat es hier keine Beschwerde gegeben“, sagt der zuständige Bahnsprecher. Witten-Annen sei jetzt der Kategorie 5 zugeordnet, was laut Bahn-Website bedeutet: „Die Kategorie 5 beinhaltet Bahnhöfe kleinerer Städte und zahlreiche Stadtteilbahnhöfe, die größtenteils von Pendlern genutzt werden. Diese rund 1070 Bahnhöfe sind weniger belebt, weshalb auf eine robuste Ausstattung geachtet wird, die auch Vandalismus standhält. Weniger ist hier oft mehr: Statt in nicht benötigte Ausstattung zu investieren, werden finanzielle Mittel wirkungsvoller für Reinigung und Instandhaltung eingesetzt.“

Diese finanzielle Mittel können sich offenbar sehen lassen: Nach Angaben des Internet-Forums loksimulatoren.de erhält die Bahntochter „Station und Service AG“ jährlich 85 000 Euro für die Instandhaltung des Annener Bahnhofs - eine Zahl, die vom Bahnsprecher nicht dementiert wird. Das Geld fließe allerdings in einen großen Topf, aus dem wiederum alle Bahnhöfe in NRW bedient werden.

„Viel bleibt da nicht übrig“, so der Vertreter der Bahn. „Bahnstationen sind Spiegel ihres sozialen Umfelds, und nach einem Heimspiel von Borussia Dortmund sieht der Bahnhof auch entsprechend aus. Uns fehlt für eine soziale Kontrolle einfach das Personal.“