Witten. . Die Wittenerin Uta Streckert hatte fest mit ihrer Nominierung für die Paralympics in London gerechnet. Sie rechnete sich sogar Chancen auf eine Medaille aus. Doch trotz ihrer guten Leistungen kam jetzt die Absage.
Uta Streckert wurde nicht für die Paralympics in London nominiert - die Wittener Sprinterin ist enttäuscht.
Es ist nur ein schwacher Trost für Uta Streckert (18), dass sie in vier oder acht Jahren - möglicherweise - noch einmal die gleiche Chance bekommt, Teil eines der größten Sportereignisse weltweit zu werden. Die Wittenerin Läuferin war fest davon ausgegangen, für die Paralympics in London (29. August bis 9. September) nominiert zu werden - doch der Deutsche Behindertensportverband (DBS) entschied sich anders, sorgte damit für großen Frust bei der Gymnasiastin.
Bewegungsstörung als Folge frühkindlicher Hirnschädigung
„Natürlich bin ich erstmal sehr traurig über diese Nachricht gewesen“, sagt Uta Streckert geknickt. Die Leichtathletin vom TV Wattenscheid, die infolge einer frühkindlichen Hirnschädigung an Zerebralparese, einer Bewegungsstörung, leidet, hatte erst in diesem Jahr die deutschen Rekorde in ihrer Startklasse über 100 und 200 Meter auf 17,76 bzw. 37,24 Sekunden verbessert. Und sich große Chancen ausgerechnet, in London dabei zu sein, wenn bei den Paralympics die Medaillen vergeben werden. Doch gerade darin sah der Verband bei der endgültigen Nominierung den Knackpunkt.
„Zum Zeitpunkt, als sie von mir für den Kader vorgeschlagen wurde, lag sie in der Weltrangliste auf dem neunten Platz. Doch gerade die Entwicklung über die Sprintstrecken in letzter Zeit war enorm. Die Mindestleistung hatte Uta Streckert sicher erfüllt - aber ihre Nominierung hatte zum entscheidenden Zeitpunkt nicht mehr oberste Priorität“, erklärte Bundestrainer Willi Gernemann (Rhede).
Medaillenchancen sind maßgebliches Kriterium
Letztlich war für den Deutschen Behindertensportverband, der insgesamt 150 Athleten (88 Männer, 62 Frauen) zu den Paralympics entsendet, die Chance auf eine Medaille das maßgebliche Kriterium. „Wir haben nur 34 Startplätze in der Leichtathletik“, so Gernemann - und für Uta Streckert, die seit vier Jahren ihren Sport betreibt, im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in Neuseeland Bronze über 200 Meter holte, war letztlich kein Platz. „Gerade bei den Einzelsportlern orientieren wir uns stark an Medaillen-Chancen“, sagt DSB-Pressesprecherin Marketa Marzoli.
Zudem gibt’s im deutschen Aufgebot gegenüber den Paralympics in Peking 2008 rund 20 Plätze weniger - „vor allem, weil es mittlerweile weniger sportliche Disziplinen gibt“, wie Bundestrainer Willi Gernemann erläutert. In London werden die Medaillen in 170 verschiedenen Disziplinen vergeben - und die Leichtathletik gilt seit je her als Domäne der deutschen Behindertensportler.
Enttäuschung über die Absage
„Mir ist egal, ob ich ein Härtefall bin oder nicht - jedenfalls war ich enttäuscht darüber, dass ich nicht mitfahren darf“, sagt Uta Streckert. Dass sie von der Entscheidung der Nominierungs-Kommission per Telefon über ihren Blocktrainer Lutz Kramer unterrichtet wurde und nicht etwa vom Bundestrainer selbst, hat die Schülerin des Ruhr-Gymasiums enttäuscht. Doch jetzt die Flinte ins Korn zu werfen, das kommt für Uta nicht in Frage.
„Es wäre ja Unsinn, jetzt einfach so aufzuhören. Ich werde weiter kämpfen und mein Bestes geben“, betont die 18-Jährige. Seit der Weltmeisterschaft in Christchurch habe sie ihre 200-Meter-Zeit um über eine Sekunde verbessert - „und verletzt war ich auch nicht“, fehlt ihr jegliches Verständnis für die Nicht-Nominierung.