Witten. Markus Giesler war mit 27 der jüngste Professor im Bereich Marketing. Er lehrte an der renommierten York University im kanadischen Toronto und hätte bis zur Pension dort forschen können. Doch Markus Giesler wollte zurück zur Uni Witten/Herdecke, weil sein Herz für das Ruhrgebiet schlägt.

Wenn er vor seinen Studenten steht, dann schauen sie schon mal irritiert. Denn der Professor ist kaum älter, manchmal sogar jünger als sie. Markus Giesler kennt das. Denn Professor ist er schon seit sechs Jahren, als ihn die renommierte York University im kanadischen Toronto rief. Mit 27 war er der jüngste Marketing-Professor. Und er hätte bis zur Pension dort forschen können. Doch Markus Giesler wollte zurück zur Uni Witten/Herdecke. „Mein Herz hängt am Ruhrgebiet und vor allem an der Uni.”

So ein Satz könnte kitschig klingen. Doch aus Gieslers Mund spricht die pure Begeisterung. Für eine „sehr zukunfts- und wettbewerbsfähige Uni”, die mit den besten Studenten aufwarten kann.

Er muss es wissen, denn Giesler hat schon einige hochkarätige Unis gesehen. 1997 startete der gebürtige Iserlohner sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Witten/Herdecke. Nach dem Vordiplom zog es ihn zur Northwestern University in Chicago – dem Mekka für seinen Fachbereich: „Was der Vatikan für die katholische Kirche ist, ist die Northwestern für das Marketing.” Dort konnte er sich mit sehr guten Forschern weiterqualifzieren und habilitieren, der Kontakt zur Uni Witten blieb.

Dann zog er ins kanadische Toronto, eine 7,8 Millionen-Stadt, wo er fünf Jahre lang forschte. Eine spannende Zeit, sagt Giesler. „Man kann tagelang durch Toronto fahren, ohne an die Grenzen zu kommen.” Die Menschen dort seien den Ruhrgebietlern ähnlich. Spannend war es auch beruflich: Zwischendurch lehrte er sogar an der amerikanischen Elite-Uni Harvard. Die Unis seien sehr organisiert, Unternehmen engagierten sich für die Forschung, die Lehre sei aber auch sehr standardisiert. „Ideal ist, das Beste beider Welten mitzunehmen. Den nordamerikanischen Pragmatismus und die europäische Kulturreflektion.”

Das tut er jetzt an seiner neuen Wirkungsstätte, dem Lehrstuhl für strategisches Marketing an der Uni Witten. Mit seiner Rückkehr nach Deutschland ist er eine Ausnahme. Wie der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) schätzt, arbeiten knapp 6000 promovierte deutsche Wissenschaftler in den USA. Viele bleiben dort. Aber Giesler möchte den Wissensstandort Deutschland stärken: „Wenn wir wollen, dass Deutschland international mehr von sich reden macht, dann müssen wir Verantwortung übernehmen.”

Wie auch in der Vergangenheit, als er beratend für Apple oder Sony tätig war, möchte er auch hier praktisch arbeiten. Die Forschung steht aber im Mittelpunkt – schon jetzt übrigens sehr erfolgreich: „Witten ist aus dem Stand heraus drittstärkster Marketingstandort geworden”, erzählt Giesler. „Aber wir kommen noch auf den ersten Platz.”

Der Mann hat noch viel vor.