Witten. Einem Bericht der Landesregierung zufolge soll auch die Uni Witten/Herdecke in die Affäre um erkaufte Doktortitel verwickelt sein. Vorwiegend Mediziner und Zahnmediziner hätten sich gegen Schmiergeld einen Titel gekauft, so der Vorwurf.

„Das ist ein Vorwurf, den wir sehr ernst nehmen”, sagt der wissenschaftliche Geschäftsführer Dr. Martin Butzlaff. Man wisse aber noch nicht, gegen wen ermittelt werde.

Rund 100 Hochschullehrer bundesweit sollen eigentlich ungeeigneten Kandidaten Doktortitel gegen Schmiergelder vergeben haben, 16 mal soll dies in NRW passiert sein – vor allem in der Medizin. Betroffen seien neben Witten auch die Unis Duisburg-Essen, Bochum, Düsseldorf, Aachen, Bonn, Münster und Köln.

Die Uni Witten würde gerne ihren Beitrag zur Aufklärung leisten, so Butzlaff weiter, aber die Staatsanwaltschaft verweigere aus ermittlungstaktischen Gründen Details. Nachdem die Uni die große Krise Ende letzten Jahres überstanden und ihre Hausaufgaben gut gemacht habe, seien solche Vorwürfe besonders hart. Sie verdeckten auch die guten Leistungen der Absolventen. Die Qualität des Prüfungsverfahrens sei hoch. Jedes Doktorandenverfahren werde von zwei Wissenschaftlern gegengezeichnet. Sollten sich die Vorwürfe beweisen, wolle die Uni aber „mit aller Härte vorgehen”, so Butzlaff.

„Völlig unverständlich, dass jemand so etwas machen kann”, kritisiert der Uni-Gründungsvater Dr. Konrad Schily Dozenten, die Doktortitel verkaufen. Bevor man diese verurteile, müsse man aber prüfen, ob sie nicht selbst reingelegt wurden. Auffällig finde er, dass die Staatsanwaltschaft so schnell mit der Veröffentlichung gewesen sei.

Noch sei überhaupt nicht klar, ob sich die Vorwürfe bestätigen, sagt Studentin Mirjam Karcher. Deshalb mache sie sich auch keine Sorgen, dass der Ruf ihrer Hochschule Schaden nehmen könne.