Witten. Die Pleite von FTI trifft auch Reisende aus Witten - oder solche, die es werden wollen. Denn noch hängen viele in der Luft.

Sommer, Sonne, Strandurlaub - wer bei FTI Touristik eine Reise gebucht hat, muss derzeit zittern. Denn Europas drittgrößter Reiseanbieter hat am Montag Insolvenz angemeldet. Alle Pauschalreisen wurden zunächst storniert. Begonnene Reisen sollen aber zu Ende geführt werden können. Auch in Witten sind Kundinnen und Kunden von der Pleite betroffen.

„Es geht drunter und drüber“, sagt Heike Steimer vom TUI-Reisecenter Gassen an der unteren Bahnhofstraße. Viele Buchungen würden nun auf der Kippe stehen, die Menschen seien entsprechend beunruhigt. Auch die Lage beim Anbieter selbst sei etwas unsortiert. Am Montag hieß es noch, alle Pauschalreisen seien abgesagt. „Nun kam die Information, dass nur Reisen bis zum 10. Juni storniert werden.“ Was die Lage aber eher komplizierter als einfacher macht.

Viele Kunden hängen in der Luft

„So können wir für die Kunden ja nicht aktiv werden“, ärgert sich Steimer. Denn Reiselustige, deren Urlaub ab dem 11. Juni (das ist der kommende Dienstag) beginnen sollte, hängen damit erstmal in der Luft. FTI bemüht sich nach eigenen Angaben derzeit „nach Kräften“, die Durchführung dieser Reisen „wie geplant zu ermöglichen“, wie das Unternehmen auf seiner Webseite schreibt. „Ein klarer Cut wäre besser für uns“, urteilt die Reisekauffrau.

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Soll heißen: Solange FTI die Reisen nicht storniert, können sich Kundinnen und Kunden auch nicht wirklich eine Alternative suchen und buchen. Denn sollte die Reise am Ende doch durchgeführt werden, wird der Preis nicht zurückerstattet - und am Ende bezahlt man im schlimmsten Fall für zwei Urlaube. „Viele FTI-Buchungen haben wir aber schon bei anderen Veranstaltern vorgemerkt“, so Steimer. Andere Anbieter würden derzeit auch teils Sonderkonditionen für FTI-Kunden zur Verfügung stellen, etwa eine verringerte Storno-Gebühr.

Deutscher Reisesicherungsfonds zahlt Kosten für stornierte Reisen zurück

Wer bis zum 10. Juni starten wollte, ist schon mal auf der sicheren Seite - zumindest was die Finanzen angeht. Denn Sorgen um sein Geld müssen sich Pauschalurlauber nicht machen. Für sie springt der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) ein, der 2019 nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook gegründet wurde. „Das sage ich den Leuten auch immer zur Beruhigung“, erzählt die 62-Jährige. „Aber das ist natürlich nicht befriedigend“, betont sie. Zumal bisher nicht absehbar ist, wann die ersten Urlauber ausgezahlt werden.

Außerdem: Gerade der Sommer- und Herbsturlaub sei ein großes Thema. „Da buchen die Leute lange im Voraus - und jetzt stehen sie vor den Scherben.“ Viele hätten gerade auf den Sommerurlaub gespart, könnten nun nicht so einfach eine Alternative finden - oder müssen ganz zu Hause bleiben.

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Seit Anfang des Jahres kaum noch Buchungen bei FTI

Schon seit Anfang des Jahres hatte man sich im Reisebüro Gassen bei der Buchung von Reisen über FTI zurückgehalten. Denn da habe man schon mit der kommenden Insolvenz gerechnet. So sind auch andere Reisebüros in Witten verfahren. Etwa bei Wedhorn. Hier aber noch konsequenter. „Wir haben uns bei FTI schon länger zurückgehalten“, sagt Inhaberin Jutta Wedhorn. Nur noch auf besonderen Kunden-Wunsch habe man bei diesem Veranstalter gebucht, es in den letzten Monaten aber auch abgelehnt.

Jutta Wedhorn leitet das Reisebüro Wedhorn an der Bahnhofstraße in Witten. Hier hat man sich schon seit längerer Zeit bei FTI-Buchungen zurückgehalten.
Jutta Wedhorn leitet das Reisebüro Wedhorn an der Bahnhofstraße in Witten. Hier hat man sich schon seit längerer Zeit bei FTI-Buchungen zurückgehalten. © Stephanie Heske | Stephanie Heske

Auch deshalb ist die Pleite von FTI nun hier kein großes Thema. Ein Kunde ist allerdings gerade mit FTI unterwegs - auf dem spanischen Festland. Er könne seine Reise zwar voraussichtlich wie geplant beenden, sagt Wedhorn. „Aber er musste selbst die Hotelrechnung vor Ort bezahlen“. Und da sei er nicht der einzige. Die Hoteliers seien sehr schnell damit, ihr Geld einzufordern. Sie seien alle noch verängstigt von der Cook-Pleite 2019. Allerdings: Auch das in einer solchen Situation vorgestreckte Geld übernimmt in der Regel der Reisesicherungsfonds.

Verbraucherzentrale bietet individuelle Beratung an

Wer bei FTI allerdings keinen Pauschalurlaub, sondern etwa nur ein Hotel am Urlaubsort gebucht hat, fällt nicht unter den gesetzlichen Absicherungsschutz und bleibt auf seinen Kosten sitzen. Die Verbraucherzentrale NRW hat für
Betroffene aktuelle Informationen auf ihrer Internetseite zusammengestellt und bietet auch persönliche Beratung an.

>>> Info: Am Freitag, 7. Juni, bietet die Verbraucherzentrale Witten von 8 bis 9 Uhr eine virtuelle Fragestunde über Zoom zu betroffenen Reiseverträgen rund um die Insolvenz von FTI an. Die Teilnehmenden erhalten eine kostenfreie Ersteinschätzung zu ihren individuellen Fragen. Die Veranstaltung ist kostenlos. Einwahldaten: Meeting-ID: 882 5274 8600/ Kenncode: 372637

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