Witten. In einer spektakulären Aktion hat die Firma SKT den Abfluss des Hammerteichs in Witten freigeschnitten. Denn der See wird bald untersucht. Warum?

Nein, das war kein Event von Alpinkletterern, sondern „nur“ ein Arbeitsauftrag der Entwässerung Stadt Witten (ESW): In den letzten Tagen haben sich vier Mitarbeiter der Baumdienst-Firma SKT rund um den Hammerteich abgeseilt, um wucherndes Gestrüpp wegzuschneiden. Diese spektakuläre Aktion hat etwas mit den Rettungsmaßnahmen für das verlandende Gewässer zu tun.

„Relativ spannend“ beschreibt Firmenchef René de Torres Lacroze den Arbeitseinsatz „seiner Jungs“: Denn um kleine Gehölze, die aus den Mauerritzen des Stauwehrs oder kleine Bäume, die im Borbach wachsen, entfernen zu können, mussten sie sportlich sein. Die vier Mitarbeiter krabbelten zum Beispiel in den Zulauf zum Hammerteich oder hingen in Kletterausrüstung an einer Staumauer. Auch um die gegenüberliegende steile Uferböschung hinabzukommen, mussten sie sich abseilen. Kein Wunder, dass etliche Spaziergänger am Freitag (10.11.) erstaunt stehenblieben und die Aktion fotografierten. Bei den Arbeiten im Dauerregen am Montag waren dagegen kaum Zuschauer vor Ort.

Abfluss des Hammerteichs war zugewuchert

So sieht das Ende des Hammerteichs aus: Der Borbach fließt hier in Richtung Mühlengraben.
So sieht das Ende des Hammerteichs aus: Der Borbach fließt hier in Richtung Mühlengraben. © Rene de Torres Lacroze

Laut ESW dienen die Baumpflegearbeiten im Bachbett des Borbachs unterhalb des Hammerteichs mehreren Zwecken. Zum einen soll es eine „Zustandserfassung“ von Stauwehr und denkmalgeschützten Uferbereichen geben. Außerdem plant die ESW bekanntlich eine Machbarkeitsstudie zur Entschlammung des Hammerteichs. Im Juni hatte der Stadtentwicklungsausschuss der Verwaltung den Auftrag erteilt.

Dazu muss aber der zugewucherte Grundablass, das ist der Abfluss des Hammerteichs, inspiziert werden. Bislang war dieser überhaupt nicht zugänglich – und ist ein Mysterium. Dieser „Stöpsel“ wurde vor Jahren verschlossen. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie, so die ESW, will man mit einer Kamera in diesen Tunnel – ein so genanntes Mönchbauwerk – fahren und schauen, ob man den Zugang zum Grund des Hammerteichs wieder öffnen könnte.

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Wie berichtet, verschlammt der Borbach, der durch den See fließt, das Gewässer immer mehr. Die Wasserfläche hat sich seit der Entstehung des Hammerteichs 1722 bereits um mindestens ein Drittel verkleinert, die Verlandung ist in den letzten Jahren aber schnell vorangeschritten. Einen Grund für diese Entwicklung sieht der Gewässerexperte Prof. Dr. Christoph König, Mitglied der Initiative „Rettet den Hammerteich“, zum einem im Klimawandel, aber auch in der Entfernung der „drei Teiche“ im Zufluss des Hammerteichs. Sie hätten „gepuffert“, also Schwebstoffe zurückgehalten, oder durch langsames Versickern das Grundwasser angereichert. Inzwischen ist im Norden des Sees ein großes Mündungsdelta entstanden. Laut Philipp Pössel vom Planungsamt führt auch das Laub der Bäume zu den Ablagerungen im Hammerteich.

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Auch in diesen Bereich des Hammerteich-Abflusses – es ist der Borbach – kommt man nur mit Kletterkunst.
Auch in diesen Bereich des Hammerteich-Abflusses – es ist der Borbach – kommt man nur mit Kletterkunst. © Rene de Torres Lacroze

Für die Jahre 2023 und 2024 wurden im Wirtschaftsplan der ESW bereits 800.000 Euro bereitgestellt, um Maßnahmen zur Rettung des Hammerteichs in Angriff zu nehmen – wie unter anderem der Freischnitt.