Witten. Nackte Männer in Witten: Die Strippergruppe „Thunder From Down Under“ bringt den Saalbau zum Kochen. So fühlte sich ein Besuch vor Ort an.
Sieben nackte Hintern, kreischende Frauen und hämmernde Bässe im Hintergrund. Was wie ein fortgeschrittener Junggesellinnenabschied klingt, ist das Abendprogramm am Dienstag (9. April) im Wittener Saalbau. Dort gastierte wieder einmal die australische Strippergruppe „Thunder From Down Under“. In knappen Kostümen tanzten und strippten die Jungs knapp zwei Stunden vor begeistertem Publikum.
Stripshow im Saalbau: Die Angst, auf die Bühne zu müssen
„Hört sich witzig an“, sage ich als Redaktionsvolontärin, als ich von dem Auftritt der Australier in Witten höre. Und ehe ich mich versah, habe ich zwei Tickets in der Hand. Kann man ja mal machen, denke ich. Dass das Publikum auch zum Mitmachen aufgefordert wird, sehe ich leider erst in der Beschreibung, als ich den Saalbau am Dienstagabend schon betreten habe.
Im Foyer stehen bereits einige Frauen mit Sektchen in der Hand. Charlotte Bennington (27) und Demi Dykstra (23) sind sogar extra aus den Niederlanden angereist, um die Boygroup live zu sehen. Sie sind schon das zweite Mal dabei und sprechen von einer „mega Show“. Auch Marie (17) aus Bochum und Christine (57) aus Dortmund freuen sich. „Hoffentlich müssen wir nicht auf die Bühne“, sagen sie. Auch ich spüre in mir ein leichtes Unbehagen. Auf der Bühne sehe ich mich ganz und gar nicht.
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In der fünften Reihe warten meine Freundin und ich nun gespannt auf den Beginn der Show. Der Saal ist relativ leer. Und, wer hätte es gedacht, es sind nur Frauen anwesend. Lediglich ein Mann hat sich mit seiner Frau in die Show gewagt. Was sie ihm dafür zahlen musste, will er mir nicht verraten.
Dann geht es los und sieben Männer kommen, noch angezogen, auf die Bühne. In verschiedenen Kostümen präsentieren sie in den nächsten knapp zwei Stunden ihre muskulösen Körper. Dabei werden so gut wie alle Klischees bedient – vom Polizisten, Soldaten bis zum Cowboy ist alles dabei.
Enger Kontakt zum Publikum
Natürlich bleiben die Kostüme nicht lange am Körper, es ist ja schließlich eine Stripshow. Unter kreischendem Applaus reißen sich die Darsteller relativ schnell Hemd und Hose vom Leib, bis sie nur noch im knappen Slip auf der Bühne stehen. Wirklich blank gezogen wurde natürlich nicht. Zu Songs wie „Stayin Alive“ von den Bee Gees oder „They don´t care about us“ von Michael Jackson gibt es einstudierte Choreografien ebenso wie Einzeldarbietungen. Und dann stand doch der enge Kontakt zum Publikum im Vordergrund.
Wer Pech hatte (oder Glück?), wurde auf die Bühne geholt. Dabei war manches ein wenig grenzwertig. Drei Frauen werden vom Moderator angefeuert, einen Orgasmus nachzuahmen. Am Ende kürt das Publikum mit dem lautesten Applaus eine Gewinnerin. Andere Frauen werden auf der Bühne auf einen Stuhl gesetzt und mit einer privaten Stripshow „belohnt“. Als sich dann auch noch der Moderator auszieht, frage ich mich langsam, wo ich hier eigentlich gelandet bin.
Im Laufe des Abends bekommen die meisten Frauen im Publikum mal ein Küsschen, eine Umarmung oder eine etwas nähere Darbietung am Platz. Es ist also wirklich ein Abend „zum Anfassen“. Begleitet wird das von einem begeisterten Dauerkreischen. Auch ich werde nicht ganz verschont. Zum Glück werde ich nur umarmt und muss nicht auf die Bühne. Als die Show mit „Thunderstruck“ von ACDC endet, bin ich fast ein bisschen erleichtert. Trotzdem muss ich sagen, dass die Jungs bei allem sehr charmant aufgetreten sind.
Andere Frauen aus dem Publikum scheinen sich sehr gefreut zu haben, dass sie die Sixpacks von Nahem betrachten konnten. So auch Miranda. Sie saß in der ersten Reihe mit einem VIP-Ausweis und auch sie ist extra aus den Niederlanden angereist. „Nur in Deutschland gibt es VIP-Tickets für die Show“, verrät sie mir, denn sie wollte ganz vorne sitzen. Auch die 80-jährige Annelie aus Wetter zeigt sich begeistert nach der Show. Sie war es, die ihre Freundin Nina (49) überredet hat, dort hinzugehen. Die „professionelle Art“ der Boygroup habe die beiden überrascht.
Das Fazit aller Besucherinnen ist durchweg positiv. Lediglich der eine Mann „fand es nicht so toll“. Ich kann es ihm nicht verübeln. Das, was angekündigt war, haben die Jungs von „Thunder From Down Under“ auf jeden Fall eingehalten. Trotz des leeren Saals haben sie das volle Programm aufgefahren. Gelacht habe ich auf jeden Fall lange nicht mehr so viel angesichts dieses neuen „beruflichen“ Erlebnisses. Und ein bisschen heiser bin ich auch.
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