Witten. Knapp ein Jahr lang war ein Paar aus Witten in Europa unterwegs. Nun sind sie wieder in ihrer Heimat. Jetzt steht eine ganz besondere Feier an.
Knapp ein Jahr lang waren Lisa Veselinovic und ihr Lebensgefährte Thomas Sonntag aus Witten mit ihrem Wohnmobil in Europa unterwegs. Ein Leben auf engstem Raum, eine Beziehung wird so definitiv auf die Probe gestellt. Das Paar hat diese Hürde aber mit Erfolg gemeistert. Ende März heiraten die beiden in Haus Witten.
„Entweder trennt man sich danach oder macht es so wie wir und heiratet“, sagt Thomas Sonntag mit einem Augenzwinkern. Fast das gesamte vergangene Jahr war der Fiat Ducato ihr Zuhause. Los ging es in Belgien, über Luxemburg mit dem Heim auf vier Rädern weiter in die Pyrenäen nach Frankreich und von da aus bis nach Portugal. Auch die griechischen Peleponnes waren Teil der Reise. Ende Dezember endete die Europa-Rundfahrt. Seitdem sind sie wieder in Witten.
Paar will Haus in Witten verkaufen
Schließlich hat das künftige Ehepaar hier ja auch noch ein Haus – auf Dauer aber wohl nicht mehr. „Wir sind derzeit dabei, es zu verkaufen“, sagt Lisa Veselinovic. Das gestaltet sich aber gar nicht so leicht. „Es ist deutlich schwieriger als gedacht“, so die 58-Jährige. Da die Kinder mittlerweile ausgezogen sind, lohne sich so ein großes Haus aber nicht mehr. „Wir haben gemerkt, dass es auch ohne Luxus geht“, sagt Thomas Sonntag. „Man muss nicht unbedingt ein großes Haus und zwei Autos haben.“
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In der Zukunft wollen die beiden den Stress in Deutschland nicht mehr so sehr an sich herankommen lassen. „Seitdem wir wieder hier sind, merken wir einfach, wie unzufrieden die Menschen sind. Man muss sich auch einfach mal mit weniger zufriedengeben“, sagt Lisa. Auf der anderen Seite sehen sie aber auch die Vorteile. „Deutschland ist ja generell ein tolles Land. Ich glaube, den Menschen ist gar nicht bewusst, wie gut es einem geht“, ergänzt Thomas. Gerade das Gesundheitssystem bringe viele Vorteile mit sich. „In anderen Ländern muss man zum Beispiel sehr lange auf einen Zahnarzttermin warten“, so der ehemalige Anleiter bei der Awo.
Auf ihrer Reise haben sie gemerkt, dass man noch ganz anders drauf sein kann, fern des Alltags sowieso. Zufriedener, lebenslustiger, den Kopf noch voller Träume. Sie sind auf viele Menschen mit völlig unterschiedlichen Lebenskonzepten getroffen. In Portugal haben sie zum Beispiel einen deutschen Baumfäller kennengelernt, der nun Palmen an den Kragen geht. „Es ist unglaublich, wie viele Leute das Gleiche wie wir machen. Wir dachten, wir wären total exotisch“, sagt Lisa Veselinovic.
Haus Witten ist schon reserviert
Wo es die beiden am Ende hin verschlägt, steht noch in den Sternen. „Derzeit erkunden wir erst einmal, was in Witten so passiert ist“, sagt die Globetrotterin. Sie war zuletzt oft in der Stadt. „Ich finde es vor allem schön, wie sich das Wiesenviertel entwickelt hat.“ Auch auf der Bahnhofstraße hätte sie das ein oder andere neue Geschäft entdeckt. Ihren alten Arbeitskolleginnen in der Tagespflege im Wiesenviertel hat sie bereits einen Besuch abgestattet.
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„Wir kennen hier ja schon noch einige Leute und die Begegnungen sind auch schön“, sagt die 58-Jährige. „Ein Heimatgefühl spüren wir aber nicht mehr.“ Die Hochzeit findet dennoch in der Ruhrstadt statt. Am 30. März ist das Haus Witten reserviert. „Da werden wir abends schön feiern“, sagt Thomas Sonntag. Und danach? „Wir sind uns beide einig, dass wir definitiv entschleunigen wollen“, so der zukünftige Ehemann. Ob in Witten oder einem anderen Ort in der Welt wird sich zeigen.