Witten. Ein Paar aus Witten tourt zum zweiten Mal quer durch Europa. Können sie sich eine Rückkehr in die alte Heimat überhaupt noch vorstellen?
In der großen weiten Welt fühlen sie sich am wohlsten. Thomas Sonntag und seine Lebensgefährtin Lisa Veselinovic waren bereits Anfang des Jahres in Europa unterwegs. Nun setzen sie ihre Reise fort, wobei sie über den Sommer einen Zwischenstopp in Witten eingelegt haben.
„Ich bin in Witten groß geworden, aber ich habe einfach gemerkt, dass ich mich dort nicht mehr heimisch fühle“, sagt Veselinovic. Wobei: „Das Eis bei Simonetti habe ich in der Zeit gerne gegessen.“ Das Wohnmobil der beiden ist mittlerweile zu ihrem zu Hause geworden. Selbst, als sie in Witten waren, haben sie dort geschlafen. „Meine Eltern haben uns extra das Gästezimmer angeboten, aber wir sind mit unserem Wohnmobil lieber im Wendehammer stehen geblieben“, so die 58-Jährige.
Wittener arbeiteten zwischenzeitlich auf Campingplätzen
Derzeit sind die beiden an der portugiesischen Atlantikküste unterwegs. „Wir könnten uns auch vorstellen, hier dauerhaft zu leben. Portugal ist ein sehr junges, dynamisches Land, die Leute alle total offen“, sagt Thomas Sonntag. Das hat das Paar in seiner Zeit in Deutschland über den Sommer schon ganz anders erlebt. In den Monaten, in denen sie wieder da und nicht in Witten waren, haben sie auf zwei Campingplätzen gearbeitet.
„Wir haben ja keine Mietwohnung mehr und sind deshalb auf die Campingplätze gegangen“, sagt Sonntag. Erste Station war ein Platz in Ladbergen in der Nähe von Münster und Osnabrück. Veselinovic kümmerte sich um die Rezeption, Sonntag war als Platzwart für die handwerklichen Dinge zuständig. Da eine Tochter in Münster wohnt, waren sie auch nah an der Familie.
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Das war aber auch das einzig Positive. „Wir sind auf viele unzufriedene Dauercamper gestoßen, zudem war dort vieles schlecht organisiert“, so Veselinovic. Nach nur einem Monat haben die beiden die Zelte deshalb schon wieder abgebrochen. Danach ging es etwas höher in den Norden zum niedersächsischen Alfsee. „Da haben wir beide hinter der Rezeption gearbeitet. Dort waren die Gäste auch netter“, sagt Sonntag.
Die Arbeit wurde jedoch immer mehr, die 40-Stunden-Woche gehörte zum Alltag. „Es ist nicht so, dass wir nicht arbeiten wollen“, sagt die 58-Jährige. Jedoch hätten beide gemerkt, dass man immer mehr in einen Trott verfallen sei. „Man spürt in Deutschland einfach sofort die Unzufriedenheit der Menschen. Das hat auch für uns alles schwerer gemacht und wir haben gemerkt, dass uns das nicht guttut.“
Keine genaue Route
Bereits auf der ersten Etappe ihrer Europa-Reise, die auf der griechischen Peloponnes geendet ist, seien sie auf viele Menschen mit völlig unterschiedlichen Lebenskonzepten gestoßen. „Bei der Rückkehr nach Deutschland ist uns einfach bewusst geworden, dass wir nicht mehr da anknüpfen können, wo wir vor unserer Reise standen. Es gibt so viele andere tolle Möglichkeiten, unser Leben zu gestalten“, sagt Veselinovic.
Auch deshalb haben sie für die kommenden Monate keinen genauen Plan. „Wir schauen mal, wo es uns hinführt. Eine Route haben wir nicht abgesteckt“, so Thomas Sonntag. In jedem Fall ist ihnen durch den kurzen Stop in Deutschland und Witten klar geworden, dass das Reisen ihr Leben weiter bestimmen soll.
Weihnachten in Witten
Gibt es denn gar keine Zweifel an diesem Lebensstil? „Natürlich machen wir uns immer wieder mal Gedanken, aber das ist dann schnell verflogen. Alleine die 14 Tage, in denen wir jetzt wieder unterwegs sind, gingen so schnell um. Das zeigt, dass wir wieder voll beim Reisen angekommen sind“, sagt der 59-Jährige. Doch eine Rückkehr nach Witten steht kurz bevor. Weihnachten wollen die beiden mit der Familie verbringen. Ein Gästezimmer muss dann aber niemand bereit stellen. Das Wohnmobil ist endgültig ihr neues Zuhause geworden.
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