Witten. Vor einem Seniorenheim in Witten haben Unbekannte das Auto eines Arztes im Einsatz aufgebrochen. Der Mediziner war gerade bei einem Sterbenden.

Während ein Palliativmediziner aus Witten im Einsatz bei einem Patienten war, haben Unbekannte die Seitenscheibe seines Fahrzeuges eingeschlagen und das Auto durchsucht. Die Täter nahmen unter anderem den Arztausweis des Mediziners und weitere wichtige Dokumente an sich. Medikamente befanden sich zum Tatzeitpunkt nicht im Wagen.

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Der Vorfall liegt schon einige Tage zurück. An einem Sonntagvormittag wurde Bastian Merkel, Anästhesist und Arzt im Palliativ-Netz Witten, zu einem dringenden Hausbesuch bei einem Bewohner des Seniorenheims Voßscher Garten gerufen. 30, vielleicht 45 Minuten habe er bei dem Patienten verbracht, erzählt Merkel. Sein Auto hatte er neben dem Heim abgestellt, gut sichtbar gekennzeichnet mit einem „Arzt im Dienst“-Schild hinter der Windschutzscheibe. Als er zurückkehrte, war die Seitenscheibe an der Fahrerseite eingeschlagen. „Ich konnte es gar nicht fassen“, so der 41-Jährige.

Unbekannte haben das Auto eines Palliativmediziners in Witten durchsucht und Dokumente entwendet. Das Seitenfenster ist fast vollständig zerschlagen.
Unbekannte haben das Auto eines Palliativmediziners in Witten durchsucht und Dokumente entwendet. Das Seitenfenster ist fast vollständig zerschlagen. © Bastian Merkel | Bastian Merkel

Palliativarzt Matthias Thöns macht Vorfall öffentlich

Noch fassungsloser als das Opfer selbst ist Matthias Thöns, Gründer und Vorstand des Palliativ-Netzes. „Das ist ein Hammer“, ärgert sich der Mediziner. Besonders entsetzt ihn, dass die Täter tagsüber, mitten in Witten, vor einem Pflegeheim und bei einem Arzt im Dienst zugeschlagen haben. „Da gibt es Menschen, die haben den Bodenkontakt total verloren - die Nothilfe bei sterbenden Menschen auszunutzen, geht gar nicht“, schreibt er in einem Post auf Facebook, mit dem er den Vorfall öffentlich gemacht hat. Über 200-mal wurde der Beitrag bislang geteilt und zahlreich kommentiert. Thöns hatte dadurch auch auf mögliche Hinweise gehofft. „Doch außer Empörung ist bislang nichts gekommen.“

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Merkel selbst konnte nach einer zweistündigen Pause seinen Sonntagsdienst zu Ende bringen – mit einem geliehenen Auto. Der materielle Schaden sei überschaubar. „Wenn so etwas passiert, ist das für jeden ärgerlich. Aber in so einer Situation fragt man sich schon noch mehr, wer so etwas macht.“ Normalerweise, sagt der Mediziner, nutze er das „Arzt im Dienst“-Schild aus Vorsicht so selten wie möglich. Denn er hat Sorge, dass gerade das Schild einen besonderen Anreiz bieten könnte. Etwa, wenn Kriminelle oder Süchtige deshalb Betäubungsmittel und Ähnliches im Auto vermuten.

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