Witten. Die Hecke zu hoch, der Sichtschutz zu nah... Krach mit den Nachbarn ist vorprogrammiert. Wer traut sich zu, den Streit in Witten zu schlichten?

Wenn sich Nachbarn wegen der Hecke zwischen ihren Grundstücken streiten, Leute einander beschimpfen oder in der Siedlung bis nach Mitternacht Halligalli angesagt ist, versuchen Schiedsleute die Konflikte zu lösen. Doch der Stadt fehlen solche Streitschlichter. Sie hat große Probleme, Bewerber zu finden.

Gleich in zwei von sechs Schiedsamtsbezirken sind die Stellen unbesetzt, in zwei weiteren ist der jeweilige Stellvertreterposten frei. Die bisherigen Schiedsleute sind nach kurzer Zeit wegen Krankheit ausgeschieden, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. „Viele scheuen auch die Arbeit, die dahintersteckt.“

Aktuell fehlen Schiedsleute im Bezirk I (Stockum/Wullen) und im Bezirk 5 (Heven/Crengeldanz). Stellvertreter sucht die Stadt für den Bezirk 3 (Annen, Rüdinghausen) und Bezirk 2 (Innenstadt/Gedern).

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Schiedsleute suchen mit den Streithähnen nach einer einvernehmlichen Lösung, an die sich am Ende alle Beteiligten auch zu halten haben. Auf diese Weise soll der Fall dann erst gar nicht vor Gericht landen. Denn eine solche Prozedur ist zeit- und kraftraubend.

Bewerber brauchen Geduld und Einfühlungsvermögen

Schiedsfrauen und Schiedsmänner „müssen ein gutes Einfühlungsvermögen besitzen und geduldig zuhören können“, beschreibt Birgit Haase vom Rechtsamt der Stadt Witten wichtige Eigenschaften der Schiedspersonen. In Einführungs- und Vertiefungslehrgängen erhalten sie zudem wertvolle Hinweise für das Amt.

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Manche Klagen in zivilrechtlichen Streitigkeiten sind überhaupt erst zulässig, wenn die Konfliktparteien zuvor ein außergerichtliches Schlichtungsverfahren durchlaufen haben. Allein schon wegen dieser Verantwortung sind Schiedspersonen gegenüber Dritten weitestgehend zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Schiedsleute bekommen eine monatliche Pauschale

Schiedspersonen sollten zwischen 25 und 74 Jahren alt sein und im Schieds- oder Amtsbezirk wohnen. Auch Migrantinnen und Migranten mit guten Deutschkenntnissen sind ausdrücklich aufgerufen, sich zu bewerben. Die Schiedsleute werden vom Haupt- und Finanzausschuss des Rates der Stadt Witten für fünf Jahre gewählt, die Wiederwahl ist möglich. Für die Tätigkeit gibt es eine monatliche Pauschale von 26 Euro.

Wer sich für das Ehrenamt bewerben möchte, kann noch bis zum 15. März eine (kurze) Bewerbung mit Lebenslauf, Foto und einem polizeilichen Führungszeugnis an die Stadt Witten, Rechtsamt, 58449 Witten, schicken. Weitere Infos bei Birgit Haase unter 02302 581-3013 oder per Mail an birgit.haase@stadt-witten.de.