Witten. Rund 100 Wittener sind dem Aufruf zum Friedensgebet für die Menschen in Israel gefolgt. Es herrschte eine bedrückende Atmosphäre

Rund 100 Leute sind am Wochenende dem Aufruf der christlichen Kirchen Wittens und des Netzwerks „Integration“ zum Friedensgebet in der Johanniskirche für die Menschen im Nahen Osten gefolgt. Viele von ihnen haben selbst Verbindungen nach Israel – zu Verwandten oder Freunden, die dort leben und um deren Wohl sie sich nun sorgen.

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Superintendentin Julia Holtz war beeindruckt, dass so viele Menschen gekommen sind, um über ethnische und religiöse Grenzen hinweg ein Zeichen des Friedens zu setzen. Sie machte gleich zu Beginn deutlich, dass es nicht um die Ursachen oder um eine Beurteilung der Situation gehe, sondern darum, „der Trauer und dem Mitgefühl für alle Opfer dieses Konflikts Raum zu geben.“

Wittens Bürgermeister ist „fassungslos“

Bürgermeister Lars König zeigte sich in einer kurzen Ansprache tief besorgt. „Ich bin fassungslos angesichts der Bilder, die uns seit einer Woche erreichen.“ Er denke momentan viel an die Menschen in Wittens israelischer Partnerstadt Lew Hasharon. Nun gelte es, den Frieden vor unserer Haustür zu wahren; Witten habe keinen Raum für Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz. Während ruhige Musik durch die Kirche hallte, lud Julia Holtz die Menschen ein, eine Kerze zu entzünden und die eigenen Gedanken mitzuteilen.

Superintendentin Julia Holtz und Wittens Bürgermeister Lars König hielten beim Friedensgebet kurze Ansprachen.
Superintendentin Julia Holtz und Wittens Bürgermeister Lars König hielten beim Friedensgebet kurze Ansprachen. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Viele Menschen kämpften mit den Tränen, einigen versagte die Stimme. Es war eine bedrückende und berührende Atmosphäre. Zwei Frauen – eine Jüdin und eine Muslimin – standen Arm in Arm vor dem Altar, erzählten von ihrer Freundschaft und wollten damit Vorbild für alle Gläubigen sein. Zum Abschluss bildeten die Besucher des Friedensgebets einen großen Kreis der Einheit, nahmen sich an die Hände und stimmten das Lied „We shall overcome, someday“ („Wir werden es überwinden, eines Tages.“) an.

„Mit diesem Kreis möchten wir zeigen, dass wir trotz aller Unterschiede zusammengehören“, so Superintendentin Julia Holtz. Doch der Kreis löste sich nur langsam auf. Die Menschen blieben noch eine Zeit lang zusammenstehen. Die Gemeinschaft stützt. In dieser Zeit ist dieser Zusammenhalt notwendiger denn je.

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