Witten. Christian Bleske ist Wittens neuer IT-Chef. Ein Thema will er nun besonders rasch angehen. Dabei geht es um die Schulen.
In Witten ist er kein Unbekannter. Seit 2020 saß er für die CDU im Rat der Stadt, leitete die Digitalisierungskommission. Jetzt ist er auch beruflich in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Am 1. August hat Christian Bleske (53) das Amt für Datenverarbeitung und Kommunikationstechnik übernommen. Im Interview berichtet der neue IT-Chef, wie er die Verwaltung zwei Jahre nach dem Hackerangriff vorgefunden hat und was er als Erstes in Angriff nehmen will.
Herr Bleske, Sie haben Ihren beruflichen Werdegang mit einer Ausbildung zum Betriebsschlosser bei den Edelstahlwerken begonnen. Hätten Sie sich damals vorstellen können, mal der IT-Chef von Witten zu sein?
Nein, sicher nicht. Aber das Thema Computer und Technik hat mich schon damals interessiert. Deswegen habe ich mich nach der Ausbildung 1991 einfach auf eine Anzeige beworben, in der ein PC-Techniker gesucht wurde – und die Stelle auch bekommen. Drei Jahre später habe ich dann aber doch noch eine Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann – heute würde man Fachinformatiker sagen – bei der Stiftung Volmarstein absolviert. Denn ich wollte einen Beruf haben, den ich mit meinen Interessen verbinden kann. Dafür habe ich auch gern noch einmal die Schulbank gedrückt.
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Aus dem Programmierer wurde dann auch noch ein Dozent und Autor. Warum?
Als mir 2004 die Stelle als Dozent an einem Kolleg in Dortmund angeboten wurde – ich sollte Umschüler Datenbanktechnik beibringen – habe ich es einfach mal ausprobiert. Aber ich habe dann schnell gemerkt: Vollzeit-Dozent, nein, das ist nichts für mich. Denn im Herzen bin ich Malocher – ich muss einfach etwas produzieren. Deshalb habe ich ein Jahr später bei der Stadt Wuppertal wieder als Programmierer angefangen. Dozent bin ich aber doch noch einmal geworden: Bei der Hochschule für Polizei und Verwaltung habe ich seit 2018 stundenweise Bachelor-Studierende in IT unterrichtet.
Und wie kamen Sie zum Schreiben?
Auch das wollte ich einfach mal ausprobieren. Irgendwann habe ich einfach einen Beitrag an eine Computerzeitschrift geschickt. Der ist tatsächlich gedruckt worden. Aus diesem ersten Beitrag sind inzwischen viele worden – und außerdem fünf Bücher über Softwareentwicklung für Smartphones. Bei drei weiteren bin ich Co-Autor.
Sie haben also viel ausprobiert. Aber eine andere Stadt als Witten war nie ein Thema?
Nein, wegzuziehen war nie mein Ding. Ich schätze die Menschen hier und mag ihre Mentalität. Ich habe einen engen Bezug zur Stadt, pflege sogar noch Freundschaften aus der Grundschulzeit. Und schließlich sind ja auch meine beiden Söhne hier aufgewachsen.
18 Jahre waren Sie bei der Stadt Wuppertal tätig, zuletzt als Fachgebietsleiter. Als dann ihr Vorgänger Andreas Hasenberg in den Ruhestand ging und die Ausschreibung für Witten kam, war Ihnen da gleich klar: Jetzt probiere ich noch mal etwas aus?
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Ja, ich dachte mir: Das wäre zwar echt eine große Herausforderung, aber jetzt will ich es noch einmal wissen. Besonders zuversichtlich war ich bei der Bewerbung nicht, es gab ja einige Mitbewerber. Aber fachlich hatte ich wenig Zweifel. Die Themengebiete in Witten überschneiden sich in großen Bereichen mit denen, für die ich in Wuppertal verantwortlich war. Neu ist hier der Bereich technische Infrastruktur – aber auch der ist mir nicht fremd.
Wie war denn dann ihr Start im neuen Amt?
Sehr gut. Ich muss sagen, die Kolleginnen und Kollegen sind alle sehr motiviert. Und das Amt ist in einem sehr guten Zustand. Mein Vorgänger Andreas Hasenberg hat einen sehr guten Job gemacht und Strukturen geschaffen, die jetzt nutzen kann, um dieses Fundament weiter auszubauen.
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Gab’s auch etwas, das Sie so nicht erwartet hätten?
Ja, ich dachte, ich hätte mehr Zeit, um mich in den Job einzufinden. Aber als ich nach ein paar Tagen in meinen Dienstkalender geschaut habe, hatten sich die Termine praktisch explosionsartig vermehrt. Es standen gleich wichtige Beratungstermine mit den Ämtern an. In dieser Vielfalt hat mich das schon überrascht. Da bin ich echt froh, dass ich über mein „Breitbandwissen“ verfüge.
Welche Themen stehen denn als Erstes an?
Ganz klar die Digitalisierung in den Schulen. Da ist die Inbetriebnahme der digitalen Tafeln: 80 sind schon im Einsatz, weitere 80 kommen in diesem Jahr noch dazu, und bis 2025 sollen etwa 550 hängen. Dazu das schnelle Internet. Das alles erfordert viel Logistik und Aufwand. Es ist fordernd, macht aber auch viel Spaß. Und als Dozent weiß ich um den großen Mehrwert der Technik. Wichtig ist dabei aber, dass die Menschen – Schüler wie Lehrer – auch damit klarkommen. Dieses Wissen müssen wir vermitteln. Deshalb haben wir beispielsweise eine telefonische Technik-Sprechstunde für Lehrkräfte eingerichtet, falls es Fragen gibt.
Und wie sieht es mit der Daten-Sicherheit aus?
Die ist unser zweites großes Thema. Aber da ist nach dem Hackerangriff viel Vorarbeit geleistet worden. Wir sind jetzt sehr gut aufgestellt. Und ich muss ganz klar sagen: Das, was vor zwei Jahren passiert ist, hätte damals auch in jeder anderen Stadt passieren können – und wäre jetzt so in Witten nicht mehr möglich. Aber richtig ist auch: Dem wichtigen Thema IT-Sicherheit wird in Deutschland insgesamt zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Deshalb und als Konsequenz aus dem Hackerangriff müssen die Mitarbeiter der Stadt jetzt verpflichtende Schulungen machen. Und zwar alle – vom Sachbearbeiter bis zum Bürgermeister.
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