Witten. Daniela Braun arbeitet als Hundepsychologin in Witten. Sie weiß, was die Vierbeiner mögen – und was nicht. Sie selbst kam durchs TV auf den Hund.
Einen Hund, den wollte Daniela Braun schon als Kind. Heute hat sie drei – und kümmert sich außerdem tagtäglich um die Tiere anderer Menschen. Die 41-jährige Hundepsychologin aus Witten macht vor allem ängstliche Vierbeiner fit für den Alltag. Eine TV-Sendung brachte sie auf den Job, in den sie all ihr Herzblut steckt. Eine Geschichte – passend zum Welthundetag an diesem Dienstag.
Daniela Braun stammt eigentlich aus Berlin. Nach einem „superschlechten Abi“ ging sie nach Bochum, um Sozialpsychologie und Pädagogik zu studieren. Dennoch war ihr lange nicht klar, wohin ihre berufliche Zukunft sie tatsächlich führen sollte – bis sie in einer Fernsehsendung eine Hundetrainerin in Aktion sah. „Da war ich 25 und wusste das erste Mal, was ich wirklich wollte.“
Wittenerin hat sich um den tauben Hund ihrer Oma gekümmert
Bis dahin hatte sie sich oft um den tauben Hund der Oma gekümmert, hatte mit ihm als 16-Jährige sogar schon mal eine Hundeschule besucht. Aber wie sollte daraus ein Beruf werden? Daniela Braun brach kurzerhand ihr Studium ab und machte an der Akademie für angewandte Tierpsychologie und Tierverhaltenstraining eine Ausbildung zur Hundepsychologin.
„Das hatte die Qualität eines Töpferkurses“, sagt sie selbst. Rechtlich anerkannt ist die Tätigkeit bis heute nicht. Seit 2014 muss, wer als Hundetrainer zugelassen werden möchte, laut Tierschutzgesetz immerhin eine Prüfung ablegen. Daniela Braun selbst hat sich mit 26 Jahren selbstständig gemacht und inzwischen über 80 Fortbildungen absolviert. „Hund gut – alles gut“: So heißt nicht nur ihre Hundeschule. Es ist quasi auch das Motto der Annenerin.
Wittenerin hat selbst drei Hunde
Fester Bestandteil ihres Lebens sind drei „Second-Hand-Hunde“ , wie sie sie liebevoll nennt. Blue, eine neunjährige Husky-Schäferhund-Mischung, wurde in Polen ausgesetzt und war halb verhungert. Mopsi ist ein fünfjähriger Mops, der zwar von einem Züchter stammt, aber nicht dem gängigen „Schönheitsideal“ entspricht. „Er hat eine normale Nase und Beine, kann atmen und ist gesund“, sagt Braun. Dann ist da noch Cody (3), ebenfalls aus Polen und ehemals ein totaler Angsthund, den sein neues Frauchen nach einer Woche alltagsfit gemacht hatte.
„Die meisten Hunde sind keine problematischen Tiere. Es ist oft der Mensch, der problematisch ist“, sagt die Expertin. Man könne nicht einfach erwarten, dass ein Hund tut, was sein Besitzer von ihm erwartet. „Man muss beachten, wozu das Tier wirklich in der Lage ist und was es möchte. Man darf es nicht überfordern.“ Nicht jeder Hund liege gern auf einer matschigen Wiese. „Wir selbst sitzen ja auch nicht gern im nassen Gras.“ Und die meisten Hunde würden es eigentlich als Bedrohung empfinden, auf dem Kopf gestreichelt zu werden. „Sie hassen es auch, umarmt zu werden.“
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Daniela Braun betrachtet sich als Dolmetscherin der Hundesprache. Sie weiß kleinste Signale der Unzufriedenheit zu deuten, etwa wenn die Tiere ihre Augen zusammenkneifen – lange bevor sie eindeutige Zeichen geben wie Knurren oder Schnappen. „Man muss den Hund lesen lernen“, sagt sie. Eine Möglichkeit: das sogenannte Degility-Training, „mein Alleinstellungsmerkmal“.
Fast 6.500 Hunde in der Stadt gemeldet
Zum Jahresbeginn 2023 waren in Witten 6.486 Hunde gemeldet, zwei mehr als zum 1. Januar 2022.
Im Jahr 2022 hat die Stadt etwa 970.000 Euro Hundesteuer eingenommen. Sie beträgt für einen Hund 138 Euro, für zwei Hunde 210 Euro je Hund und bei drei und mehr Hunden 258 Euro pro Tier. Diese Beträge gelten seit 2016.
Braun bietet es in einer Halle in Witten an. Im Gegensatz zu den bekannteren Agility-Kursen geht es nicht darum, dass die Hunde so schnell wie möglich einen Parcours absolvieren. Sie lernen, auf wackeligem Untergrund zu gehen oder einen Tunnel zu betreten. „Für viele bedeutet es schon einen Erfolg, wenn sie zwei Pfoten auf ein schmales Brett setzen.“
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Gerade hat sie einen Hund im Team, der zuvor nicht mal das heimische Wohnzimmer verlassen wollte. „Ein Spaziergang war für Tier und Besitzer wie der Gang durch eine Gladiatorenarena“, also kein Vergnügen. Daniela Braun kennt „problematische“ Hunde, die Angst vor Kindern oder vor Männern haben. Sie kennt Hunde mit einer Geräuschphobie. Oder einer Angstaggression gegenüber Artgenossen. Sie begegnet den Tieren mit innerer Ruhe, baut keinen Erwartungsdruck auf, zwingt sie zu nichts. Konsequenz sowie feste Grenzen und Strukturen seien dennoch wichtig. Und Teamwork mit Herrchen oder Frauchen.
Seit drei Jahren kann die alleinerziehende Mutter sogar davon leben, was sie tut. In die Rentenkasse zahlt Daniela Braun nichts ein. Deshalb muss sie arbeiten, bis es nicht mehr geht. „Aber Gott, ich liebe meinen Job“, sagt sie. Und es klingt total überzeugend.