Witten. Thomas und Karin Vorwerk haben ein großes Grundstück in Witten-Stockum übernommen. Dort wollen sie mit verhaltensauffälligen Hunden arbeiten.

Was tun, wenn der Hund ein Kläffer ist? Wenn er aggressiv auf Artgenossen reagiert oder draußen Angst entwickelt? Karin und Thomas Vorwerk therapieren verhaltensauffällige Hunde nach einer Methode, die ohne Worte auskommt. Seit zehn Jahren arbeitet das Paar nun schon erfolgreich mit dem „Amichien Bonding“. Zum runden Jubiläum von „Ein Herz für Hunde“ gibt es jetzt einen Neuanfang. Die Hundeschule ist nach Stockum umgezogen.

Bislang befand sich das Trainingsgelände der Vorwerks in Herbede ganz nah an der Autobahn. Zu laut, zu klein und zu teuer sei es aber dort gewesen. Daher hatten sie schon lange ein Auge auf die Parzelle am Bebbelsdorf geworfen, wo früher Irmhild Wojak mit Hunden trainiert hat. Jetzt, pünktlich zum Zehnjährigen, hat es geklappt. Vorwerks konnten das rund 2500 m² große Grundstück übernehmen.

Hundetrainer aus Witten bieten nur Einzeltraining an

Über Körpersprache kommuniziert Karin Vorwerk auch mit Fado.
Über Körpersprache kommuniziert Karin Vorwerk auch mit Fado. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Hier, auf der idyllischen Wiese mit dem angrenzenden Wäldchen, wird das Training ab sofort stattfinden. Allerdings: Gruppenstunden soll es – wie bisher – auch hier nicht geben. Die beiden Wittener bieten ausschließlich Einzelstunden an.

Ihre Methode, das „Amichien Bonding“, ist von der englischen Hundetrainerin Jan Fennell entwickelt worden. „Dabei wird in der Sprache des Hundes mit ihm kommuniziert“, erklärt die 54-Jährige. Über Körpersprache werde dem Tier zu verstehen gegeben, welches Verhalten besonders erwünscht ist. Mit viel Lob und Bestätigung erlerne der Hund Sicherheit und Vertrauen. „Das Ziel unserer Arbeit ist es, eine gute Bindung zu dem Hund aufzubauen“, sagt Karin Vorwerk.

Hilfe für Hunde, die unter einer Art Hospitalismus leiden

Sie selbst hat sich dabei auf die Angsthunde spezialisiert, ihr Mann arbeitet mit aggressiven Tieren. „Und nach nunmehr zehn Jahren können wir sagen: Wir haben sehr gute Erfolge mit unserer Arbeit erzielt“, so die Wittenerin.

In etwa 90 Prozent könne die Fennell-Methode helfen – „auch bei schweren Fällen“, versichert Thomas Vorwerk und zeigt ein Foto von einem Hund am Strand. „Die Besitzerin konnte den Hund überhaupt nicht ableinen, keinen Besuch ins Haus lassen – und jetzt spielt er friedlich am Meer“, sagt der 57-Jährige. Solche Nachrichten seien echte Glücksmomente für ihn.

Der Berner Sennenhund Fado kann auch auf Leitern klettern.
Der Berner Sennenhund Fado kann auch auf Leitern klettern. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Eine ganz besondere Herzensangelegenheit sind seiner Frau Karin die Hunde, die am Deprivationssyndrom leiden, einer Form des Hospitalismus. Fehlende soziale Zuwendung im Welpenalter könne gravierende Schäden und gestörtes Verhalten auslösen. „Da muss man schon sehr genau hinschauen und den Hund lesen können, um die Ursache zu erkennen.“

Hunde können mal richtig Gas geben

Aber auch Hunde, die nicht verhaltensauffällig sind, sind bei den Vorwerks willkommen. Auf der Wiese ist ein Agility-Parcours aufgebaut, Hunde können hier aber auch einfach nur den Freilauf genießen „und mal richtig Gas geben“. Für eine Trainingseinheit von 50 Minuten werden 15 Euro berechnet. „Wir finden, jeder Mensch, jedes Tier hat das Recht auf Hilfe“, erklärt das Paar den günstigen Preis. Eine Einzelstunde bei den Besitzern zu Hause oder im Gelände ist allerdings teurer. Etwa 75 Minuten kosten dann 39,50 Euro.

Ein neues Gruppenangebot gibt es dann aber doch bei „Ein Herz für Hunde“ am Bebbelsdorf: Samstags bietet Thomas Vorwerk neuerdings einen Kurs in Unterordnung an – so wie er es bereits vor Jahren als Ausbilder im Hundesportverein gemacht hatte.

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