Witten. Terrier Paul hält sein Herrchen seit 13 Jahren fit. Gemeinsam drehen sie ihre Runden durch Witten-Annen. Inzwischen hat sich etwas geändert.

Lothar und Paul sind ein Herz und eine Seele. Seit 13 Jahren schon. So lange ziehen Herrchen und Hund gemeinsam über Wittens Straßen und machen dabei ordentlich Strecke. Etwa 55.000 Kilometer seien im Laufe der Zeit zusammengekommen, erzählt Lothar Hüschen. Der Annener weiß das so genau, denn er trägt stets einen Schrittzähler bei sich.

Treue Seele: Stolze 17 Hundejahre hat Paul auf dem Buckel.
Treue Seele: Stolze 17 Hundejahre hat Paul auf dem Buckel. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Zahl scheint gewaltig. Doch der 73-Jährige selbst findet das gar nicht so viel. Zwischen zwölf und 16 Kilometer habe er früher pro Tag geschafft, inzwischen seien es im Schnitt eher zwölf. „Rechnen Sie das mal aufs ganze Jahr rund, dann kommen Sie schnell auf solche Summen“, sagt Hüschen. Ihm geht es auch gar nicht zuallererst um die Menge, sondern um die damit verbundene Bewegung. Das Gassigehen halte ihn fit. Die Art und Weise hat sich inzwischen allerdings ein bisschen verändert, denn der vierbeinige Begleiter ist nicht mehr so gut zu Fuß.

Wittener: Stelle alles auf den Hund um

„Man merkt, dass Paul älter wird“, sagt Hüschen über seinen mittlerweile 17 Jahre alten Jack Russell Terrier. Weil der trotzdem an die frische Luft muss, darf der Hund nun in den Bollerwagen, wenn die krummen Beinchen schlapp machen. Heißt: Lothar Hüschen muss nicht nur gehen, sondern auch ziehen. Über den Friedhof an der Dortmunder Straße und dann den Berg hoch – da bleibe auch dem ehemaligen Stahlwerker schon mal die Luft weg. Für den Urlaub an der Nordsee hat der Rentner extra ein zusammenklappbares Modell gekauft, das besser ins Auto passt. „Ich stelle alles auf den Hund um.“

Inzwischen drehen die beiden auch nicht nur drei Runden am Tag, sondern sind seit einem halben Jahr bei Wind und Wetter vier Mal unterwegs, zuletzt gegen 22 Uhr. Dann muss Paul unbedingt nochmal raus. „Sonst würde er mich mitten in der Nacht wach machen.“ Geschehen sei das anfangs schon. Da stand Lothar Hüschen dann nachts um vier im Schlafanzug draußen vor der Tür, während Paul sein Geschäft erledigt hat.

Rentner hat den Hund aus dem Wittener Tierheim

Den schwarz-weißen Jack Russell Terrier hat Hüschen übrigens damals beim Blick in die Tageszeitung unter der Rubrik „Zuhause gesucht“ entdeckt. Er fackelte nicht lange und holte ihn aus dem Wittener Tierheim zu sich. Seitdem weicht der Hund nicht mehr von seiner Seite. Hüschen wird es schon ein wenig flau im Magen, wenn er an die Zukunft denkt.

Tierheim bietet Hunderunden an

Aktuell leben 35 Hunde im Wittener Tierheim an der Wettersraße 77, die auf ein neues Zuhause warten. Wer keinen Hund halten kann, aber trotzdem Zeit mit einem Tier verbringen möchte: Es besteht die Möglichkeit, mit den Hunden spazieren zu gehen.

Wer das tun möchte, muss dem Verein beitreten und einen Sachkundenachweis mitliefern. Solch einen Hundeführerschein kann man zum Beispiel beim Veterinäramt machen.

Derzeit hat das Tierheim zehn Stamm-Spaziergänger. Neue interessierte Hundefreunde sind willkommen. Das Tierheim gibt jedoch zu bedenken: „Wir haben viele schwierige Hunde, die sich auch mal über eine Gassirunde freuen würden.“ Erfahrung im Umgang mit Hunden sei also unbedingte Voraussetzung.

Wer es versuchen möchte, kann sich melden unter 02302 64450. Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr von 14.30 bis 18 Uhr, Sa von 10 bis 12 und 15 bis 17 Uhr.

Immerhin hat Paul mit 17 Hundejahren schon ein ordentliches Alter erreicht. Wenn er mal nicht mehr ist, wird es keinen Nachfolger geben. Da ist Herrchen sicher. „Ich möchte nicht sterben und der Hund ist noch da. Dann ins Tierheim zu müssen, das würde auch Paul nicht überleben.“ Lieber würde der Annener sich dann zum Beispiel als Hundeführer im Tierheim anbieten und mit jenen Vierbeinern spazieren gehen, die sonst wenig Auslauf haben.

Doch noch ist es ja nicht so weit, genießen Lothar und Paul draußen die Zeit zu zweit. Zwischen den Runden ruht der Terrier sich im Körbchen aus, während Computerfan Hüschen die täglichen Zahlen in einer Tabelle notiert – damit er immer weiß, wie viele Kilometer sie schon gemeinsam hinter sich gebracht haben. Die Erde jedenfalls, die haben sie rein zahlenmäßig längst einmal umrundet.