Witten. Wann dürfen Hunde wieder in „Klassenstärke“ unterrichtet werden? Hundeschulen fordern weitere Lockerungen. Denn sie fürchten große Probleme.

Die Kinder dürfen bald zurück in die Schulen, Hunde hingegen dürfen noch immer nicht in voller „Klassenstärke“ zurück in den Unterricht. Trotz stark gesunkener Inzidenzen gilt weiterhin: Nur Einzeltraining draußen ist erlaubt. „Ein Unding“, sagt Hundetrainerin Rosi Lachmann.

Vor den Cafés sitzen die Menschen, die Läden sind geöffnet, die Inzidenz liegt unter 50: Diese Nachrichten brachten bei der 56-Jährigen das Fass zum Überlaufen. Angesichts dieser Situation könne es doch nicht sein, dass Gruppenunterricht für Hunde im Freien noch immer nicht erlaubt sei, klagt sie. „Hundevereine dürfen sich wieder treffen, aber Hundeschulen, die vom Training leben, noch nicht – das ist nicht zu verstehen“, sagt Rosi Lachmann.

Hundetrainerin Katharina Wolf hat kein Verständnis für das Verbot von Gruppentraining. (Archivbild)
Hundetrainerin Katharina Wolf hat kein Verständnis für das Verbot von Gruppentraining. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Das Problem: Hundeschulen gelten in NRW seit letztem Jahr als Bildungsangebot, nicht mehr als Dienstleistung – und für Bildungsangebote sind im Stufenplan keine Lockerungen vorgesehen. Viele andere Bundesländer handhaben das anders. Aber: NRW sei eben das bevölkerungsreichste und am dichtesten besiedelte Bundesland, hatte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann dazu Ende April noch erklärt.

Wittener Hundetrainer warnen vor großen kommenden Problemen

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Speziell in größeren Städten und Ballungsgebieten mit mehreren Millionen Einwohnern könne sich das Coronavirus hier schneller ausbreiten. „Zum Schutze der Bevölkerung und zur Verhinderung der weiteren Verbreitung des Coronavirus wurden deshalb in Nordrhein-Westfalen besondere Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt, die dann auch bei den Hundeschulen zu einem restriktiveren Handeln als in anderen Bundesländern geführt haben“, antwortete er auf eine entsprechende Anfrage der SPD.

Nicht nur Rosi Lachmann kann über diese Begründung nur mit dem Kopf schütteln. „Wir sind draußen und wir halten großen Abstand – schon wegen der Hunde“, sagt auch Trainerin Katharina Wolf, die eine Hundeschule in Annen betreibt. Einzelunterricht könne die Gruppe nicht ersetzen. Für Welpen und Junghunde sei der soziale Kontakt, der jetzt wegfalle, enorm wichtig. „Auch mit Leinenpöblern etwa kann man in einer Gruppe ganz anders trainieren.“

Erst-Hundebesitzer brauchen dringend Trainingsmöglichkeiten

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Diese Erziehung fällt jetzt weg. Dabei würde sie gerade in dieser Situation dringend gebraucht. 20 Prozent mehr Hunde sind in der Pandemie angeschafft worden, so eine Statistik des Verbandes für das deutsche Hundewesen. „Darunter sind viele Erst-Hundebesitzer, die dringend Anleitung suchen und brauchen“, weiß Rosi Lachmann. Dabei gehe es nicht nur um „Sitz“ und „Platz“, sondern darum, den Umgang mit dem Hund in seinem sozialen Umfeld zu verstehen. Sie glaubt: „Da kommt noch ein großes Problem auf uns zu.“

Ob das Land die Klagen der Hundeschulen erhört, ist ungewiss. „Grundsätzlich können keine Aussagen zu möglichen zukünftigen Regeln gemacht werden“, heißt es aus dem Ministerium auf unsere Anfrage.