Witten. Vor einem halben Jahrhundert haben zehn Kinderkrankenschwestern ihre Ausbildung in Witten absolviert. Jetzt gab’s ein Wiedersehen.
Vor 50 Jahren haben sie gemeinsam die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in Witten abgeschlossen. Jetzt haben sich zehn Absolventinnen im Hotel Specht getroffen und ihre gemeinsame Zeit Revue passieren lassen – eine nostalgische Zeitreise ins Witten der 70er-Jahre.
Drei Jahre lang haben sie alle gemeinsam in einem Wohnheim am Marien-Hospital gewohnt, 17 Mädchen waren sie insgesamt. Auf zwei Fluren lebten die angehenden Kinderkrankenschwestern erst in Zweibettzimmern, später dann in Einbettzimmern. „Damit wir besser lernen konnten“, erzählen sie. Männer gab es im Ausbildungsgang damals keine – und im katholischen Wohnheim war Männerbesuch auch strengstens untersagt. Doch die damalige Oberin habe das eine oder andere Auge zugedrückt. „Sie hat die Besuche mitbekommen und nie etwas gesagt“, verrät Maria Lepp (67) schmunzelnd.
Erinnerung an lange Diskonächte in Witten
Nach der Examensprüfung habe die Oberin sogar den damaligen Männerbekanntschaften ihrer Auszubildenden eine Übernachtung gestattet. „Schließlich hatten die Männer uns ja damals so gut beim Lernen geholfen“, mit diesem Argument hatte Maria Lepp die katholische Vorsteherin überzeugt. Immerhin, die bestandene Prüfung gab ihr Recht.
Nach den drei gemeinsamen Jahren im Wohnheim haben sich die Krankenschwestern in alle Winde verstreut. Doch die aufregende Lehrzeit hat sie zusammengeschweißt. Ob gemeinsames Spaghettikochen zur Geisterstunde oder Feten im gemeinschaftlichen Fernsehraum: Im Wohnheim war immer etwas los. Aber nicht nur da.
Eltern durften nicht zu ihren Kindern
Maria Lepp schwärmt von langen Diskonächten in der Wittener Innenstadt. Anders als heute sei die Stadt in den 70ern war voller Diskotheken gewesen. „Wir waren alle im Kurs bei Feldmann. So hieß die Tanzschule früher, Hartmann kam erst später dazu“, erinnert sich Lepp. Nach der Tanzschule ging es dann in die örtlichen Diskos, wie das „Queen Victoria“ gegenüber der alten Post oder in den Deelenkrug. „In der Siegfriedstraße gab es noch das Tanzcafé Lindemann. Dort standen Telefone auf den Tischen. Wenn man jemanden nett fand, hat man angerufen und gefragt, ob er tanzen möchte“, so Lepp. Übersetzt für ein jüngeres Publikum: Tinder mit Wählscheibe.
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Aber natürlich wurde beim Wiedersehen auch über die Erlebnisse bei der Arbeit gesprochen. Manches, was damals üblich war, ist heute kaum noch vorstellbar. So war es Eltern damals in der Regel nicht gestattet, das Krankenzimmer ihres Kindes zu betreten. „Wir haben die Säuglinge dann oft hinter der Scheibe hochgehalten“, erzählt Marie Lepp. „Die Eltern standen davor und weinten.“
Krankenschwester fordert „echte Wertschätzung“
Zu gerne hätten die Krankenschwestern noch mal ihre alte Wirkungsstätte, die Kinder- und Jugendklinik am Marien-Hospital, besichtigt. „Leider war das aus verschiedenen Gründen wie Datenschutz und Hygiene nicht machbar“, bedauert Maria Lepp. Auch da haben sich die Zeiten gewandelt.
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Aber nicht alles habe sich zum Guten verändert. So kritisiert Rosi Dienstbier die aktuellen Herausforderungen in der Krankenpflege. Die 69-Jährige ist mittlerweile in Rente, doch ihre Tochter arbeitet ebenfalls in der Pflege und kämpfe mit steigender Belastung, schlechter Bezahlung und Personalmangel. „Es braucht echte Wertschätzung und bessere Bezahlung, nur durch Klatschen ändert sich nichts.“
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