Witten. Was harmlos klingt, wird für Autofahrer im Berufsverkehr zur Geduldsprobe. Die halbseitige Sperrung vorm Cafe del Sol in Witten und die Folgen.
Die Großbaustelle Pferdebachstraße liegt hinter uns, doch der Berufsverkehr in Witten steht schon wieder im Stau. Die eigentlich harmlos daherkommende halbseitige Sperrung der Ruhrstraße vor dem Cafe del Sol hat gleich zu Beginn Staus mit längeren Wartezeiten ausgelöst.
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Es ist früher Abend und die Pendlerinnen oder Pendler wollen nach Hause. Ahnungslos fahren viele in die Ruhrstraße hinein. Oder befahren die Wetterstraße beziehungsweise den Ruhrdeich in Richtung Witten. Auf beiden großen Achsen, die eine innerstädtisch verlaufend, die andere eine wichtige Bundesstraße, staut sich der Verkehr, teilweise kilometerlang.
„Katastrophe“ schimpft ein Wittener Taxifahrer, der aus Wetter kommt und sich nach langem Warten nun endlich der Ampelkreuzung am Ruhrdeich/Bodenborn/Ruhrstraße nähert. Bis zum Kohlensiepen und darüber hinaus reiche der Rückstau, sagt der Mann. Eliseo (50), Fahrer eines Kleinbusses aus Gevelsberg, muss dieser Strecke mindestens viermal am Tag nehmen. „Alles voll“, sagt er achselzuckend. Einen Fahrgast konnte er schon nicht mehr rechtzeitig abholen.
Der Ferngasbetreiber Open Grid Europe (früher Eon/Ruhrgas) erneuert eine 260 Meter lange, im Durchmesser 30 Zentimeter große Gasleitung, die schon 90 Jahre auf dem Buckel hat. Die alte Leitung in der Ruhrstraße wird entfernt, die neue in die Wetterstraße oberhalb vom Cafe del Sol gelegt. Eine wichtige Rohrtrasse, wie der Bauleiter versichert: „Da hängt Witten dran.“
Ein Bagger tackert an diesem Morgen die Straße auf 15 mal 15 Meter auf. Während der Verkehr stadteinwärts noch recht flüssig rollt, kommt es in umgekehrter Richtung – die Ruhrstraße stadtauswärts – zumindest im Berufsverkehr zu langen Staus. Denn in Höhe Gasstraße wird sie nun zur Einbahnstraße. Das heißt, geradeaus in Richtung Bommern geht nichts mehr.
Der Verkehr, der größtenteils nach Bommern will, muss einmal um den „Pudding“ fahren. Aber nur wenige Autos schaffen es, bei Grün von der Ruhrstraße (Höhe Gasstraße) in die Wetterstraße abzubiegen. Dafür ist die Ampelphase viel zu kurz und der Vorfahrt habende Gegenverkehr viel zu zahlreich. So kommt es zu Staus bis hoch zur Villa Lohmann oder darüber hinaus. Bei Facebook wird schon fleißig gespottet: „Das wird nächste Woche mit der Sperrung Ruhrstraße/Bergerstraße alles noch viel besser.“ Gemeint ist die bevorstehende Zwiebelkirmes.
Linksabbieger, die es durch die Wetterstraße am Hohenstein vorbei bis zum Ruhrdeich (B 226) geschafft haben, geraten in der Rushhour schnell in den nächsten Stau, zumindest stadteinwärts Richtung Ruhrdeich-Kreuzung. Erschwerend kommt hinzu, dass wegen der Asphaltierung beziehungsweise Neumarkierung abschnittsweise auch auf der Bundesstraße gearbeitet wird. In Höhe des Kraftwerks Hohenstein wartet die nächste Baustellenampel. „Ich versteh nicht, warum man nicht erst die eine Baustelle fertigmacht“, sagt eine Anwohnerin in der Wetterstraße.
Hauptgrund für das neue Nadelöhr ist die vorübergehende Einbahnstraßenregelung auf der Ruhrstraße. Gäbe es keine bessere Lösung? Nun, würde man den Verkehr in beiden Richtungen an der Open-Grid-Baustelle vorbeiführen, drohen vermutlich zu lange Rückstaus – womöglich bis in die Ruhrdeich-Kreuzung hinein. Klar ist: Die Autofahrer brauchen gute Nerven.
Wochenlange Bauarbeiten in Witten
Die Bauarbeiten im Straßenbereich sollen nach Informationen dieser Redaktion sechs Wochen dauern, also bis in den Oktober hinein, die Stadt spricht vom 15. September. Auch der komplette Schwerlastverkehr, etwa zu den Edelstahlwerken, ist betroffen.
Damit die Lkw sprichwörtlich die Kurve kriegen, wenn sie in der Umleitungsstrecke von der Wetterstraße auf den Ruhrdeich abbiegen, ist auch diese nun komplett Einbahnstraße. Das heißt, man kann – etwa aus Richtung Wetter kommend – nicht mehr direkt zum Hohenstein fahren – und muss einmal um den „Pudding“. Siehe oben.