Witten. Durch den Klimawandel geht die Zahl der Insekten zurück. Darauf reagiert die Stadt Witten, fährt auf ihren Grünflächen einen neuen Kurs.

Der Klimawandel macht sich auch hierzulande bemerkbar: Das Wetter schlägt immer mehr Kapriolen, die Zahl der Insekten geht zurück, um nur zwei Beispiele zu nennen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, will die Stadt ihre Grünflächen umgestalten.

Das angestrebte Ziel lautet, nach und nach die Pflege von städtischem Grün zurückzufahren. Wiesen und Beete sollen sich selbst überlassen bleiben. „Also weg vom kurz geschnittenen Rasen, hin zu Gräsern und Blütenpflanzen, die auch mal höher wachsen können“, erläutert Stadtsprecher Jörg Schäfer. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen, doch die Stadt hat sich fest vorgenommen, es weiterzuführen und auszubauen.

Eine Zeit des Testens und Ausprobierens

Daher ist es momentan noch eine Zeit des Ausprobierens, des Testens. Welche Pflanzen sich am besten eigenen, was es bei der Pflege der unterschiedlichen Arten zu beachten gilt, das sind Fragen, auf die Mitarbeiter Antworten finden wollen.

Erste Flächen haben die Beschäftigten schon längst angelegt. Sie sind entlang der Pferdebachstraße, auf den dort neu angelegten Inseln der Kreisverkehre oder auch auf dem Spielplatz Dirschauer Straße zu finden.

Weniger pflegeintensives Grün hat seinen Platz entlang der Pferdebachstraße gefunden.
Weniger pflegeintensives Grün hat seinen Platz entlang der Pferdebachstraße gefunden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Im Stadtpark haben Mitarbeiter des Bereichs Grünflächen Schafgarbe, Ringelblumen, Margeriten und Chrysanthemen gepflanzt. Ganz so farbenprächtig wie erhofft, ist das Bild aber nicht. In den ersten Wochen, als die die Pflanzen in der Erde waren, herrschte Trockenheit, die auch der spätere Regen nicht ausgleichen konnte. Das naturbelassene Feld soll Insekten und Vögeln, aber auch Igeln und Mäusen einen wertvollen Lebensraum bieten.

Mitarbeiter haben Veränderungen genau im Blick

Während die Mitarbeiter zwar wenig selbst eingreifen, haben sie Veränderungen sehr genau im Blick. Regelmäßig schauen sie vorbei, machen sich Notizen zu den jeweiligen Pflanzen- und Blumenarten und halten die Momente in Bildern fest. „So bekommen wir einen Überblick und können die Folgen einzelner Strategien nachvollziehen“, sagt Schäfer.

Auf diese Weise haben die Mitarbeiter schon erste Erfahrungen gewonnen. So hat sich gezeigt, dass „sich die Flächen besser entwickeln, wenn wir sie erst im Herbst anlegen und ansäen“, erklärt Schäfer. Eine weitere Erkenntnisse trifft den Umgang mit dem Mähgut. Lassen die Mitarbeiter Rasenschnitt ansonsten liegen, kommt das auf solchen Flächen nicht in Betracht.

Wenn die höheren Halme oder die dünnen Gehölze gemäht sind, muss das Material entfernt werden, damit die verbleibenden Pflanzen auch weiter gedeihen können oder etwas vereinfach gesagt, ihnen auch genug Luft bleibt. Versuche, die Reste einfach liegen zu lassen, damit sie der Natur zugute kommt, erwiesen sich als wenig hilfreich. Nur wenn der Grünschnitt entfernt wird, haben auch die Pflanzen, die darunter liegen, eine Chance sich weiter zu entwickeln, sagt der Sprecher.

Gepflegte Rasenflächen soll es auch weiterhin geben

Ferner hat die Stadt die Anzahl der Blumen- und Pflanzenarten ausgeweitet, gehören doch unter anderem auch Klatschmohn, Wilde Möhre oder Leinkraut dazu. Sie dienen alle ein- und demselben Zweck, Insekten anzulocken und ihnen ein passendes Umfeld zu bieten.

Dieses Ansinnen haben die Beschäftigten des Bereichs Grünfläche auch vor Augen, wenn sie sich für mehrjährige Pflanzen entscheiden, die – wie es der Name sagt – eine längere Lebenserwartung haben. Das gesamte Projekt ist auf Zukunft ausgelegt, betont Schäfer. Weitere Flächen sollen hinzukommen, wobei er aber einschränkend anmerkt: „Intensiv gepflegte Rasenflächen wird es auch weiterhin geben.“ Als Beispiele nennt er den Lutherpark oder den Hohenstein. Aber von der Tendenz her sollen die Ökoflächen deutlich mehr werden. Finanziell macht die Stadt nicht unbedingt einen Schnitt, denn das Abräumen des Mähgutes und das anschließende Kompostieren bleibt mit Arbeit verbunden.