Witten/Bochum. Element of Crime hat einmal mehr beim Zeltfestival begeistert. Dabei fiel der Sänger den Wittenern gleich zu Beginn des Konzerts positiv auf.
Die Städte kennen keine Gnade. Punkt 22 Uhr ist bei den Konzerten auf dem Zeltfestival Ruhr (ZFR) Feierabend. Da fühlen sich dann selbst Stars wie Sven Regener von Element of Crime am Sonntagabend (27.8.) ein bisschen wie Getriebene. „Noch sechs Minuten“, ruft der Star der Berliner Kultband kurz vor Schluss ins volle Sparkassenrund. Und doch gelingt es ihm und seiner Band, mit großen Hits wie „Delmenhorst“ diesen grandiosen Abend noch zu einem krönenden Abschluss zu bringen.
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Man könnte das jetzt beklagen, dass all die tollen Gruppen, die in diesen Wochen erst um 20 Uhr am See anfangen, bürokratisch etwas ausgehebelt werden. Aber so ist es eben, stellt auch Regener nüchtern fest, machen wir also das Beste draus. Zwei Stunden verzückt die Sechs-Mann-Kombo das vielköpfige Publikum. Die Reihen im Zelt wirken geschlossen, es mögen um die 3000 Menschen gewesen sein, die an diesem kühlen Abend zum Wochenausklang an den See gepilgert sind.
Sänger begrüßt Publikum auf der „Stadtgrenze Bochum/Witten“
Dem Sänger mit der markanten schwarzen Brille, nicht zum ersten Mal beim Zeltfestival zu Gast, muss man unbedingt zugute halten, dass er das ZFR nicht wie so manch andere weit gereisten Stars nach Bochum verlegt, sondern die Menschen „auf der Stadtgrenze Bochum/Witten begrüßt“! Danke erst mal dafür.
Was folgt, ist eine zweistündige Reise durch die lange Bandgeschichte von Element of Crime, die immer noch diese typische Mischung aus Wehmut, Romantik und Melancholie hinbekommt. Die Besucherinnen und Besucher, nicht wenige wie Regener schon um die 60, mögen sich ein wenig selbst in die Achtziger Jahre zurückversetzt fühlen, als wir noch nach Berlin fuhren und an der Mauer entlangliefen und so viele Gruppen aus der geteilten Stadt kamen und die Neue Deutsche Welle das Land überspülte.
Regener begeistert auch an der Trompete
Regener weist denn auch mit einem Augenzwinkern darauf hin, dass man sich erst Jahre später an Stücke getraut hätte, in denen Berlin vorkommt, da seien die Bochumer mit Grönemeyers Hymne auf ihre Stadt viele Jahre zuvor eben „superprivilegiert“ gewesen. Was folgt, ist „Jung und schön“, ein schnelles Lied, laut, dröhnend, stampfend, wie Berlin eben ist.
Dieser Wechsel von schnellen Stücken und den typischen Element-of-Crime-Balladen macht das Konzert zu etwas ganz Besonderem, musikalisch treffen die Berliner mal wieder den Punkt. Abwechslungsreicher Rock, Regeners Bläsereinsätze an der Trompete, ein starkes Saxofon und ein Drummer, der auch mal zur Mundharmonika greift.
Neue Platte vorgestellt
Zur neuen Tour gibt’s natürlich auch die neue Platte „Morgens um vier“, die sie fast vollständig spielen, mit hörenswerten Songs wie „Dann kommst du wieder“. Schade, dass Regener nicht immer so gut zu verstehen ist. Denn die Texte lohnen sich, einfach und doch so eindringlich. „Treulos ist die Sonne, treulos warst auch du.“
Element of Crime jedenfalls hält dem Zeltfestival die Treue und wer sie am Sonntagabend nicht sehen und hören konnte, hat dazu etwa am 14. September in Köln Gelegenheit. Dann geht’s auch schon um 19 Uhr los. Noch mehr Zeit vielleicht für Zugaben.