Bochum/Witten. Kreisch! Tokio Hotel sorgten beim Zeltfestival Ruhr am Donnerstag für Schreie, Tränen und Glitzer-Orgien. So lief die Show vor knapp 2000 Fans.

„Schrei“ heißt das Debütalbum aus dem Jahr 2005. Die meisten Fans verstanden das als Aufforderung. Es war wie früher. Es war wie immer. Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen wurden Tokio Hotel am Donnerstagabend erstmals beim Zeltfestival Ruhr empfangen.

Knapp 2000 meist weibliche Besucher im ausverkauften Stadtwerkezelt erlebten eine Show, die die Weiße Stadt am See so noch nicht gesehen hat. Zurück in die Zukunft: In der Anmutung von 70er-Glamrock-Ikonen wie Sweet oder T. Rex hat sich die einstige Magdeburger Schülerband quasi neu erfunden. Den anfangs deutschsprachigen Alben folgten auf den internationalen Markt getrimmte englischsprachige Produktionen: zuletzt im vergangenen Jahr „2001“.

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Die ganz großen Erfolge, auch in den USA und England, blieben aus. Die Fanbase indes ist Tokio Hotel gerade in Deutschland immer treu geblieben.

Bei geschätzt 90 Prozent lag der Anteil der weiblichen Fans beim Auftritt von Tokio Hotel im ausverkauften Stadtwerkezelt.
Bei geschätzt 90 Prozent lag der Anteil der weiblichen Fans beim Auftritt von Tokio Hotel im ausverkauften Stadtwerkezelt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Tokio Hotel beim Zeltfestival: Spektakel dauerte 80 Minuten

Beim Zeltfestival sind es vor allem weibliche Fans jenseits der 20, die die Helden ihre Kindheit und Jugend feiern. „Wir sind mit denen groß geworden“, schwärmt Julia (25), die schon morgens um 8 Uhr vor dem Eingang gewartet hatte. Tokio Hotel erreicht zugleich aber immer noch die Zahnspangen-Fraktion. So sind es vornehmlich Teenager, die jeden Song mit Kreisch-Attacken unterlegen.

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Mit 80 Minuten ist die Show zeitlich überschaubar. Doch geboten wird: ein Spektakel. Für die mehrfach wechselnden Bühnenoutfits von Sänger Bill Kaulitz (der sich mit wallend blonder Haarpracht optisch immer mehr seiner Schwägerin Heidi Klum angleicht) mussten etliche Discokugeln sterben. Glitter und Bling-Bling paaren sich bei Bill mit einer arg gekünstelt wirkenden Popstar-Attitüde irgendwo zwischen Marc Bolan und Michael Jackson. Die scheint aus der Zeit gefallen, bedient die Zielgruppe aber trefflich.

Heidi-Klum-Gatte Tom Kaulitz stand nur selten im Scheinwerferlicht. Die Bühne bei Tokio Hotel gehörte allein seinem Zwillingsbruder Bill.
Heidi-Klum-Gatte Tom Kaulitz stand nur selten im Scheinwerferlicht. Die Bühne bei Tokio Hotel gehörte allein seinem Zwillingsbruder Bill. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Bill Kaulitz: „Ich kann nur Gutes über Bochum sagen“

Die Bühne gehört Bill. Im Hintergrund bleibt sein Zwillingsbruder Tom, der abseits von Tokio Hotel gleichwohl die fetteren Schlagzeilen produziert: als Ehemann von Heidi Klum, die dem Zeltfestival allen Spekulationen zum Trotz fern und in den USA blieb.

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Routiniert spielt die Band ihre Setlist herunter, auf der mit „Durch den Monsun“, „Spring nicht“ und „Schwarz“ nur wenige deutsche Titel aus der Anfangszeit auftauchen. Nette Worte für Bochum gibt’s zwischendurch. An der Web-Individualschule hatten die Kaulitz-Brüder 2008 ihren Realschulabschluss gemacht. Bill (33): „Ich kann nur Gutes über Bochum sagen.“

Die Mädels vorne: tränenüberströmt, aus dem Häuschen. Für sie war’s nicht der letzte Schrei.

Was man für den Zeltfestival-Besuch wissen sollte