Witten. Wegen des Dauerregens stockt die Getreideernte in Witten. Landwirte befürchten enorme finanzielle Einbußen. Auf Höfen gehen Existenzängste um.
Der Dauerregen der vergangenen Tage und Wochen bedroht die Getreideernte in diesem Jahr. Heimische Landwirte sind in großer Sorge und befürchten enorme Umsatzeinbußen.
Christian Thiele (38) steht vor seinen Feldern und ist niedergeschlagen. Eigentlich wäre es jetzt die Zeit, in der der Mähdrescher seine Bahnen ziehen sollte. Doch das schwere Gerät kommt momentan nicht zum Einsatz. Der Boden ist viel zu feucht, das Fahrzeug würde wohl sofort stecken bleiben. Aber auch der Weizen selbst ist viel zu nass, um abgeerntet werden zu können. „Durch die Witterung ist er überreif, beginnt an zu keimen“, erläutert der Landwirt. Die Körner lassen sich dann kaum noch verwenden, vielleicht noch als Viehfutter, aber schon gar nicht für Backwaren.
Im Frühjahr sah es zunächst noch ganz gut aus
Wie sehr der Regen dem Getreide zugesetzt hat, belegt Thiele mit Zahlen. In heimischen Breiten fallen pro Jahr etwa 900 bis 1000 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, rechnet er vor. Bis Ende Juli waren es aber schon etwa 800 Liter. Thiele rechnet nach jetzigem Stand bei der Weizenernte mit einem Ausfall von bis zum Teil 50 Prozent. „Ein herber Verlust.“
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Dabei habe es im Frühjahr und zu Sommerbeginn noch ganz gut ausgesehen. „Die Gerste ließ sich dank der trockenen Witterung noch sehr gut abernten. Ähnlich sah es bei den Futtererbsen aus, die wir ebenfalls anbauen“, sagt der Landwirt aus Durchholz. Doch seitdem das Wetter umgeschlagen habe, komme man mit der Ernte einfach nicht weiter.
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Weizen lässt sich kaum noch vermarkten
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Bis vor gut zwei Wochen hatte Bauer Dirk Liedmann den letzten Funken Hoffnung, dass es mit dem Weizen in diesem Jahr noch gut gehen könnte. Da rollte der Mähdrescher über seine Felder, vorerst ein letztes Mal. „Gerade in diesen Tagen müsste es trocken bleiben“, betont der Biolandwirt, doch stattdessen regne es in einem fort. „So schlimm wie dieses Jahr war es noch nie“, sagt der 58-Jährige, den mittlerweile Existenzängste beschleichen.
Auf über 100 Hektar baut er Weizen und Dinkel an, aus denen eigentlich Bio-Backmehl gewonnen werden soll. Dazu bedarf es hoher Qualitätsnormen. Doch die lassen sich nach jetzigem Stand wohl kaum noch erzielen. Im Moment sei es sogar zweifelhaft, ob sich der Weizen als Futtermittel verkaufen lasse, obwohl da schon geringere Standards gelten, so Liedmann. Nach seiner Ansicht macht sich auch hierzulande der Klimawandel bemerkbar, denn solche Regengüsse über einen längeren Zeitraum habe es in der Form früher nicht gegeben. Andererseits habe man auch eine Frühjahrstrockenheit, wie sie heimische Regionen jetzt erleben, in der Vergangenheit nicht gekannt.
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Landwirt bangt bereits um die Kartoffelernte
Die großen Wassermengen können zwar für die aktuelle Wachstumszeit von Maispflanzen von Vorteil sein, sagt Landwirt Jan Bockholt. Doch die Regenmassen, die derzeit Tag für Tag runterkommen, schaden dem Weizen und dem Raps. Letzteren konnte er bis zur letzten Woche zumindest bis zur Hälfte abernten. Ganz anders sehe es aber mit dem Weizen aus, der steht noch auf den Ländereien und leidet unter den Niederschlägen. Wie auch die anderen Bauern bangt der 38-Jährige dieses Jahr nicht nur um die Erntemengen, die Qualität stehe ebenso auf dem Spiel, sagt der Hevener. Für ihn steht außer Frage: Finanziell muss er mit erheblichen Verlusten rechnen.
Skeptisch blickt der Landwirt zudem auf seine Gemüse- und Kartoffelfelder. Vor allem die Knolle kann noch zu Kummer führen. Bei zu viel Nässe bilden sich mitunter Pilzinfektionen, die Schäden verursachen. Jan Bockholt hofft, dass sich endlich die Sonne wieder blicken lässt. Mit dem Wunsch steht er wahrlich nicht allein.