Witten. Florian Wolff ist Landwirt in Witten-Herbede und setzt damit eine Familientradition fort. Bald hat er noch ein zweites berufliches Standbein.
Er ist jung, hat zwei Berufe und jetzt auch noch ein Ehrenamt. Florian Wolff ist Landwirt und setzt damit in Herbede eine Familientradition fort. Als Ortsverbandsvorsitzender für „Witten-Süd“ vertritt der 27-Jährige im Landwirtschaftlichen Kreisverband Ennepe-Ruhr/Hagen jetzt rund 50 Wittener Bäuerinnen und Bauern.
Für die Landwirtschaft sieht Wolff ein wenig schwarz. Er glaubt, dass in Zukunft immer weniger junge Leute als Bauer oder Bäuerin ihre Brötchen verdienen möchten. Auch er lebt nicht allein von seinem Hof. Wolff ist Nebenerwerbslandwirt – wie sein Vater Uwe (54), sein Großvater und sein Urgroßvater – und heute die meisten Wittener Bauern.
Sein Urgroßvater August Wolff hat einst mit dem Kauf des Kottens in Vormholz in den 1920er Jahren den Grundstein für den Familienbetrieb an der Vossegge gelegt. Der Mann war im ersten Beruf Bergmann. Auch der Großvater war ein Kumpel und als solcher auf der 1976 stillgelegten Zeche Egbert in Herbede als Hauer tätig.
Landwirt aus Witten-Herbede setzt auf Mutterkuhhaltung
Florian Wolff, der den 25-Hektar-Hof mit seinem Vater bewirtschaftet, ist gelernter Land- und Baumaschinenmechaniker. Bislang ist er beim Wittener Landschafts- und Tiefbauunternehmen Karger angestellt. In wenigen Tagen, ab April, wird der 27-Jährige auch in seinem ersten Beruf auf eigenen Beinen stehen. Er hat eine Firma gegründet – den „Agrar- & Forstservice F. Wolff“. Für seinen bisherigen Chef Stefan Karger wird er dann weiter als Subunternehmer arbeiten.
Auch Privatleute, die zum Beispiel Hilfe beim Baumfällen benötigen, hofft er zu gewinnen. Florian Wolff will mit seiner neuen Firma für Städte arbeiten und anderen Landwirten unter die Arme greifen - zum Beispiel bei der Heuernte. Sein Vater Uwe Wolff wird ihm dabei helfen. Der 54-Jährige arbeitet seit 1998 mit seinen Maschinen auch noch als Holzrücker für die Stadt Witten.
Heute werden auf dem Hof der Wolffs vier Kühe und vier Kälber gehalten. Es gibt auch einen Zuchtbullen und drei weibliche Rinder („Färsen“), die noch nicht gekalbt haben. Florian Wolff betreibt eine sogenannte Mutterkuhhaltung. Eine natürliche Haltungsform, die der Fleischerzeugung dient. Das Kalb bleibt nach der Geburt monatelang bei der Mutter.
Gemolken werden Mutterkühe nicht. Ihre Milch ist für den Nachwuchs, so wie es die Natur vorgesehen hat. Heute ein seltenes Tierglück in Deutschland. Denn selbst in der Bio-Milchviehhaltung ist es erlaubt, Kalb und Kuh nach der Geburt zu trennen – und die Kuhmilch dem Menschen zukommen zu lassen.
Urlaub macht ihm keinen Spaß
Die Tiere von Florian Wolff bekommen auch kein Mastfutter. Im Sommer gibt es für sie nur Gras und gemahlenes Getreide, im Winter Heu oder Heulage. Wolff bewirtschaftet auch Grünland und baut Weizen und Gerste an. Das Getreide verkauft er an eine Genossenschaft. Geschlachtet werden seine Tiere in einem Betrieb in Radevormwald. Das Fleisch verkauft er an private Kunden.
In Witten gibt es 62 Bauernhöfe
Nach Angaben der Landwirtschaftskammer gibt es in Witten 62 aktive Bauernhöfe. „Nach unseren Schätzungen betreiben die meisten Landwirtinnen und Landwirte ihren Hof im Nebenerwerb“, so Petra Drees-Hagen, Sprecherin des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Unter den Betreibern könnten auch Hobbylandwirte sein.
Dirk Kalthaus aus Ennepetal-Rüggeberg ist gerade in seinem Amt als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen bestätigt worden. Zu seinen Stellvertretern wurden die Landwirte Peter Oberdellmann aus Hattingen und Sven Rafflenbeul aus Hagen gewählt.
Seine Aufgabe als Ortsverbandsvorsitzender im Landwirtschaftlichen Kreisverband sieht er darin, Wittener Landwirte zu unterstützen. Florian Wolff hofft, „dass die hier nicht aussterben“. Der Vater einer kleinen Tochter ist das, was man ein Arbeitstier nennt. „Urlaub macht mir keinen Spaß“, sagt der junge Bauer und lacht. Ein paar Tage Ferien macht er bislang nur seiner Familie zuliebe.