Witten. Die vier Storchenküken sind tot. Trotzdem übernachten die Eltern weiter in den Wittener Ruhrauen. Das ist eine gute Nachricht fürs nächste Jahr.
Nach der traurigen Nachricht im Juli, dass alle vier Wittener Storchenküken tot sind, keimt nun wieder Hoffnung auf: Denn nach wie vor werden Störche in dem Bommeraner Horst gesichtet. „Höchstwahrscheinlich handelt es sich um dasselbe Paar, das dort regelmäßig übernachtet“, sagt Gerald Sell von der Naturschutzgruppe (Nawit). Das würde bedeuten: Die Vögel fühlen sich in den Ruhrauen so wohl, dass sie vielleicht im nächsten Jahr wieder vorbeischauen.
Tatsächlich sei das Weibchen beringt. Die Ablesung der Nummer in den letzten Wochen habe ergeben, dass die Zahlen identisch mit der zuletzt brütenden Störchin sind. Sie sei in Begleitung eines zweiten Vogels, der wiederum keinen Ring trägt. Deshalb sei davon auszugehen, dass es noch das alte Paar ist.
Wittener Naturschützer: Diesen Sommer keine Hoffnung mehr auf Storch-Nachwuchs
Allerdings gebe es für diesen Sommer keine Hoffnung mehr auf Nachwuchs, so der Experte. „In den nächsten zwei bis drei Wochen geht die Brutzeit zu Ende. Der Trieb, sich zu paaren, lässt nach.“ Außerdem sei immer nur eine Brut pro Jahr möglich. Trotzdem sieht Sell es positiv, dass die Störche offenbar den ganzen Sommer über im Bommeraner Revier geblieben sind. „Dieser Ruhrtalabschnitt bietet gute Voraussetzungen für die Tiere. Sie finden also genug Nahrung.“
So traurig und dramatisch der Brutverlust auch gewesen sei, „es ist bei erstbrütenden Vögeln fast normal“, betont das Nawit-Mitglied. Ihnen fehle es einfach an Erfahrung. Vermutet wird, dass die Storcheneltern aus verschiedenen Gründen in Stress geraten sein könnten. Sei es, dass bestimmte Nahrung fehlte, dass die Küken letztlich doch zu schwach waren oder andere Störche in das Hoheitsgebiet eingedrungen sind und es zu Kämpfen kam.
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So oder so: Wenn die Eltern feststellen, dass ihre Kleinen nicht überleben können, komme es zu einem Hormonausstoß, der zu Übersprunghandlungen führen könne, bei denen die Eltern ihre Jungen töten. In der Biologie spricht man von Infantizid oder Kronismus. Sell hatte selbst bei einer Exkursion erlebt, wie das letzte Küken aus dem Nest gefallen ist.
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Doch all diese Erfahrungen, die das Storchenpaar jetzt gemacht hat, könne es im nächsten Jahr nutzen, ist Sell sicher. „Wenn es den Winter sowie die Hin- und Rückreise übersteht, dann rechnen wir schon im März mit der Rückkehr.“
Wer die Störche aktuell im Nest beobachten möchte, müsse übrigens eine Menge Glück und Geduld mitbringen – beim derzeitigen Wetter eine echte Herausforderung. „Die besten Chancen bestehen in der Abenddämmerung.“